Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
ich einsetzen werde, wenn die Chetekken angreifen, doch die Entscheidungen treffen andere.“
Madigan fasste Hocksters Hände. „Sei nicht voreilig, wir werden es früh genug herausfinden. Jetzt lass uns zu Bett gehen. Ich habe noch einiges vor, ehe die Nacht vorbei ist.“
Madigan ging voraus, Hockster folgte ihr lächelnd. Als sie den Innenhof überquerten, fühlte Hockster plötzlich Angst. Schwindel ergriff ihn und machte das Atmen schwer. Im selben Moment erschien aus dem Nichts eine hochgewachsene Gestalt neben ihm, die grünhäutige, von Knoten überzogene und krallenbewehrte Klaue zum Schlag erhoben. Hockster erkannte den Angreifer sofort: Qwyx! Der Chetekkenmagier!
„Heuchler“, frohlockte der Chetekke und Hass ließ seinen Stimme vibrieren, „jetzt habe ich dich. Ich halte mein Versprechen. Leid über dich und Tod! Stirb, Menschlein!“
Hockster war so überrascht, dass er zur Gegenwehr nicht fähig war. Erst, als die scharfen Klauen des Chetekken seinen Hals aufschlitzten, hüllte er sich selbst in einen magischen Schutz und den Angreifer in einen Flammenmantel, in dem Qwyx langsam verbrannte. Doch es war zu spät. Hockster sackte auf die kalte Erde, lag blutend auf den groben Pflastersteinen des Innenhofes und fühlte sein Leben mit jedem Pulsschlag verrinnen. Madigan kniete neben ihm. Er sah sie kaum durch den dichten Schleier vor seinen Augen.
„Hockster! Hockster!“, rief Madigan verzweifelt. „Halte aus. Hilfe ist unterwegs.“
Hockster röchelte. Er versuchte zu sprechen, doch blutiger Schaum floss aus seinem Mund, machte die Worte undeutlich. „Jetzt weiß ich, weshalb ich meine Zukunft nicht sehen konnte!“ Er hustete und stöhnte dann vor Schmerz. „Mein Hals! Madigan! Es tut so weh.“
„Noch ein bisschen, Liebster. Die Heiler sind gleich da.“
„Immer sagst du das Gleiche. Ich hatte nie Geduld.“
Madigan sprang auf und schrie irgendwelche Befehle über den Hof, die Hockster nicht verstand. Dann kniete sie plötzlich wieder neben ihm.
„Wo bist du ... so lange gewesen, Madigan? Ich habe ... ewig auf dich ... gewartet. Jeden Tag. So ... viel Zeit vergeudet. Ich möchte ..., möchte mit dir durch meine Stadt ... zeigen. Diwenstein ist schön ... wie du ... so schön.“
„Bitte, verlass mich nicht! Hockster! Hockster! Hörst du mich?“
„Ich. Madigan. Vergiss mich ...“
Hockster bäumte sich ein letztes Mal auf. Ein dünnes Rinnsal schaumigen Blutes brach aus seinem Mund hervor. Dann lag er reglos und verging. Madigan weinte lange.
12. Der Krieg kennt keine Sieger
Wir beerdigten einen leeren Sarg. Hocksters Körper verschwand Augenblicke nach seinem Tod wie der des Chetekken. Eine rußgeschwärzte Stelle auf dem Hof zeugte noch lange danach von Hocksters Flammen, die den Schlangenmagier verbrannt hatten. Ob Hockster ebenfalls in seinen eigenen Flammen gänzlich verbrannt war, oder ob der Zauber des Chetekken auch über seinen Tod hinaus wirksam war und Hocksters Leichnam davongetragen hatte, konnte mir niemand sagen. Selbst Diwenok hatte keine Antworten für mich.
Hocksters unsinniger Tod veränderte alles. Plötzlich schien jeder zu fühlen, wie verletzlich wir trotz der mächtigen Wehranlagen waren, die Trenadil auszeichneten. Jeder Mann im wehrfähigen Alter und darüber hinaus auch viele Frauen und Halbwüchsige meldeten sich am Tag nach Hocksters Ermordung bei Krull und Varna, um die Reihen der Verteidiger zu stärken. Es liegt erschreckende Ironie in der Erkenntnis, dass ohne Hocksters Tod das Verteidigungsheer niemals eine ausreichende Größe erreicht hätte, um nahezu sechs Wochen gegen die Chetekken auszuhalten.
In der Mitte des ersten Monats im neuen Jahr standen die Nat Chatkas vor Trenadil. Sie lagerten drei Tage außerhalb der Reichweite unserer Pfeile und griffen am Morgen des vierten Tages an. Wir hielten stand und schlugen sie zurück.
Die folgenden Tage und Wochen gingen in einem einzigen Chaos aus Blut, Gewalt und Tod unter. Das Krankenhaus füllte sich mehr und mehr mit Verwundeten, dass es bald keinen Platz mehr gab. Tira entschied, dass der Hauptsaal des Herrenhauses als Notlazarett hergerichtet werden sollte. So sahen wir die Heiler täglich zwischen beiden Häusern hin und her huschen, um den Verwundeten Heilung oder, wenn es dafür zu spät war, Linderung zu bringen.
Neun Tage später hatten die ständigen Angriffe des Feindes unsere Streitkräfte so sehr dezimiert, dass wir den ersten Wall aufgeben mussten. Im Schutz der Dunkelheit
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