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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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zweiunddreißigsten Tag der Belagerung hatte Krull genug und beschloss einen Ausfall. Er und seine dreihundert berittenen Verteidiger kehrten nicht zurück. Sie fielen alle, als die Chetekken sich ihnen entgegenstellten. Tags darauf kam einer der zwanzig Hilfsköche Trewels zu Tira gelaufen und berichtete, dass Trewel sich in der Nacht erhängt hatte. Niemand von uns besaß mehr genug Kraft, um diesen sinnlosen Tod zu betrauern. Langsam machte sich Verzweiflung breit. Allein Diwenok glaubte daran, dass wir überleben könnten. Er verfolgte die Bewegungen der Armee aus Burnyk und zählte die Tage bis zu ihrer Ankunft inzwischen an einer Hand ab. Doch ob fünf Tage oder fünfhundert – unsere Verluste waren zu groß. Geschwächt von über dreißig Tagen Grauen und Tod, verängstigt und zum Umfallen müde, war kaum einer in der Lage, wachen Geistes die Chetekken zurückzuschlagen. An diesem Tag gaben wir den vierten Verteidigungswall auf und zogen uns nach Trenadil zurück. Nun gab es nur noch eine Mauer zwischen uns und den Angreifern.
    Die Hajadas, die sich bislang zurückgehalten hatten, erschienen endlich auf den Wehrgängen und fochten mit aller Meisterschaft, die ihnen zu Gebote stand. Niemals wollten sie es zulassen, dass Trenadil in die Hände der Chetekken fiel. Auch die Druiden hatten sich diesem Ziel verschworen, doch kämpften sie gegen einen anderen Gegner. In dieser Nacht mussten sie sich unter Diwenoks Führung einem weiteren magischen Angriff der Schlangenzauberer erwehren und unterlagen. Wir fanden ihre verkohlten Leichen im Druidenhaus. Tira brach bei ihrem Anblick zusammen und wurde ins Krankenhaus getragen.
    Wie wir die nächsten Tage überstanden, wusste hinterher niemand in Worte zu fassen. Die Verstärkung durch die Hajadas, ihr unbezwingbarer Mut und ihre große Stärke verlieh uns ein letztes Mal Kraft, standzuhalten. Doch auch sie erlitten bald schwere Verluste.
    Der letzte Angriff stand bevor. Es gab nicht mehr genug Verteidiger, um die Mauer zu besetzen. Überall klafften Lücken. Tira stand neben mir, ein grimmiges Lächeln auf den Lippen. Wir warteten. Der Angriff kam überraschend. Die ersten Nat Chatkas, die den Wall erreichten, konnten wir noch zurückschlagen. Dann waren sie unter uns. Tira verlor ihren linken Unterarm durch den Schwertstreich eines Angreifers. Sie wurde als eine der letzten zu den Heilern getragen. Als ich glaubte, dass wir nun endgültig verloren seien, griffen endlich die Soldaten aus Burnyk an, und obwohl wir nicht mehr daran geglaubt hatten, auch die Armee Serkals. Beide Heere hatten sich am Ausgang des Tales vereinigt und waren dann mit Macht gegen die hinteren Reihen der Chetekken vorgegangen. Ihr Stärke gab uns neuen Mut. Besonders die magischen Fähigkeiten des Heilers Alep Elders und die Beschwörungen des Meistermagiers Bohnthal, der über sämtliche Pflanzen nach Gutdünken gebot, lichteten die Reihen der Angreifer mehr und mehr. Die Chetekken auf dem Schutzwall flohen. Sie eilten davon, um ihren Brüdern gegen das feindliche Heer beizustehen. Doch es gab kein Entrinnen für sie. Ihre Armee wurde zwischen dem vereinigten Heer aus Burnyk und Idenhal und den letzten Verteidigern der Feste aufgerieben.
    Nur vier Tage später schickten sie einen Unterhändler, der mit den Verteidigern Heetlands, - König Serkal, Kwin Bohnthal, Alep Elders, Karva und mir – einen Waffenstillstand vereinbarte. Serkal versprach ihnen freien Abzug, wenn sie Heetland augenblicklich verlassen würden. Tags darauf zog der Rest des Schlangenheeres ab, verließ schließlich Heetland und wir begannen, die Trümmer wegzuräumen.
    Als die Chetekken abzogen, begab ich müde und nach Blut und Tod stinkend zu den Heilern. Erst, als sie mir versicherten, dass Tira überleben würde, ruhte ich mich aus. Ich schlief zwei Tage lang. Als ich erwachte, nahm ich ein Bad, aß etwas, nahm noch ein Bad und schlief einen weiteren Tag und noch eine Nacht.
    Am Mittag des vierten Tages besuchte mich Naggit, der von seiner schweren Verletzung vollständig genesen war. Er kam durch das offene Fenster herein gesegelt, landete auf dem Tisch und sah mich mit funkelnden Augen an. „Ich grüße Euch, Sternendame“, sagte er.
    „Du bist wieder gesund?“
    „Ja! Ganz gesund. Meister Elders ist ein hervorragender Heiler. Besser noch als der Auserwählte es war.“ Als er sah, was er mit seinen Worten angerichtet hatte, neigte er den Kopf und sagte: „Entschuldigt bitte, ich wollte Euch nicht mit meinen

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