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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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zogen wir uns zurück, rannten die vorgegebenen Wege über festen Boden und Gras dahin und erreichten schließlich den zweiten Verteidigungswall. Als die Schlangen das Tor der ersten Mauer aufbrachen und wie eine Flut aus grünen und braunen Leibern hindurch drängten und über die Fläche zwischen den Mauern strömten, schossen Varnas beste Schützen das Pech, mit dem die flachen Rinnen, die wir lange zuvor kreuz und quer ausgehoben und anschließend gefüllt hatten, in Brand. Als die ersten Chetekken Feuer fingen, jubelten die Soldaten auf den Wehrgängen. Es war ein schauerliches Geheul, das sich da mit den Schmerzensschreien der Angreifer vermischte, aber wer konnte es uns verdenken? Dann zischten erneut Pfeile und mähten die ersten Reihen der Schlangen nieder.
    Drei Wochen nach dem ersten Angriff, es war Anfang Februar, war die Hälfte der Verteidiger verletzt oder gefallen, und unsere Hoffnung verging beim Anblick ständig neu eintreffender Truppen der Chetekken.
    Am dreiundzwanzigsten Tag nach dem ersten Angriff fiel Garlit und nur wenige Minuten später Varna.
    Müde vom ständigen Kampf und ausgelaugt von der immerwährenden Angst, die Chetekken könnten die Verteidigung durchbrechen, nahm ich die Nachricht von ihrem Tode mit einer bitteren Gelassenheit hin. Erst als Tira an Varnas Stelle trat und den Befehl über die Bogenschützen übernahm, kam der Schmerz. Doch das Leid, das ich beim Tode Hocksters gespürt hatte, blieb aus. Meine Liebe zu Varna und Garlit war mit ihrem Tod vergangen und so trauerte ich um gute Freunde, nicht um geliebte Menschen. Doch auch das war schlimm. Obwohl ich in meinem Söldnerleben viele Freunde durch den Krieg verloren hatte, war der Tod eines Gefährten immer aufs neue eine grausame Erfahrung.
    Karl war in diesen Wochen eine große Hilfe. Ich hatte seine Programmierung so verändert, dass er auch Befehle von Naggit entgegennahm. Während Karl nun immer häufiger das Chetekkenheer überflog, saß der kleine Drache geschützt vor Pfeilen auf seiner Schulter und beobachtete die Bewegungen der feindlichen Armee, erkundete ihre Versorgungslinien und beobachtete die Größe der nahezu ständig eintreffenden Verstärkungstruppen. Auf diese Weise erfuhren wir, dass Idenhal zerstört worden war und dass König Serkal mit den Resten seiner Armee die Hauptstadt verlassen hatte.
    Zwei Tage später beauftragte ich Naggit, gemeinsam mit Karl das Chetekkenlager zu überfliegen, um neue Informationen zu sammeln. Sie blieben lange aus. Karl brachte den kleinen Drachen halbtot zurück. Ein riesiger Pfeil, größer als Naggit selbst, hatte seinen Bauch durchschlagen und war an der Seite wieder herausgetreten. Die Heiler waren angesichts der schweren Verletzung machtlos. Als er im Sterben lag, war ich an seiner Seite. Alle Kraft war aus dem sonst ruhelosen kleinen Körper gewichen. Er sah mich traurig an, als wüsste er genau, dass sein Ende nahte.
    „Nun werde ich die Lieder über meine Heldentaten nicht mehr hören, Sternendame“, sagte er kraftlos.
    „Nein! Doch da, wo du nun hingehst, ist jeder ein Held. Deine Taten werden nicht vergessen.“
    „Ah, ihr versteht es, einem Drachen Mut zu machen. Ich könnte ...“
    Ein kühler Luftzug unterbrach Naggit. Plötzlich erschienen an seinem Bett zwei Drachen, die Naggit wie ein Ei dem anderen ähnelten. Der kleine Drache sah sie verwundert an. „Braggit! Saggot! Was tut ihr beide hier?“
    Der, den Naggit mit Saggot angesprochen hatte, legte den Kopf schief. „Wir sind gekommen, dich abzuholen. Vater schickt uns. Er bat Meister Elders, uns hierher zu versetzen und dich mitzunehmen. Meister Elders glaubt, dass er dich heilen kann. Bist du bereit?“
    „Ja!“, erwiderte Naggit leise lächelnd. Dann wandte er sich an Madigan. „Sternendame, es gibt noch Hoffnung. In wenigen Wochen sehen wir uns wieder. Achtet auf Euer Leben. Ich möchte Euch nicht auch noch verlieren.“
    Braggit und Saggot begaben sich je an eine Seite ihres verletzten Bruders, falteten die Flügel auseinander bis Naggit nicht mehr zu sehen war und verschwanden. Zurück blieb ein leeres Lager und die Erinnerung an Naggits stete Lebenslust.
    In den folgenden Tagen erhöhten sich unsere Verluste um ein vielfaches. Die Chetekken rannten immer wieder gegen die Mauern Trenadils an und gönnten uns keine Ruhe mehr. Die Hajadas hatten noch immer nichts zur Verteidigung der Feste beigetragen. Sie warteten in ihren Höhlen. Worauf, das wusste niemand von uns zu sagen.
    Am

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