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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Erinnerungen quälen.“
    „Es ist gut, Naggit. Ich wollte gerade Tira besuchen. Möchtest du mich begleiten?“
    „Wenn Ihr nichts dagegen habt, möchte ich zuerst zu Croc und Karva.“
    Tira erholte sich schnell von ihrer Verletzung, doch konnte sie den Verlust ihres linken Armes nicht verschmerzen. Als sie das Krankenbett wieder verlassen durfte, wich sie nicht mehr von meiner Seite. Ohne es zu ahnen, gab sie mir so den Halt, den ich brauchte, um über Hocksters Tod hinwegzukommen.
    Zwei Wochen später nahm das Leben innerhalb der Festung langsam wieder geordnete Formen an. Von den über fünftausend Verteidigern hatten einhundertdreiundzwanzig überlebt, doch der Krieg war zu Ende und die, die noch am Leben waren, fanden langsam wieder Freude daran. Außer mir und Tira und Naggit.
    Serkal, der sich nun als Held fühlte, kehrte mit neugewonnenem Selbstvertrauen zurück nach Idenhal. Von dort aus sandte er eine Gruppe Gelehrter nach Diwenstein. Das Wissen war, dank Hockster, erhalten geblieben.
    Auch die Streitkräfte aus Burnyk kehrten nach Hause zurück. Nur Naggit blieb – für eine kleine Weile, wie er sagte. Er flog in die Berge und besuchte Hocksters Grab. Als er zurückkam, klang seine Stimme entschlossen. „Dame Madigan“, sagte er. „Ich weiß, dass Ihr Heetland bald verlassen werdet und in Eure Heimat zurückkehrt. Für den Auserwählten waren die Sterne immer etwas ganz besonderes. Ich möchte Euch auf Euren Reisen begleiten, um herauszufinden, was sie ihm bedeuteten. Ich bitte Euch, lasst mich Euch begleiten.“
    An einem warmen Tag im Juni stiegen Tira, Karva und ich auf die zweite Bergterrasse und besuchten die Gräber unserer Lieben. Zuletzt fanden wir uns vor Hocksters Grabstätte ein. Er wäre sicher glücklich gewesen, hätte er die Gelegenheit gehabt, Alep Elders zu sehen und den Meistermagier Bohnthal und auch Wigget, Naggits Vater, kennenzulernen. Wie sehr hätte es ihn gefreut, zu erfahren, dass Diwenstein den Angriffen der Chetekken entgangen war und nun einen wesentlichen Beitrag beim Wiederaufbau der zerstörten Regionen Idenhals leistete. Doch nichts davon hatte er erleben dürfen. Sein Tod, so sinnlos wie jeder andere, schmerzte mich noch immer.
    Irgendjemand hatte frische Blumen auf sein Grab gelegt. Tira kniete sich hin und ordnete sie neu, bis die Blüten nach Süden wiesen. Karva sagte etwas, doch so leise, dass ich es nicht verstehen konnte. Ich sah sie fragend an, doch sie schüttelte stumm den Kopf. Manchmal sind Worte einfach nicht genug, um Gefühle auszudrücken, schien ihr Blick zu sagen. Ich nickte und versuchte, nicht zu weinen, was mir nicht gelang.
    Tira erhob sich und strich sich feuchte Erde von den Knien. Tränen liefen ihr übers Gesicht. „Er war ein großartiger Mann und er hat es nie geglaubt.“
    „Auch ich werde ihn nicht vergessen“, sagte Karva, „ohne seine Überzeugungen ständen wir jetzt nicht hier, sondern lägen neben ihm.“
    „Als ich ihn zum ersten Mal sah, war ich verloren“, sagte ich leise. „Ich bin es noch immer. Durch ihn habe ich wieder zu träumen gelernt. Es ist so lange her.“ Meine Knie zitterten plötzlich und ich musste mich an Tira festhalten. Wir umarmten einander lange. Plötzlich wich Tira zurück und sah mich an. „Madigan! Du bist ...?“
    Ich nickte und musste wieder weinen. „Ja! Ich werde ein Kind bekommen. Hocksters Kind.“
    „Das ist die erste gute Nachricht seit Wochen“, sagte Tira und drückte mich fester.
    „Ich habe es ihm nie gesagt.“
    „Was?“, fragte Tira.
    „Ich habe ihm nie gesagt, dass ich ihn liebe.“
    Wenige Wochen später erschien Tira bei mir und wollte sich von mir verabschieden. „Ich kehre zurück in meine Heimat“, sagte sie. „Hier gibt es nichts mehr zu tun.“
    „Ich bitte dich, bleib noch eine Weile.“
    „Ich kann nicht“, sagte sie und schüttelte heftig den Kopf. „Überall sehe ich Garlit und Hockster. Es ist, als könnte dieser Ort nicht ohne sie existieren. Ich habe alles verloren und nichts, nichts ist mir geblieben. Ich kann überall leben, aber nicht hier.“
    „Ich bringe dich, wohin du willst. Wir treffen uns beim Laserbird.“
    „Einverstanden, ich werde warten, aber nicht lange.“
    Anschließend packte ich die wenigen Habseligkeiten zusammen, die ich besaß, und ging ein letztes Mal zu Hocksters Grab. Wieder lagen frische Blumen darauf. Ich dankte dem Unbekannten still. Das Schwert, das ich bei dem Wettkampf in Idenhal gewonnen hatte, legte ich daneben. Ein

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