Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Hockster betrachtete ihn, drehte den kostbaren Stein zwischen Daumen und Zeigefinger. Der Edelstein war etwas besonderes. Ein mächtigerer Fokus, als er ihn je zuvor besessen hatte. Doch Hockster wurde nicht schlau aus der ganzen Geschichte, die damit verbunden war. Weshalb hatte er den Edelstein? Und wer waren die drei fremden Wesen, die ihn aufgefordert hatten, eine Schule einzurichten und einen Ort, an dem das Wissen der Menschen überdauern konnte? Wäre nicht der Turmalin gewesen, hätte Hockster nichts auf die Forderung der drei Gestalten gegeben, sondern alles für einen irren Traum gehalten. Er war mittellos, arm. Außer seinen unveräußerlichen Schmucksteinen besaß er nichts von Wert. Wie sollte er vollbringen, was ihm aufgetragen worden war? Er brauchte Hilfe, soviel stand fest. Geld vor allem anderen. Hilfe von einflussreichen, mächtigen und wohlhabenden Leuten. Wo waren die zu finden? In Idenhal gab es sicher genug, allen voran der junge König Serkal. Allerdings pflegten diese Leute seine Gesellschaft zu meiden. Er schüttelte ungehalten den Kopf. Da saß er und machte sich Gedanken darüber, wie ein Plan dreier fremder, unwirklicher Gestalten in die Tat umgesetzt werden konnte und wusste doch genau, dass ihm die Mittel und Möglichkeiten dazu fehlten. Wo soll ich beginnen, fragte er sich und drehte den Stein und betrachtete ihn von allen Seiten. Je nach dem, wie das Licht der Sonne auf den Turmalin fiel, leuchtete er in einer anderen Farbe. Vielleicht lag die Antwort oder zumindest die Möglichkeit einer Antwort in diesem wertvollen Geschenk. Nein, dachte Hockster, es war ja kein Geschenk, vielmehr ein Tausch gegen einen seiner Edelsteine gewesen. Seltsam genug, dass auf unerklärliche Weise die Steine ausgetauscht worden waren. Ob der Tausch von Bedeutung war oder nicht, konnte er nicht sagen. Zweifelsfrei hatte er das bessere Geschäft gemacht.
Waren die Steine seines Musters nicht auch anders angeordnet gewesen? Der Söldner hatte die Steine aufgehoben, bevor Hockster das Muster hatte untersuchen können. Aber dann blieb die Frage, wer ihm seine Unterstützung fraglos aufgezwungen hatte und warum; über das ‘Wie’ wollte er gar nicht erst nachdenken.
Geistesabwesend öffnete Hockster den Lederbeutel und schüttete die Edelsteine vor sich ins Gras. Der blaue Saphir im Norden, Bernstein im Osten, Rubin im Westen und Opal im Süden. Im Nu hatte Hockster das alte Muster wieder ausgelegt. Zuletzt schloss er das Viereck, in dem er den Turmalin einsetzte. In diesem Augenblick leuchtete das ausgelegte Edelsteingeviert kurz auf. Verblüfft starrte er seine Steine an. Hockster wusste, dass der Turmalin etwas besonderes war, aber nun schien es, als sei die darin enthaltene Magie stärker und vielseitiger, als er es sich bis jetzt überhaupt hatte vorstellen können. Für das kurze Aufglühen des Musters gab es nur eine Erklärung: Das Tor zum Schloss des Ritters und den drei seltsamen Fremden stand für ihn offen.
Hockster zögerte nicht. Kaum hatte er die Augen geschlossen, fand er sich unversehens in dem steinernen Raum ohne Ausgang wieder. Er glitt durch die Wand in den Thronsaal. Nichts hatte sich seit seinem letzten Besuch hier verändert, mit Ausnahme des Ritters selbst, der nun an der Längsseite des Tisches saß, direkt vor den zwölf steinernen Kerzen. Der Ritter drehte den Kopf und schaute in Hocksters Richtung. Als Hockster näher kam brachte der schweigsame Ritter mit einer Handbewegung die steinernen Kerzen dazu, aufzuleuchten.
Neugierig trat Hockster an seine Seite. Wie die Felsen standen die Kerzen angeordnet und die Farben der Flammen entsprachen den Farben seiner Edelsteine. Jetzt erkannte Hockster, worauf der Ritter ihn offenbar hinweisen wollte. Sein eigenes Muster sah ganz anders aus. Die südlichste Kerze glühte rot und stand unbestreitbar für das Element Feuer. Dort hatte er aber aus Neigung das Luftelement platziert. Es gab noch andere Unterschiede. Im Norden der tanzenden Flammen flackerte eine weiße Kerze, im Westen eine blaue. Lediglich der Osten in der Farbe Braun entsprach seinem eigenen Steinmuster. Damit waren auch die Farben zwischen den Himmelspunkten von seinen verschieden. Hockster prägte sich das Muster genau ein und wandte sich anschließend dem Fremden zu.
„Ist das die richtige Anordnung für meine Steine? Wolltest du mir das mitteilen?“
Der Fremde antwortete nicht, sah Hockster unverwandt an. Dann hob er eine Hand mit ausgestrecktem Zeige- und
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