Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
aber fühlte sie sich besser jetzt, nachdem sie das Geheimnis ihrer Herkunft aufgedeckt hatte.
„Du bist keine von uns“, erklärte Hockster mit Nachdruck. „Du kommst von den Sternen, das hast du selbst gesagt. Wie, weiß ich nicht, aber so ist es. Sag mir, was du bist, Madigan ‘Goldhand’ DeVille.“
„Nenn mich nicht so! Es gefällt mir nicht, ich bin eine Frau, weißt du. Mitglied einer Söldnertruppe, die nicht mehr existiert. Alles, was ich besaß, habe ich verloren. Ich bin geflohen, bevor ich gefangengenommen werden konnte. Vielleicht helfe ich dir beim Aufbau deiner Schule. Das klingt nach einer lohnenswerten Aufgabe. Ah, wie ich mich nach Frieden sehne. Ich habe viel zu lange die Kämpfe anderer Leute ausgefochten.“
„Aber wieso gerade hierher? Weshalb bist du nicht woanders hin geflogen?“
„Weil es kein 'Woanders' gab! Mein Vater speiste die Daten dieses Planeten in den T-Bird. Es ist der einzige bewohnbare Planet in diesem Sonnensystem. Also kam ich hierher. Und diese Prothese“, erneut hielt sie ihre linke Hand hoch, „diese Prothese sah nicht immer so aus. Solange ich denken kann, war sie silberfarben - und wesentlich schöner. Aber irgendetwas in der Atmosphäre dieses Hinterwäldlerplaneten hat die Veränderung herbeigeführt. Erklären kann ich mir das allerdings nicht. Karl hat ebenfalls eine Farbveränderung durchgemacht und ich wette, der Laserbird sieht jetzt ähnlich aus. Jedes außerweltliche Metall ist davon betroffen. Du siehst, es gibt für alles eine vernünftige Erklärung.“
„Du benutzt viele Worte, die ich nicht verstehe. Aber deine Erklärungen bestätigen nur, was die Alten schon lange vorher wussten. Du bist Goldhand Sternenreiter, gekommen, um den letzten Teil der Prophezeiung zu erfüllen.“
„Das bin ich ganz sicher nicht!“ Madigan warf den Handschuh hin.
„Schluss“, mahnte der Talusien. „Ihr solltet eure Auseinandersetzung nicht über unsere Sicherheit stellen. Auf dem Meer lauern Chetekken und hinter uns Banditen und Wegelagerer. Mir ist egal, wer du bist, Madigan, erfülle dein Schicksal oder lauf davon. Und du, Hockster, hör auf, alles und jedem deine Sicht der Welt aufzudrängen.“
„Aber ich muss meine Aufgabe erfüllen. Dazu brauche ich eure Hilfe. Ist das denn so schwer zu verstehen?“
„Lass gut sein. Ich schätze deine Begeisterung, aber wenn sie sich dir nicht anschließen will, dann lass sie in Ruhe. Kommt jetzt, lasst uns essen.“
Nach dem Essen, bei dem sie die letzten Reste des Marilks verspeisten, wies Hockster mit dem Daumen zum nächtlichen Himmel. „Wie ist es dort oben zwischen den Sternen, Madigan?“
Madigan sah Hockster an und lächelte wehmütig. „Unvorstellbar schön. Schöner als jeder Wald, Berg oder See, den ihr Planetengebundenen für den erfreulichsten Anblick eures Lebens haltet. Nichts kommt dem Weltraum gleich. Planeten schrumpfen in der Entfernung zu farbigen Kugeln und immer ist schwarze Ruhe um dich herum.“
„Das klingt, als liege man in einem Sarg?“, meinte der Söldner lakonisch.
„Womöglich, ja! Oder aber umgeben von einer unendlich scheinenden, wunderschönen und immerwährenden Nacht!“
Hockster fragte: „Von welchem Stern kommst du?“
Madigan sah hinauf zu den Sternen. „Von einem Planeten weit, weit entfernt, so weit, dass er von hier aus nicht zu sehen ist ...“
„Was denn? Willst du mir erzählen, es gäbe Sterne noch hinter den Sternen?“
„Der räumliche Bezug stimmt zwar nicht ganz, aber ja. Es gibt weit mehr Sterne und Galaxien als die wenigen, die du mit bloßem Auge entdecken kannst.“
„Du kannst deine Behauptung beweisen?“, forderte Hockster.
Der Söldner erhob sich ruhig, nahm Haken und Angelschnur aus seinem Beutel und ging wortlos hinab zum Strand.
„Nein!“, sagte Madigan. „Nicht ohne Hilfsmittel.“
Hockster sah Rok hinterher und fragte sich, warum er gegangen war. Das Verhalten des Söldners war seltsam. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass er schon alles wusste, was es über Madigan zu wissen gab.
„Hast du Familie?“, fragte er Madigan
„Mein Vater war Feldwebel bei der Infanterie. Jetzt ist er tot. Gefallen im Kampf gegen die Miltek-Kombinate.“
„Und einen Mann? Kinder?“
„Nein. Ich lebte allein. Nur die wenigsten von uns waren verheiratet.“
„Dann hatte euer Volk kaum Kinder. Wie habt ihr überlebt?“
„Langsam, Hockster, die Litkov-Söldner waren kein Volk. Es war ein Zusammenschluss vieler verschiedener Menschen
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