Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
und brachten den Bewohnern des kleinen Dorfes Tod und Verderben. Ihre schlangen- oder echsennartigen Körper, die wie Schläuche entweder von einem stämmigen paar Beinen getragen wurden oder gar zwischen zwei Beinpaaren hingen, schimmerten feucht. Auch die flachen, schuppigen Köpfe, stachelbewehrt oder mit knotigen Höckern übersät, erinnerten an Schlangen und Echsen. Die Waffen, die sie schwangen, waren nicht weniger furchteinflößend. Hockster erkannte gezahnte Schwerter, schwere, stachelbesetzte Keulen und riesige, mit Widerhaken versehene Spieße.
Die Dorfbewohner leisteten kaum Gegenwehr. Sie waren den Angreifern an Zahl und Wildheit weit unterlegen. Hockster konnte das nicht länger mit ansehen, er sprang auf, doch ehe er auch nur einen Schritt tun konnte, spürte er Talusiens Hand an seiner Wade, die ihn festhielt und eine weitere, Madigans Goldhand, die ihn sanft aber bestimmt wieder nach unten zog.
„Bleib. Du kannst nichts für sie tun, außer gemeinsam mit ihnen zu sterben.“
„Aber wir können doch nicht tatenlos zusehen“, rief Hockster empört.
„Still! Oder willst du, dass ein paar Chetekken heraufkommen um nachzusehen, wer hier so brüllt? Du bringst uns alle in Gefahr.“
Hockster wandte sich nach rechts und sah Madigan flehend an. Sie schüttelte nur stumm den Kopf, ergriff dann Hocksters Hand, drückte sie kurz und hielt sie fest.
Als kein wehrfähiger Mann mehr stand, prügelten die Nat Chatkas die überlebenden Frauen und Kinder zu ihren Schiffen, töteten die verwundeten männlichen Dorfbewohner und plünderten zuletzt die Häuser, trugen hinaus, was wertvoll war und luden es in die langen Beiboote. Zuletzt legten sie Feuer. Als jedes Gebäude in Flammen stand, kehrten sie zu ihren Schiffen zurück und stachen bald darauf wieder in See.
Der Talusien wartete, bis die Segel hinter einer Landzunge im Süden verschwunden waren, dann stand er auf. „Seht, sie haben die Fischerboote nicht angerührt.“ Er wies zum Meer hinab.
„Warum auch?“, sagte Hockster, „es ist ja niemand mehr da, der damit fliehen könnte.“
„Doch, wir“, erklärte Madigan und ging zu den kleinen Schiffen hinunter.
„Komm, Hockster“, forderte Rok. „Es wird Zeit, dass wir von hier verschwinden.“
„Ja. Darin bist du sicher der Beste – im Verschwinden“, sagte Hockster.
„Was denn? Ist das Wut in deiner Stimme? Trägst du mir nach, dass ich dir dein Leben gerettet habe?“
„Wir hätten den Menschen hier helfen müssen.“
„Ja, das hätten wir! Aber das konnten wir nicht. Es waren viel zu viele Chetekken. Wir hätten wie sie den Tod gefunden.“ Der Talusien wies auf die verstreut zwischen den brennenden Häusern liegenden Leichen.
Hockster schüttelte starrsinnig den Kopf. „Wir hätten ihnen helfen müssen.“
„Glaub was du willst, Beltrim“, erwiderte der Talusien brüsk und ging. Hockster folgte ihm und Madigan in großem Abstand.
„Wir müssen sie beerdigen“, sagte Hockster ernst, als er sie erreichte.
„Keine Zeit, diesmal“, entschied der Söldner.
Hockster fügte sich stumm. Sie bestiegen das Boot, das Madigan ausgesuht hatte und setzten Segel. Hockster stand am Bug, als das neue Schiff Fahrt aufnahm. Es war schneller als das erste. Sein Besitzer hatte mit schwarzer Farbe den Namen ‚Seerose’ auf die Bordwand gepinselt. Es war ein schönes Boot und es war ein schöner Tag, aber Hockster war nicht wohl zumute. Tod, Leid und Elend der Menschen, die erschlagen hinter ihm lagen, gingen ihm nicht aus dem Sinn.
Glücklicherweise verlief die weitere Fahrt an der Küste entlang ereignislos. Zwei Wochen später zeichnete sich an einem sonnigen Vormittag der Hafen von Idenhal am Horizont ab. „Wir sind da“, sagte der Talusien.
„Idenhal“, flüsterte Hockster ehrfürchtig.
Als sie die Hafeneinfahrt von Süden kommend erreichten, fuhr eine Fregatte unter Burnyks Flagge in den Hafen ein.
„Sieh“, sagte der Talusien, „Hornburger.“
„Woran erkennst du das?“
Der Talusien wies auf die Flagge, die weithin sichtbar war. „Siehst du den Turm im rechten unteren Quadrat unter der aufgehenden Sonne?“
„Ja!“
„Der Turm ist das königliche Wappen Hornburgs in Burnyk. Ich möchte wissen, welche hochstehenden Persönlichkeiten da gerade anlanden.“
„Was tun die hier? Ich dachte, es herrscht Krieg zwischen Heetland und Burnyk.“
„Das dachte ich auch, aber anscheinend haben sich die Zeiten geändert. Wir werden es herausfinden.“
„Ja“, sagte
Weitere Kostenlose Bücher