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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Schwarzberge, die neben der Küste aufragten. Dahinter lag irgendwo auch Trenadil, die Festung König Vidals, aber das kümmerte ihn jetzt nicht mehr. Er schätzte, dass er in etwa drei, vielleicht vier Wochen das Tarrasgebirge erreichen würde, das Ende seiner Reise.
    In den Nächten zeigten sich wieder erste Sterne und ein fahler Mond spendete tröstendes Licht. Einmal hörte er vom Land her das Heulen eines Wolfes. Er stellte sich an die Reling und heulte mit. Waren Wölfe imstande, zu schwimmen? Hockster lachte bei dieser Vorstellung. Zum ersten Mal, seit er Idenhal verlassen hatte, fühlte er sich wohl und so wagte er es, sich der Frage nach seiner eigenen Zukunft zu stellen. Was wollte er mit seinem Leben anfangen, welche Ziele hatte er? Was hoffte er zu Hause zu finden? Er war nicht gern gesehen in Tarnagg. Er ängstigte die Leute, hatte es immer getan und war immer auch ein Außenseiter geblieben. Im Grunde hatte er es nur der herausragenden Stellung seines Urgroßvaters Arterius zu verdanken, dass er dort im Schatten der Anfeindungen hatte leben können. Als Arterius gestorben war, hatte Hockster wenig Gründe gefunden, länger in Tarnagg zu bleiben und die Menschen hatten ihm keinen Grund gegeben, der ihn zum Bleiben veranlasst hätte. Da war die Legende der Auserwählten Hornburgs gerade recht gekommen. Seinen Abschied nahm niemand in Tarnagg zur Kenntnis, aber Hockster wusste, dass jeder Einwohner des Dorfes sich freute, ihn endlich los zu sein, den Außenseiter und Zwerg. Er verließ seine Heimat ohne Reue und ging auf Wanderschaft. Er war überzeugt, dass es überall besser sein musste als zu Hause, wo es so schlimm geworden war, dass er es nicht mehr ausgehalten hatte zu bleiben.
    Nun kehrte er zurück. Zurück wohin? In ein Dorf voller Ablehnung und Feindschaft. Zum ersten Mal, seit er aufgebrochen war, fragte Hockster, was er dort zu suchen hatte? Die Antwort war schnell gefunden: Nichts! Aber es musste doch irgendwo in Heetland einen Platz zum Leben geben, einen Ort, an dem er willkommen war.
    Einen einzigen Platz hatte er auf seinen Reisen gefunden, an dem er sich wohl gefühlt hatte, weit im Westen gelegen, nahe der Nord-Süd-Straße: Diwens Steinkreis inmitten Rikats Land. Konnte er es wagen, sich dort niederzulassen? Immerhin hatte er Rikat das Leben gerettet. War das genug für einen Mann, der sein Leben Mord, Totschlag und Plünderung gewidmet hatte?
    Die Gegend um den Steinkreis war nahezu ideal, um sich dort niederzulassen. Weit genug im Landesinneren, um vor den Piratenüberfällen der Nat Chatkas wenigstens einigermaßen sicher zu sein und doch nahe genug am Meer und der Nord-Süd-Verbindung, um schnell andere Ortschaften zu erreichen. Obwohl Hockster nicht viel über Kriegführung und Strategie wusste, war er sich doch sicher, dass die Hallmark keine strategische Bedeutung für kriegführende Mächte hatte. Es gab dort nichts von Wert, das sich zu verteidigen oder zu erobern lohnte.
    Als er die Ausläufer der Schwarzberge hinter sich gelassen hatte und glaubte, weit genug nach Süden gefahren zu sein, um bei einem Marsch geradewegs nach Westen etwa in der Nähe von Rikats Land herauszukommen, steuerte er vorsichtig die Küste an, holte die Segel ein, packte seine Sachen zusammen und brach – das Boot, das ihn so brav bis hierher gebracht hatte, zurücklassend –, nach Westen auf.
    Nun würde er also Heetland auch von Ost nach West bereisen. Hockster grinste kämpferisch. Ein weiter Weg bis Räubermarkt und darüber hinaus bis zu Diwens Steinkreis und er wollte ihn schaffen. Er rechnete damit, sein neues Ziel, die Westküste Heetlands, in etwa einem halben Jahr zu erreichen, ein wenig später, wenn der Winter früher anbrach als gewöhnlich, aber in jedem Fall vor der Jahreswende. Auf seinem Weg quer durch das Land gab es keine nennenswerten Gebirge zu überwinden. Ein paar Flüsse, aber er war ein recht guter Schwimmer und sorgte sich nicht weiter um deren Durchquerung. Leider gab es auch weniger Ortschaften hier im Osten und noch weniger, je weiter er nach Westen kam. So tief im Landesinneren wollten nur wenige Menschen leben. Er aber brauchte Dörfer, kleine Städte und Bauernhöfe, wo er sich immer wieder mit Proviant versorgen konnte. Hockster war ein schlechter Jäger und als Fischer taugte er noch weniger.
    Der Sommer kam und verging und Hockster legte mit jedem Tag weite Strecken zurück. Er hielt sich nirgendwo lange auf. Hin und wieder übernachtete er in einem der ländlichen

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