Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)
der Furcht vor dem, was ihn erwarten würde. Dann entschied er, dass die Furcht stärker war und wagte einen kraftlosen Einwand: „Aber ich bin doch gar nicht krank.“
Ferdinand wusste nicht, ob er lachen oder heulen sollte, begriff jedoch, dass beides in dieser Situation zwecklos war. „Natürlich nicht. Aber du wirst so tun“, erklärte er milde.
Noch immer wirkte Peter nicht überzeugt und alles andere als begeistert. Es kamen Stimmen auf unter den Männern, dass es zu riskant wäre und man sich auf einen anderen Plan einigen sollte. Der Seebeuter beschloss, dass es an der Zeit sei, Peter eine gutgemeinte Entscheidungshilfe zu geben. Er beugte sich unauffällig zu ihm herunter und flüsterte: „Du hast die Wahl – entweder werfe ich dich auf offener See über Bord oder du gehst auf dieses Schiff dort drüben. Na?“
Erschrocken schaute Peter vom Kapitän zum Steuermann, von diesem zu Ketten-Hannes, von Ketten-Hannes wiederum zu Wilfrid Zeew und schließlich zu dem Rest der Mannschaft. Alle tuschelten und schauten erwartungsvoll, hatten aber von der Drohung des Seebeuters anscheinend nichts mitbekommen. Schließlich nickte er und stieß ein gequältes „In Ordnung“ hervor. Die Männer kamen heran und klopften ihm anerkennend die Schulter. Nur Wilfrid Zeew äugte weiterhin misstrauisch zu Peter und dem Kapitän hinüber, während sich die Planken des Schiffbodens ächzend unter der Gewalt des Wassers beugten.
***
Tagebucheintragung vom 13.7.1979
Klaus Luchterhand – Held der Arbeit. Klingt bescheuert. Jeder weiß, dass ich kein Held bin. Doch bei Schatzi fühle ich mich so. Gerade drei Wochen ist es her, dass wir das erste Mal miteinander geschlafen haben. Und meine Aufregung stellte sich als völlig unbegründet heraus. Na ja, nicht ganz. Aber inzwischen habe ich mich gut unter Kontrolle. „Los Katerchen“, hat sie gesagt, „gleich noch mal!“ und dann habe ich es ihr richtig gegeben, bestimmt. Hinterher hat sie mich gekniffen. Ich habe jetzt noch den blauen Fleck, der inzwischen grün geworden ist. Sie ist so heißblütig und temperamentvoll, ganz anders als ich. Seitdem könnte ich dauernd, wenn ich sie bloß sehe, ach, was sage ich, wenn ich bloß ihre Stimme höre oder an dem Laken rieche, auf dem sie gelegen hat. Wenn ich neben ihr im Bett liege, ist an Schlaf kaum zu denken. Aber schlafen kann ich noch genug, wenn ich tot bin und schließlich habe ich viel nachzuholen. Ich kann mein Glück gar nicht fassen, dass so eine tolle und erfahrene Frau mich liebt. MICH. Tut sie das? Ganz sicher. Olga ist seit Wochen nur mit mir zusammen. Es ist die Art, wie sie sich mir hingibt, die mich so sicher macht. Dass sie schon andere vor mir hatte, stört mich überhaupt nicht, weiß sie sich jetzt doch das Beste von mir zu nehmen. Aber manchmal frage ich mich, ob sie sich den anderen wohl ebenfalls so entgegengestreckt hat, wie sie das bei mir tut. Und ob sie es mit den anderen vielleicht häufiger gemacht hat als mit mir. Leider will sie nämlich nicht so oft wie ich. Letztens hat sie mir plötzlich eine Ohrfeige gegeben, als ich versucht habe, sie mitten in der Nacht zum vierten Mal zu verführen. Ich war vielleicht erschrocken! Wenn sie so wütend ist, kann sie einem richtig ein bisschen Angst machen. Aber sie hat recht, es war dumm von mir, schließlich kann ich ja nicht erwarten, dass sie es die ganze Nacht hindurch mit mir treibt. Sie braucht ihren Schlaf und ich will ihn ihr gönnen. Sie soll es gut haben bei mir. Deshalb halte ich mich jetzt zurück und bewache ihren Schlummer, wenn die Müdigkeit, wie so oft an ihrer Seite, einen großen Bogen um mich macht. Ich mag es, ihr in diesen Momenten des Traumschlafes zuzuschauen, in welchen sich ihre Augäpfel wie wild unter ihren schönen Lidern mit den langen Wimpern bewegen, und ich stelle mir vor, wie sie von mir träumt und wir dort drüben, in ihrer anderen Welt, die schmutzigsten Dinge tun. Manchmal sabbert sie im Schlaf, das ist richtig süß. Ich lecke dann mit meiner Zunge vorsichtig ihren Speichel vom Kinn und vom Kopfkissen auf. Natürlich so, dass sie es nicht merkt. Diese Hitze ist zur Zeit kaum auszuhalten. Allerdings weiß ich nicht genau, ob es wirklich nur der heiße Sommer ist oder nicht vielmehr die ständige innere Hitze, die mich so auslaugt. Aber ich möchte es gar nicht anders. Nächsten Monat bekomme ich endlich den Trabi, für den ich mich zwei Tage nach meinem dreiundzwanzigsten Geburtstag angemeldet hatte.
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