Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)
ausgebreitet und uns unserer wenigen Klamotten entledigt, nun hielt uns nichts mehr.
Das Wasserbecken lag wie ein wunderbar leuchtender, facettierter Aquamarin vor uns und Lichtfunken tanzten fröhlich auf kleinen Wellen, als hätte ein Sternenregen geradewegs hier sein fernes Ziel gefunden. Nur wenige Besucher vergnügten sich darin. Das Wasser erschien uns im ersten Augenblick sehr kalt, obwohl es 26 Grad hatte, wie an einer Tafel angezeigt wurde, doch schon zwei Minuten später war es einfach herrlich. Wir schwammen etliche Bahnen – wie viele habe ich nicht gezählt – und Christine plauderte unentwegt über ihre Tourneen, ihre Liebhaber, vergangene Zeiten und was ihr sonst einfiel. Ich bekundete meine Aufmerksamkeit mit kurzen Bemerkungen und genoss es ansonsten, in dem klaren Wasser zu schweben, schwerelos in einer glitzernden Milchstraße aus Diamanten, und die zu einer angenehmen Wärme gemilderte Hitze der Sonnenstrahlen zu spüren, dort, wo sie auf die Wasseroberfläche trafen.
„Und?“, fragte mich Christine unvermittelt.
„Und?“, fragte ich zurück, unwissend, aber lachend.
„Wolltest du mir nicht etwas erzählen?“
„Ach ja“, prustete ich, Wasser spuckend, „aber lass uns das lieber verschieben, bis wir an unserem Liegeplatz sind. Ich finde es im Gegensatz zu dir etwas anstrengend, beim Schwimmen so viel zu reden.“
„Oki“, entschied sie, „dann halte ich jetzt meine Klappe und mache das Walross.“
Schnaufend und schnaubend schob sie sich voran, ihr ihrer Ansicht nach schon immer ein wenig zu breites Hinterteil rhythmisch aus dem Wasser hebend - eine Spielerei, welche sie von ihren Eltern gelernt hatte und die nun zu ihrem Standard-Repertoire gehörte -, bis ich mich vor Lachen kaum noch halten konnte. Alles war hier vergessen, die furchteinflössenden Nachtmahre, der orakelnde Herr Luchterhand und der ominöse Fleck an meiner Wand. Alles war hier völlig normal. Die mysteriösen Erlebnisse der letzten Tage erschienen im strahlenden Lichte des Sommertages wieder einmal wie eine unwichtige Erinnerung, ja, fast wie etwas Unwirkliches.
Erst nach knapp einer Stunde hatten wir uns genug abgekühlt, um auf unsere Decken zurückzukehren. Wir zogen kurzzeitig in die Sonne um, um uns von dieser trocknen zu lassen, denn das mochten wir beide sehr, aber Christine hatte dabei den unschätzbaren Vorteil, dass sie schnell braun wurde und keinen Sonnenbrand fürchten musste. So nebeneinander liegend, begann ich ihr von meinen Träumen zu berichten.
„Hm, interessant sind sie ja“, unterbrach sie mich, „aber so kurz und auch nicht ungewöhnlich. Ich wundere mich, dass sie solch starke Wirkung auf dich haben.“
„Das Beste kommt noch!“, triumphierte ich ungewollt. „Stell dir vor, diese Großfürstin gab es tatsächlich und ich habe vorher niemals etwas von ihr gehört oder gelesen!“
„Bist du sicher?“, fragte sie, nicht zweifelnd, eher wie eine Ärztin, die sich vergewissern will, dass ich ernsthaft meine, was ich sage.
„Also ausschließen kann ich es natürlich nicht, dass ich unbewusst mal irgendwas aufgeschnappt habe, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dem nicht so ist.“
„Tja, Süße, dann liegt der Fall sonnenklar“, sie rekelte sich lasziv, „- du hast von einem früheren Leben geträumt. Das kommt öfter vor, als man im allgemeinen annimmt, aber wenn du so einen Traum gleich dreimal hintereinander hast, dann ist deine Annahme richtig, dass es hier nicht nur um eine Erinnerung geht, sondern tatsächlich um eine Botschaft. Die Frage ist, ob diese verschlüsselt ist oder offen. Vielleicht wurde durch irgendeine Begebenheit in deinem jetzigen Leben das Karma und gleichzeitig die Erinnerung eines vergangenen Lebens geweckt, aus welchem du etwas mit hinüber gebracht hast. Was hat diese Großfürstin noch zu dir gesagt?“
Ich fühlte mich leicht schwindelig von den vielen Gedanken, die in meinem Kopf herumschossen, wiederholte kurz die Sätze und zog mich vorsichtshalber in den Schatten zurück, um eine neue Schicht Sonnenschutz aufzutragen. Christine folgte mir und man sah ihr an, dass es hinter ihrer schönen Stirn arbeitete. Wahrscheinlich war sie gerade dabei, die Botschaft meiner Träume zu entschlüsseln.
Eine Weile schwieg ich, dann platzte es aus mir heraus: „Glaubst du wirklich, ich war die Großfürstin?“ Vor meinem inneren Auge sah ich das harte, grausame und männliche Gesicht, das ich in meinen Begegnungen
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