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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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lachte mit. Wir wechselten einige weitere Worte, er in seiner schnodderigen Art, dann war ich an der Reihe und er verabschiedete sich.
     Als ich mit zwei Mineralwasserflaschen unterm Arm zu unserem Baum zurückkam, muss man mir meine leichte Beunruhigung angesehen haben.
     „Ist was?“, wollte Christine wissen.
     „Stell dir vor, mich hat gerade jemand angesprochen, den ich noch nie gesehen habe. Der kennt mich und erzählt, dass er mich immer auf meinem Balkon sieht.“
     „Du bist eben bekannt wie ein bunter Hund.“
     Ich erzählte ihr die ganze Story und Christine schien das lustig zu finden, sie gluckste ständig vor sich hin. Mir selbst wollte das alles jedoch nicht so recht gefallen, fühlte ich mich doch seit meiner Renovierung genug verfolgt und beobachtet. Nun gut, die Sache mit den Sonnenblumen war tatsächlich einigermaßen komisch. Ich hatte schon lange keine Sonnenblumen mehr auf dem Balkon, aber wahrscheinlich erwischte er mich einmal dabei, als ich an ihnen herumgezupft und ihnen gut zugeredet hatte, eine seltsame Angewohnheit von mir, in deren Genuss alle meine Pflanzen kommen. 
    „Also wenn das so weiter geht, werde ich bald paranoid“, entgegnete ich sarkastisch. 
    „Warum denn? Nur weil er dich auf dem Balkon gesehen hat, muss es ja noch kein Spanner sein.“
     Der Gedanke war mir gar nicht gekommen. Wer weiß, was er alles beobachtet hatte. Und mir fiel ein, dass Christine allein meine Träume kannte, nicht aber meine anderen Erlebnisse.
    Ich zog kurz in Erwägung, es ihr zu erklären, verspürte jedoch so wenig Lust dazu, dass ich lieber den Mund hielt. Dennoch hatte ich das ungute Gefühl, dass meine scherzhaft gemeinte Bemerkung alles andere als abwegig war. Vielleicht war ich ja wirklich paranoid und wusste es noch nicht. Vielleicht bildete ich mir die Hälfte nur ein. Vielleicht gab es gar keinen Fleck, vielleicht war überhaupt niemand im Keller gewesen, vielleicht hatte mir nie jemand hinterherspioniert, ja, vielleicht gab es den Herrn Luchterhand nicht einmal. Beim Überdenken dieser Theorie begann ich tatsächlich an meiner geistigen Gesundheit zu zweifeln, kämpfte aber trotzig mit aller Kraft gegen die Abgründe meines Denkens an, bis ich solcherart Ideen erfolgreich beiseite gewischt hatte und mich wieder auf das süße Leben konzentrieren konnte.
     Wir schnatterten noch eine Weile unter dem gastfreundlichen Lindenbaum, dann streckten wir uns auf unseren Decken aus und träumten vor uns hin. Über mir wogte die duftig-blühende Krone leicht im Wind und spontan kam mir das alte Volkslied in den Sinn. „Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum...“ sang ich vor mich hin, dichtete den Text übermütig in „Im Schwimmbad, an dem Zaune, da steht ein Lindenbaum...“ um und sank mit dieser Melodie auf den Lippen in eine kurzen, vom Klingen der Blätter begleiteten Schlummer.
     
    ***
     
    Der Schatten der „Wassilissa“ wurde zusehens größer, bis sich das Schiff majestätisch vor Ferdinand und seinen Männern erhob. Staunend sahen sie das Heck sich ihnen nähern, welches über und über mit dekorativen Schnitzereien versehen war. Zwei hölzerne, barbusige Meerjungfrauen trugen die doppelstöckige Galerie, diese wiederum wurde von mit Reliefs bedeckten Säulen gesäumt, und die zwei größten von ihnen überthronte ein Bogen, auf welchem sich kleine Engel tummelten, die symbolische Zarenkrone hoch in den diesigen Himmel haltend. Seitlich der Galerie war die Fregatte mit wundersamen, ineinander verschlungenen menschlichen Körpern verziert und aus jedem Winkel lugten fratzenhafte Gesichter. Das alles wirkte ungemein grotesk, aber auch pompös und einschüchternd.
    „Potz, Blitz und Klabautermann!“, fluchte Ketten-Hannes, „Der Kahn hat ein ganze Menge mehr Holz als wir.“ Tabaksaft spritzte zwischen seinen Zähnen hindurch und klatschte im hohen Bogen über die Reling.
    Eine Glocke klang silbern über das stille Meer und beide Mannschaften versammelten sich neugierig an Deck. Der große Seebeuter spazierte breitbrüstig das Schiff entlang, die Hände um den Mund legend und laut „Ahoi“ intonierend.
     „Seht ihn euch an, diesen Piraten!“, sagte Zeew leise, beinahe flüsternd, und mit einem respektlosen Unterton in seiner Stimme, zu einigen Männern in der Nähe. Doch Ferdinand war zwar auf dem rechten Auge fast blind, hörte dafür aber wie ein Luchs. Sofort wirbelte er herum und funkelte Zeew böse an.
     „Was fällst du mir immer in den Rücken,

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