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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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Bürschchen? Ich hätte dich damals besser genau wie alle anderen umbringen sollen, statt dich mit auf mein Schiff zu nehmen. Du weißt, dass ich kein Pirat bin, sondern Freibeuter.“
     „Dann zeig uns einen Kaperbrief!“, erwiderte Zeew furchtlos.
     Eine steile Zornesfalte erschien über den Augen des Kapitäns.  „Jeder macht es, das weißt du. Du hast genauso mitgemacht. Und auf einmal spielst du hier den Moralapostel.“ Er spuckte verächtlich aus, seinen Säbel umklammernd.
     „Ich hatte keine Wahl“, antwortete der junge Mann stoisch.
     „Man hat immer eine Wahl, mein Lieber. Und da du mitgemacht hast, wird man dich genauso hängen wie mich, wenn man uns erwischt. Also reiß dich zusammen, du Jammerlappen!“
     Wilfrid Zeew schwieg und in das Schweigen herein tönte die aus fremdartig klingenden langgezogenen Rufen zusammengesetzte Antwort des voraus liegenden Schiffes. „Ahoi! Schto? Was wollt ihrrr?“
     Sofort war Ferdinand, der Seebeuter, wieder bei der Sache, reckte und streckte sich und schrie: „Wir brauchen Hilfe! Wir haben einen kranken Jungen! Versteht ihr mich?“
     „Da! St.Peterburg liegt nur fünf Meilen ostwärts von hier.“
     „Wir können nicht zurück“, log der Kapitän. „Habt ihr einen Schiffsarzt an Bord, der ihn versorgen kann?“
     Aufgeregte russische Wortfetzen drangen zum „Sturmvogel“ herüber, für einen kleinen Moment glaubte Ferdinand, sein Plan würde fehlschlagen.“
     „Also gut! Bringt ihn herüberrr!“
     Ohne viel Zeit zum Triumphieren schob der Seebeuter den schlotternden Schiffsjungen in das Rettungsboot, welches zu Wasser gelassen wurde. Wilfrid Zeew erbot sich freiwillig, den falschen Patienten hinüber zu bringen, doch der Seebeuter traute ihm nicht. Stattdessen rief er den bärbeißigen Schiffskoch Heiner herbei, der das erledigen sollte.
     Peter war so blass, dass man ihn tatsächlich von der übelsten Krankheit befallen glauben konnte. Trotz des ruhigen Seegangs übergab er sich ins Wasser und Heiner blickte angewidert, sagte aber nichts. Nachdem er Peter am Kanonenboot abgegeben hatte, ruderte er zurück, und ein aufmerksamer Zuschauer hätte erkennen können, wie der „Sturmvogel“ unmerklich aber zusehens beidrehte. Doch aufmerksame Zuschauer gab es nicht. Peter wurde von einer in adretten Uniformen gekleideten Mannschaft umringt, welche sich über seinen Kopf hinweg Worte in einer unverständlichen, melodiösen Sprache zuwarfen und ihn amüsiert, mitleidig oder gleichgültig betrachteten. Er wurde ganz benommen von diesen wogenden Schs und rauchigen Chs, bis ihn zwei Arme aufhoben und wegtrugen, sich nicht vom Zappeln des Jungen abhalten lassend. Dieser zappelte weniger aus Angst, als vielmehr aus Empörung und Scham, denn er war bestimmt schon zwölf Jahre alt, zumindest glaubte er das, obwohl er sein richtiges Geburtsdatum nicht kannte, und als Zwölfjähriger hasste er es, wie ein Baby auf dem Arm getragen zu werden. Aber weil alles Schimpfen nicht half, wurde er ruhiger und betrachtete neugierig die fein ziselierten silberfarbigen Knöpfe und ebenso silberfarbig paspelierten Borten, die sich reizvoll von der dunkelblauen Uniform abhoben, welche ihn trug. Genaugenommen war es keine Uniform, sondern ein Mann. Erst jetzt sah Peter sein Gesicht – ein junges, wenn auch unrasiertes Gesicht, das in seltsamen Kontrast zu dem fast vollständig von grauen Strähnen durchzogenem Haar stand. Er glaubte einen irgendwie bitteren Zug um seinen Mund zu erkennen, war sich aber nicht sicher, ob er sich das nur einbildete.
     Unerwarteter Weise übergab er sich ein zweites Mal, wovon die blitzende Uniform nicht unbeeinträchtigt blieb. Na wenigstens muss ich nichts vorspielen, dachte er zynisch, und versuchte seinen Magen zu vergessen, der im Bauch Purzelbäume schlug.
    Der Mann, der ihn trug, schien vollkommen unbeeindruckt, doch fragte er Peter jetzt in gebrochenem Deutsch: „Wie lange bist du auf dem Schiff unterwegs?“.
     Der Junge tat, als hätte er nichts gehört. Er wollte sich nicht mit einer falschen Antwort verraten.
     „Und mit so einem schwachen Magen unbedingt auf’s Meer wollen...“, brummte die Uniform ohne zu wissen, ob Peter ihn verstand. Dieser hatte sehr genau verstanden und warf nun alle seine Vorsätze in den Wind: „Ich habe keinen schwachen Magen. Ich bin ganz lange auf See und nie seekrank gewesen! Und von Wollen kann keine Rede sein!“. Dann schwieg er wieder.
     „Schon gut, schon gut“, lächelte der

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