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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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Die Wahl war doch eindeutig manipuliert, schon deshalb, weil Ketten-Hannes nicht neutral gehandelt, sondern das Weib verteidigt hat!“
    Erneut wurde es laut und jeder diskutierte mit jedem. Da erhob Wil ihre Stimme: „Männer! Ich glaube, Holger hat teilweise recht. Ich konnte euch mit Worten überzeugen, dabei sollte ein künftiger Kapitän es eigentlich mit Taten tun. Manch einer kann besser mit dem Dolch umgehen als mit Worten. Ich schlage deshalb vor, damit die Chancen gleich verteilt sind, einen Zweikampf zu veranstalten. Hier wird sich zeigen, wer mit der Waffe besser ist und dieser soll, eure Zustimmung vorausgesetzt, Kapitän werden.“
    Anerkennendes Gemurmel erhob sich. Das war nicht nur fair gesprochen, sondern auch sehr klug. Dafür, dass sie es wagte, sich Holger im Zweikampf zu stellen, gebührte ihr Bewunderung. Zwar konnte sie kämpfen, das wusste man ja, aber ob sie es mit solch einem kräftigen und vom Ziel angespornten Hünen aufzunehmen verstand? Man würde sehen.
     Holger war sofort Feuer und Flamme für einen Zweikampf. Er rechnete sich die besten Chancen aus und glaubte sich seines Sieges gewiss. Großzügig überließ er Wil die Wahl der Waffen, obwohl er selbst am liebsten mit bloßen Händen gekämpft hätte. Diese wusste, je mehr sie den Hünen auf Abstand halten und ihre Geschicklichkeit ausspielen konnte, desto besser. Deshalb wählte sie den Säbel. Eine besondere Erschwernis kam durch die nun herrschende Dunkelheit hinzu. Es war nicht einfach, im Schein der einzigen Schiffslaterne die heransausende Klinge zu erkennen. Wil achtete deshalb besonders auf Holgers Augen und Hände, um den voraussichtlichen Weg, den das scharfe Metall gehen würde, rechtzeitig zu erraten. Holgers Bewegungen wirkten anfangs tapsig und unsicher, aber auch er passte sich langsam der Dunkelheit an und den Rest machte er durch zusätzliche Kraft wett, mit welcher er versuchte, Wil in die Enge zu treiben. Diese wich geschickt aus, man merkte jedoch, dass es sie auf Dauer immer mehr Anstrengung kostete, die harten Hiebe abzuwehren. Mit jedem Schlag ermüdete sie stärker und ihre Arme begannen zu zittern, wenn sie mit ihrer Klinge Holgers Angriff auffing und gegenhielt. Sie sprang jedes Mal schnell zur Seite und lief defensiv ein Stück zurück, was Holger zufrieden bemerkte und ihn in der Hoffnung wiegte, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis er sie besiegt hätte. Natürlich gönnte er ihr keine Pause und setzte sofort nach, um sie weiter mit Aktionen zu traktieren. Inzwischen war sie der Reling gefährlich nahe und Ketten-Hannes krauste besorgt seine buschigen Augenbrauen. Noch ein Vorstoß Holgers und sie konnte nicht mehr ausweichen. Nun sah er sie plötzlich in Richtung Reling springen, mit vollen Röcken, und kniff entsetzt die Augen zusammen. Das konnte einfach nicht gut gehen. War sie über Bord? Die begeisterten Rufe der umstehenden Piraten ließ ihn die Augen neugierig blinzelnd wieder öffnen. Da stand sie, die Haare aufgelöst, direkt auf der Reling balancierend. Blitzschnell lief sie drei Schritte darauf entlang und sprang neben Holger auf die Planken, wobei sie ihm gleichzeitig einen Hieb mit der Klinge versetzte, der den rechten Hemdsärmel in Fetzen riss und bis in seinen Oberarm schnitt.
    Holger, etwas benommen von der überraschenden Akrobatik und seiner Verwundung, reagierte um den Bruchteil einer Sekunde zu spät und war jetzt selbst in der Defensive. Nur mühsam wehrte er die Angriffe ab, die in unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn niederprasselten. Ebenfalls ermüdet durch die übereifrige Anwendung seiner Kraft, fiel es ihm nicht mehr leicht, sich zu wehren, zumal auch seine Reaktionsschnelligkeit gelitten hatte. Die Luft vibrierte vom zischenden Singen des Stahls. Und da – man hörte nur ein Schleifen und Poltern – war es geschehen, Holgers Waffe hatte seine Hand verlassen und lag auf dem Deck. Hastig und mit schweißüberströmten Gesicht versuchte er danach zu greifen, aber Wil war schneller, schob ihre schlanke Wade dazwischen und setzte ihm die heiße Klinge auf Brust. Holger gab auf und Ketten-Hannes frohlockte: "Herr im Himmel – Mödschen, hast du es spannend gemacht!"
     Die meisten Piraten schienen zufrieden mit dem Ausgang des Zweikampfes, bis auf Holger natürlich, und aufgeregt unterhielten sie sich über das Schauspiel, das sie gerade gesehen hatten. Ketten-Hannes bat sich Ruhe aus und stellte lauthals fest: „So ist es also entschieden, Wil wird Kapitän. Fragt

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