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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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hat sich immer wie ein Mann geschlagen, ist intelligenter als mancher von euch und kennt sich vor allem auch mit den Dingsbums... Manieren aus. Das kann uns an Land von großem Nutzen sein.“
     „Aber sie ist eine Frau!“ Von mehreren Seiten hörte man diesen Einwand.
     „Und? Wenn sie hier als Wilfrid stehen würde, hättet ihr dann etwas zu entgegnen?“
     Ein erregtes Stimmengemenge erhob sich. Jeder gab seinen Senf zu der altbekannten Geschlechterproblematik dazu. Ketten-Hannes wartete einen Moment, dann brüllte er mit donnerndem Crescendo: „Ruhe!!!! Verdammt noch mal!“
    Mit einem Schlag verstummte alles. Und wieder liebenswürdiger schlug er vor: „Lasst uns doch hören, was Wil zu sagen hat.“
     Diese straffte sich innerlich und begann: „Die meisten von euch kennen mich. Ihr wisst, dass ich nie jemanden übervorteilt oder benachteiligt habe. Ich habe mich durchgebissen, mit euch Seite an Seite gekämpft, habe aber nie meinen Mund gehalten, wenn es um Ungerechtigkeiten auf dem Schiff ging. Das kann sicher jeder bestätigen. Sogar für Peter bin ich damals eingetreten, der den Übergriffen und Intrigen des Kapitäns ausgesetzt war, während euch das nicht interessiert hat, falls ihr es denn in eurer Dumpfheit überhaupt bemerkt habt. Mir liegt nicht an Gold und anderen Schätzen. Das einzige, woran mir etwas liegt, ist dieses Schiff. Es ist mein Zuhause. Ich habe nie ein anderes gehabt und ich habe auch nichts anderes gelernt, als Pirat zu sein. Das habe ich euch zu verdanken. Dennoch trage ich euch nichts nach. Es ist mein Schicksal und ich werde es leben und das beste daraus machen, so gut ich es vermag. Genaugenommen möchte ich gar nichts anderes mehr. Ich kann mir nicht vorstellen, in einem schönen Haus mit einem Ehemann herumzusitzen und mich tödlich zu langweilen. Da ihr mich zu diesem Piratenleben verdammt habt, seid ihr mir in gewisser Weise etwas schuldig. Seid gewiss, dass ich nur das beste für euch und das Schiff möchte. Wir wollen neue Schätze heben und der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen, nicht nur auf diesem Schiff, sondern überall, wo wir die Möglichkeit haben, reiche Fettwänste und Länder darin zu unterstützen, etwas für die weniger Privilegierten zu tun, sei es mit oder gegen ihren Willen.“
     „Bravo!!!“ Jubelrufe erschollen. Sie hatte den richtigen Nerv getroffen.
     Doch Ketten-Hannes erbat sich sofort wieder Ruhe, ergriff Holgers Arm und hob ihn hoch.
    „Und hier haben wir Holger, ein verdientes Mitglied unserer Crew, allseits beliebt und mit großen Ambitionen. Vielleicht möchte er uns auch etwas sagen?“
     „Männer!“, begann Holger, seine schwarzen Augen funkelten begierig und die leicht abstehenden Ohren glänzten im Abendlicht. „Wie ihr wisst, bin ich seit zwanzig Jahren auf diesem Schiff. Und habe ich es jemals verlassen? Nein! Ich war immer mit euch, während sich die da...“, dabei zeigte er auf Wil, „irgendwo herumgetrieben hat. Wahrscheinlich hat sie schon Jahre nicht mehr ein Schiff navigiert. So jemanden...so eine Frau...“, das Wort 'Frau' sprach er mit exklusiver Betonung aus, „...zum Kapitän zu wählen, wäre einfach dumm und lächerlich.“ Damit schloss er und wartete selbstgefällig auf die Reaktionen.
     Einige nickten – Unrecht hatte er nicht -, aber auch ein fast unhörbares Murren war vernehmbar.
     „Nun gut“, ergriff Ketten-Hannes erneut das Wort, „so lasst uns denn abstimmen.“
    Er nahm einen bereits vorbereiteten Korb mit kleinen Hölzchen – langen und kurzen. Die langen standen für Wil, die kurzen für Holger. Jeder erhielt eines von jeder Sorte. Ein kleines leeres Fass wurde aufgestellt und jedes Mitglied der Mannschaft durfte der Reihe nach ein Hölzchen hineinwerfen. Als alle abgestimmt hatten, nahm Ketten-Hannes das Fass und schüttete es auf einem Stück Segeltuch aus. Im spärlichen Licht einer Schiffslaterne begann er zu zählen und dabei jedes Hölzchen fein säuberlich auf eine Seite zu packen, ordentlich nebeneinander – lang an lang, kurz an kurz. Als er fertig war, konnte jeder erkennen, dass die Seite mit den langen Hölzchen ausgedehnter geworden war. Auch die Zählung ergab eine höhere Anzahl.
    Zufrieden erhob sich Ketten-Hannes, nahm Wils Handgelenk in seine Pranke und verkündete allen, dass sie die Siegerin sei. Holger stand düster daneben, konnte jedoch nicht lange an sich halten. „Das ist der größte Blödsinn, den ich je gesehen habe. Was für Schafsköpfe seid ihr eigentlich?

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