Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)
gut.“
„Jetzt bist du es, die übertreibt. Du hättest mich ja einfach einfach fragen können, ob ich mit dir in den Wald gehe.“
„Willst du jedes Mal herbeispringen, wenn ich raus möchte? Dann hätte Onkel Albert dich besser als Bodyguard anstellen sollen und nicht als Finanzverwalter. Im übrigen – woher weiß ich, dass ich DIR vertrauen kann?“
Die letzte Frage war natürlich nicht ernst gemeint. Ich war mir hundertprozentig sicher, ihm vertrauen zu können und hatte ihn mit der Frage auf das Problem aufmerksam machen wollen, dass ich selbst in meinem Leben das Risiko zu entscheiden hatte, welches ich auf mich nehmen würde, und dies ebenso bei ihm getan hatte. Doch ich spürte, dass ihn die Bemerkung getroffen hatte. Ich spürte es an der Art, wie er traurig die Lippen zusammenpresste und nichts zu erwidern wusste.
Langsam nervte mich dieses Gespräch. Wir redeten uns immer weiter auseinander und meine Kopfschmerzen nahmen stetig zu. Ich hasste die Situation und ich hasste meinen Kopf.
„Weißt du was? Lass uns morgen weiterreden. Ich habe höllische Kopfschmerzen und brauche jetzt Ruhe.“
„Ja, klar.“ Der Antwort entnahm ich, dass er mir nicht glaubte. „Ich lass dich schon in Ruhe.“
Damit wandte er sich ab und marschierte geradewegs in den Haupteingang des Hauses, welches wir inzwischen erreicht hatten, ohne sich noch einmal umzuschauen. Ich folgte ihm, doch drinnen war er bereits verschwunden.
Ich hängte die nasse Regenjacke an einen Garderobenständer, zog die triefenden Schuhe aus und schlich mich auf mein Zimmer, welches ich selbst zum Abendessen nicht mehr verlassen sollte. Stattdessen warf ich mich völlig elend ins Bett, machte mir graue Gedanken und fiel in einen fünfzehnstündigen traumlosen Schlaf.
Als ich erwachte, war ich ein neuer Mensch. In derselben Position, in der ich eingeschlafen bin, schlug ich die Augen auf, aber irgendetwas war anders. Eine ungeheure Kraft und Wachheit, welche ich fühlte, und die mich überraschte. Die Kopfschmerzen waren verflogen, es war, als wäre ich gerade geboren worden und hätte noch niemals Müdigkeit gespürt. Gut gelaunt sprang ich aus dem Bett und machte mich für das Frühstück bereit.
Im Speisezimmer erhielt ich einen kleinen Dämpfer, als ich Raik sah, der nur ein mürrisches „Guten Morgen!“ murmelte und mich nicht ein einziges Mal ansah. Ich vermied es jetzt ebenfalls, ihn anzuschauen, aber Albert merkte dummerweise sofort, dass etwas nicht stimmte. „Wie lange habt ihr denn noch vor, euch anzuschweigen?“
Ich zuckte ratlos mit den Schultern und Raik biss ungnädig in sein Toastbrot.
„Wenn ihr in meinem Alter wärt, dann wüsstet ihr, dass das Leben zu kurz ist, um es sich auch nur eine Stunde durch Kleinlichkeiten zu vermiesen.“
Ich schwieg und löffelte mein Ei.
„Mach dir da mal keine Sorgen, Albert“, antwortete Raik, dabei noch immer jeden Blick in meine Richtung vermeidend.
Schließlich schwiegen alle bis auf Neda, welche die Pläne für das Mittagessen erläuterte und sich über einen defekten Wasserhahn in der Küche beschwerte.
Ich nippte, mein Frühstück beendend, an einem Glas Milch, da spürte ich unter dem Tisch Raiks Hand auf der meinen. Er drückte sie fest. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Immer noch schaute er mich nicht an und ich tat es ihm nach, doch dies wurde jetzt zu einer geheimen Verschwörung gegen Albert, ohne Worte beschlossen. Wir würden ihn kräftig an der Nase herumführen.
Mit angespannten Gesichtern und mit einigem Abstand verließen wir den Tisch, nur um uns auf meinem Zimmer lachend in die Arme zu fallen. „Wie geht es deinem Kopf?“, wollte Raik wissen.
„Großartig.“
„Das ist gut. Dann brauche ich ihn dir nicht mehr abzureißen.“
Wir neckten uns einige Minuten ausgelassen, da fiel mir schlagartig das gestrige Ereignis ein und dass ich als nächstes zurück auf das Festland musste.
„Du wirst es nicht glauben, was ich gestern in den Ordnern gefunden habe.“
„Was denn?“, fragte Raik mäßig interessiert.
„Meinen Nachbarn!“
„Ich weiß. Das hast du mir schon berichtet. Findest du es nicht auch ein wenig merkwürdig, dass ausgerechnet dein Nachbar es war, der versucht hat hier auf der Insel einzubrechen? Solche Zufälle gibt es doch gar nicht.“
„Sag ich ja. Was meinst du, wie ich geguckt habe.“ Ich zögerte kurz.
„Ich habe beschlossen, dass ich mit ihm reden muss.“
„Mit deinem
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