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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Grüß Jan. Und mach dir keinen Kopf. Amüsiert euch und bleibt, so lange ihr wollt.«
    »Ich muss dann auch mal los«, sagte Julia und umarmte mich, als es an der Tür klingelte. André war pünktlich auf die Minute und so würden sie es rechtzeitig zum Blankeneser Kino schaffen. Als sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, war ich allein mit Elric, der sich sofort murrend in sein Zimmer verzog, und Finja, die an meinem Bein hing wie eine Klette. »Komm, wir spielen das Aschenputtel-Spiel«, befahl sie und zerrte mich Richtung Wohnzimmer. Dann legte sie den Kopf in den Nacken, holte tief Luft und schrie mit aller Kraft: »Elric, wir brauchen dich hier unten. Und zwar JETZT!«, woraufhin ihr Bruder erstaunlicherweise sofort erschien.
    Ich verkniff mir ein Grinsen und setzte mich auf den flauschigen Fellteppich, während Finja mit wichtigem Gesichtsausdruck jedem von uns zwei Flaschen gab. »Wenn ich Los sage, dann müsst ihr so schnell wie möglich die Linsen und Erbsen aus der Schüssel nehmen und in die beiden Flaschen stecken«, erklärte sie. »Wer zuerst fertig ist, hat gewonnen und darf ab jetzt den Titel Cinderella Undercover tragen.«
    »Wieso denn undercover? Was für ein Quatsch!«, stöhnte Elric und ließ sich augenrollend zu uns auf den Boden sinken. »Außerdem hab ich keine Lust, den Namen irgendeiner blöden Prinzessin zu tragen. Dann will ich lieber Prinz Eisenherz heißen oder Artus!«
    »Aber die haben nun mal nix mit Linsen zu tun«, entgegnete Finja ungerührt und begann schon mal mit dem Sortieren.
    »Du bist aber heute streng«, sagte ich amüsiert und freute mich, dass der Freitagabend eine so unerwartet schöne Wendung genommen hatte. Ich liebte es, mit Finchen zu spielen, und ich mochte Elric – egal, wie bockig er sich gerade benahm. Das hier gab mir das Gefühl von Geborgenheit und davon, Teil einer Großfamilie zu sein. Deshalb genoss ich jede Minute.
    Den Brief an meinen Vater konnte ich immer noch am Sonntag schreiben.

9. Lykke Pechstein
    (Freitag, 11. November 2011)
    Dear Diary,
    welch himmlische Ruhe, endlich!
    Marie lässt mal wieder ihrem Helfer-Syndrom freien Lauf, ist babysitten bei Julias Schicki-Familie und Ma ist auf einem Konzert. Sie trifft dort ihren alten Chef und will versuchen, ihn um einen Job anzugraben. Ich persönlich glaube ja nicht, dass das klappt, denn momentan trägt sie einen Stempel mit Großbuchstaben auf der Stirn: BIN VERZWEIFELT – KANN MICH JEMAND RETTEN? Nun ja, ist jetzt nicht zu ändern. Außerdem hab ich genug mit mir selbst zu tun, da kann ich mich nicht auch noch darum kümmern, was den Rest der family so umtreibt. (Die interessiert es ja schließlich auch nicht, wie es mir geht.) Also lese ich lieber schöne Gedichte und träume vor mich hin. Von einem besseren Leben, von einem besseren Ort – von einer besseren Welt. Wilhelm Busch (der ja sonst eher böse, böse ist – ich erinnere nur an die toten Hühner bei Max & Moritz) schreibt in seinem Herbstgedicht so poetisch von einem WUNDERLÄNDCHEN.
    Das klingt so traumhaft, so verheißungsvoll …
    Ob es in diesem Wunderland auch einen Platz für mich gibt? Einen Ort, wo Menschen leben, die mich so akzeptieren, wie ich bin? Mit all meinen Schwächen und Macken. Wo jeder einfach so sein darf, wie er sich fühlt.
    Und werde ich IHN dort treffen? Den einen, der für mich bestimmt ist, genauso wie ich für ihn? Der in mein Herz sieht wie kein anderer, und der meine Seele mit Blicken zu streicheln vermag? Einer, der mich beschützt und an meiner Seite ist, egal was passiert? Der weiß, was ich denke, bevor die Worte meine Lippen verlassen haben?
    Der weiß, wie ich fühle, noch bevor ich es selbst spüre?
    Einer, der mich festhält und nie, nie wieder loslässt …

10. Marie Goldt
    (Montag, 14. und Dienstag, 15. November 2011)
    Das arme Mädchen musste sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen setzen und so viel spinnen, dass ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich zu, dass die Spule einmal ganz blutig war, da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie abwaschen; sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Es weinte, lief zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück. Sie schalt es aber so heftig und war so unbarmherzig, dass sie sprach: »Hast du die Spule hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder herauf.« Da ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück und wusste nicht, was es anfangen sollte; und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen

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