Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
Vom Netzwerk:
Fussel des Taschentuchs am Jackenstoff hängen blieben und das Ganze noch furchtbarer machten. »Jetzt sieht es aus, als hätte es geschneit«, lachte Morten. »Aber ich bin ja selbst schuld, wozu hat der liebe Gott schließlich Deckel für diese Becher erfunden?« Julia hüstelte demonstrativ und dann entdeckte Morten meinen Verband: »Ist irgendetwas passiert? Bist du krank?«, fragte er entsetzt, während Julia vor sich hin grinste und ich genau wusste, was sie dachte: Könnte dies eventuell der Typ sein, der es schafft, Maries Herz zu erobern? »Zum Glück nicht ernsthaft, aber ich würde es auf Dauer unter Garantie werden, wenn ich noch länger in der Bäckerei arbeite. Also habe ich gekündigt und jobbe ab nächster Woche als Weihnachtsaushilfe in einem Bettengeschäft in Winterhude.«
    »Leute, ich geh schon mal vor«, mischte sich Julia ins Gespräch, flüsterte mir »Nun triff dich doch endlich mal mit ihm« zu und verschwand im Inneren des Cafés. Ich trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Hast du denn immer noch Lust, Tee mit mir trinken zu gehen?«, fragte ich. Morten strahlte, als hätte jemand alle Kerzen am Tannenbaum gleichzeitig angezündet. Ich selbst hatte eher gemischte Gefühle.
    Seufzend ließ ich mich kurz darauf neben Julia auf eines der dunkelroten Sofas fallen, nachdem Morten und ich uns für Samstagabend verabredet hatten. Dann schnappte ich mir den Muffin, den sie für mich mitbestellt hatte. »Und war’s wirklich so schwierig?«
    »Nö«, antwortete ich mit vollem Mund und überlegte, wie ich das Ganze finden sollte. Morten war eindeutig mehr an mir interessiert als umgekehrt. Andererseits wurde es wirklich Zeit, dass ich mal aus meinem Alltagstrott rauskam. Jule lächelte zufrieden: »Sehr gut, ich bin stolz auf dich! Aber jetzt möchte ich erst einmal alles über diese Frau wissen, bei der du in Zukunft arbeiten wirst.« Ich erzählte von meinem Besuch bei Nives, den flauschigen Daunenbetten im Laden, dem Afternoon-Tea, der nahezu märchenhaften Wohnung und Honeypie. »Das klingt, als seist du direkt bei Frau Holle gelandet«, erklärte Julia und grinste von einem Ohr zum anderen. »Und weil das so ist, nutze ich gleich mal schamlos deine tollen Kontakte aus und bestelle Schnee bei dir. Freitag, der 16. Dezember, würde mir gut passen, denn da möchte ich zusammen mit meinem Herzblatt auf eine einsame Hütte fahren und Schneekönigin spielen.«
    »Du nennst André nach zwei Verabredungen schon dein Herzblatt und planst den Winterurlaub mit ihm?«, fragte ich verwundert. Julia neigte zwar zu solchen Spontanaktionen, aber das hier ging selbst für ihre Verhältnisse sehr schnell.
    »Wenn du weißt, dass du den Rest deines Lebens mit einem Menschen verbringen willst, dann willst du, dass dieser Rest so schnell wie möglich beginnt«, antwortete Julia. Ich überlegte. Wo hatte ich diesen Satz schon mal gehört? »Das stammt aus Harry und Sally, nicht wahr?«, fragte ich, weil mir einfiel, dass das Kathrins Lieblingsfilm war.
    Sie schaute ihn jedes Jahr mindestens dreimal.
    »Wenn das so ist, dann leihe ich dir natürlich gern die Hüttenschuhe, die du mir geschenkt hast. Und ich bestelle wunschgemäß den Schnee bei Frau Holle persönlich«, antwortete ich amüsiert, dachte aber dann doch noch mal über Julias Worte nach. Das Bettengeschäft, die märchenhafte Erscheinung, der ungewöhnliche Name, der Brunnen im Hinterhof …
    »Kann ich mal dein iPhone haben?«, fragte ich, entschlossen, die Bedeutung des Namens Nives zu googeln, und etwas über den Laden Traumzeit herauszufinden. Julia runzelte die Stirn. »Hat mich da gerade Marie Goldt, die härteste Kritikerin des Kults um alles, was mit »i« beginnt, gefragt, ob sie sich mein Smartphone ausleihen kann? Ich wette, dass Steve Jobs sich da oben gerade dermaßen erschrocken hat, dass er von seiner Wolke fällt und gleich auf unseren Teller plumpst.« Unbeirrt von Julias Kommentar gab ich den Suchbegriff ein und hielt den Atem an. Nives war ein italienischer und spanischer Vorname und bedeutete Weiß wie Schnee .
    Er ging auf die Legende der heiligen Nuestra Señora de las Nieves, übersetzt ›Unsere Dame des Schnees‹ zurück.
    »Hui, das ist jetzt aber unheimlich«, sagte Julia, als ich ihr den Eintrag bei Wikipedia zeigte. »Bist du dir sicher, dass du da wirklich arbeiten möchtest? Das erscheint mir alles ein bisschen mysteriös. Ein Frettchen als Haustier, eine Wohnung wie aus dem Museum, merkwürdige Sitzungen im

Weitere Kostenlose Bücher