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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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viel.
    »Was hätte ich denn genau zu tun?«, fragte ich und versuchte, so gut es ging, das aufgeregte Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. In Nives’ Nähe fühlte ich mich wohl, auch wenn sie eine gewisse Strenge ausstrahlte. Doch mein Instinkt sagte mir, dass sie ein gerechter Mensch war und nie ihre Launen einfach so an anderen auslassen würde. »Ware kassieren, Geschenke einpacken, die Ablage der Belege sortieren, ab und zu den Boden wischen, kleine Besorgungen machen – und gern auch mal dekorieren, wenn du ein Händchen für so was hast. Ich würde vorschlagen, du lässt dir mein Angebot durch den Kopf gehen und gibst mir Anfang der nächsten Woche Bescheid, ob du Lust dazu hast. Und jetzt statten wir Honeypie einen Besuch ab, wenn du magst. Da der Duft von Tee und Früchtebrot sie nicht aus ihrem Körbchen gelockt hat, werden wir wohl zu ihr gehen müssen, um sie zu füttern.« Ich folgte Nives in den angrenzenden Raum, eine Bibliothek. Meterhohe dunkle Regale schmiegten sich an die mit ornamentalen Mustern geschmückten Wände. Ein bulliger Kachelofen und eine gemütliche Leseecke machten auch diesen Raum perfekt. Am meisten beeindruckte mich die hölzerne Trittleiter, die man an den Regalen entlangschieben konnte, ein absoluter Traum. »Na, wie geht es meinem Schätzchen?«, hörte ich Nives flüstern und erkannte erst jetzt den mit dunkelrotem Samt ausgeschlagenen Weidenkorb, der hinter einem der Ohrensessel auf dem Boden stand. Honeypie putzte sich mit den Pfötchen das Gesicht und linste uns verschlafen an. Ich musste mich zusammenreißen, um das Tierchen nicht sofort hochzuheben und mit ihm zu schmusen. »Du kannst ruhig näher kommen. Sie wird ihre Retterin sofort erkennen, da bin ich mir ganz sicher«, ermutigte Nives mich. Also beugte ich mich herab, um das possierliche Tier zu streicheln. Und wirklich: Honeypie hielt still und leckte mit ihrer kleinen Zunge kurz meine Hand. »Ich glaube, ich bin verliebt«, entfuhr es mir und wünschte mir auch so ein Haustier. Kathrin war immer schon gegen alle Sehnsüchte dieser Art immun gewesen, egal ob Lykke sich einen Hund gewünscht hatte oder ich mir eine Katze. »Sie mag dich auch, genauso wie ich«, antwortete Nives. Ein Gefühl von Wärme und innerem Frieden durchströmte mich, wie ich es schon so lange nicht verspürt hatte. Dann fällte ich eine spontane Entscheidung. »Ich brauche keine Bedenkzeit. Wann soll ich in Ihrem Laden anfangen?«

13. Marie Goldt
    (Donnerstag, 17. November 2011)
    Julia drückte sich die Nase am Schaufenster platt und konnte sich kaum vom Anblick der roten Lacklederstiefel mit atemberaubend hohen Absätzen lösen. »Hab ich dir schon mal gesagt, wie sehr ich St. Pauli liebe?«, gurrte sie und zerrte mich Richtung Eingang. »Was hast du vor?«, fragte ich entsetzt und blieb stehen. Keine zehn Pferde würden mich in diesen Laden kriegen! »Fragen, ob es diese Traumschuhe in Größe 38 gibt, was sonst?«, antwortete Julia ungerührt und kramte in ihrer Monstertasche nach dem Handy. »Oder soll ich vorher André fragen, was er davon hält? Ich schicke ihm ein Foto, damit er weiß, was ihn bei unserem nächsten Date erwartet.«
    »Das würde ich lieber lassen. Könnte nämlich ein falsches Licht auf dich werfen, wenn er sieht, dass du in einem Erotik-Shop einkaufst.«
    »Erotik-Shop?« Julia zog verwirrt die Nase kraus.
    »Wir sind hier auf dem Kiez, schon vergessen?«, lachte ich und deutete auf eine schwarze Spitzenkorsage und halterlose Strümpfe im mittleren Schaufenster. »Ups, ich dachte, das sei dieser Wahnsinnsschuhladen Paul Hundertmark«, entgegnete Julia mit puterrotem Kopf und steckte das Handy schnell wieder ein. »Okay, dann betrachte ich das Projekt rote Stiefel hiermit als gestorben. Was hältst du davon, wenn wir uns stattdessen im Café May auf ein Sofa hauen und heiße Schokolade trinken? Dann kannst du mir von dieser merkwürdigen Frau erzählen, bei der du gestern warst, und ich dir alles von André.« Da man mich mit der Aussicht auf heißen Kakao immer locken konnte, bogen wir in die Hein-Hoyer-Straße. Im Eingang des Cafés prallte ich mit Morten zusammen, der sich gerade einen coffee to go geholt hatte. »Mensch Marie, hast du mich erschreckt«, rief er und ich sah betreten auf die schaumige Spur, die der Milchkaffee nach dem Zusammenstoß auf seiner Wolfskin Softshell hinterlassen hatte.
    »Entschuldige bitte«, stammelte ich und begann, mit einem Tempo herumzuwischen, was zur Folge hatte, dass die

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