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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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in Sicht kam, hinter der das Reich des Hollers begann. »Sei gegrüßt, heiliger Busch«, sagte die Feenkönigin und verneigte sich vor einem besonders üppigen Strauch, dessen weiße Dolden so schwer waren, dass die zarten Äste sich bis zum Erdboden bogen. Die Feenkönigin streichelte beinahe zärtlich über die Blüten, die bei näherem Hinschauen aussahen wie Schneekristalle. »Du trägst meine drei liebsten Farben: schwarz sind deine Beeren, weiß deine Blüten und rot ist dein Saft.«
    Ein leiser Wind erfasste das schlohweiße Haar der Feenkönigin und das tizianrote der Priesterin. Ein Schwarm Käfer mit roten Panzern und schwarzen Punkten surrte um ihre Köpfe und flog schließlich Richtung Süden davon. »Es ist Zeit, nach Hause zurückzukehren«, sagte die Königin und blickte den Marienkäfern versonnen hinterher. »Ich will einen Blick auf das Mädchen mit dem Klumpen aus Teer im Herzen werfen. Ich möchte wissen, weshalb es so leidet.«

15. Marie Goldt
    (Samstag, 19. November 2011)
    »Sag bloß, du hast eine Verabredung?!«
    So wie Lykke das Wort aussprach, klang es wie eine ansteckende Krankheit. Ich drehte und wendete mich vor dem langen Spiegel im Flur und überlegte, ob ich nicht ein bisschen overdressed war. Und ob ich jetzt auf Konfrontationskurs mit meiner Schwester gehen sollte oder es klüger war, den Mund zu halten. »Was hast du denn heute Abend Schönes vor?«, fragte ich Lykke stattdessen und bemerkte zu spät, dass man diese Frage durchaus falsch verstehen konnte. »Ich werde mir wohl einen Strick nehmen und schauen, wie lange es dauert, bis er reißt«, antwortete Lykke, ohne eine Miene zu verziehen. »Und wenn ich dir vor meinem Ableben noch einen Tipp geben darf, Schwesterherz: Lila ist absolut nicht deine Farbe. Du siehst aus wie eine Wasserleiche. Aber vielleicht steht dein Lover ja auf so was.« Ich war kurz davor auszurasten. Konnte man in dieser Wohnung nicht mal fünf Minuten seine Ruhe haben?
    (Notiz an mich: Vom ersten Gehalt einen eigenen Spiegel fürs Zimmer kaufen! UND Ohrstöpsel!)
    »Was ist denn hier wieder los?«, fragte Kathrin, die mit verstrubbelten Haaren und verquollenen Lidern aus ihrem Zimmer kam. »Kann ich nicht mal einen Nachmittagsschlaf machen, ohne dass ich Angst haben muss, dass ihr euch gegenseitig die Augen auskratzt?«
    »Geh wieder ins Bett, wir kommen schon klar«, versuchte ich, sie zu beruhigen und mich nicht von Lykke provozieren zu lassen. Schlagfertigkeit gehörte dummerweise nicht zu meinen Talenten. Um Lykke in Schach zu halten, brauchte es eher jemanden von Julias Kaliber. Dann trat ich ohne weiteren Kommentar den Rückzug an und setzte mich in meinem Zimmer aufs Bett. OOOOMMMMMM … Okay, tief durchatmen und in Ruhe überlegen. Besser doch noch mal umziehen?
    Ich öffnete die Tür meines Kleiderschranks und inspizierte zum x-ten Mal seinen Inhalt. Lykkes blöde Bemerkung hatte mich ganz schön verunsichert.
    Andererseits war es in der Prinzessinnenbar unter Garantie so dunkel, dass es vermutlich gar nicht auffiel, wenn meine Haut so weiß wie Schnee war. Außerdem musste ich mich beeilen.
    »Du siehst toll aus!«, lobte Morten, als ich (MIT dem lila Pullover) einer Daunenjacke plus grau-lila gestreifter Beanie-Mütze auf dem Kopf und meiner engsten Jeans bekleidet aus der Haustür trat. »Hast du zufällig Lust, noch auf einen Sprung ins Lehmitz zu gehen, bevor das Band-Casting beginnt? Heute ist mein ehemaliger Kollege Gunter da und ich würde gern mal hören, wie es ihm geht.«
    »Ja, klar, kein Thema«, stimmte ich zu. (Kathrin würde zwar ausrasten, wenn sie wüsste, dass Morten mich in diese Spelunke entführte, aber sie wusste es ja zum Glück nicht.)
    Kurze Zeit später betraten wir den Laden, der seine besten Zeiten schon lange hinter sich hatte. Es war mir absolut schleierhaft, wie Morten hier jobben konnte. Am Tresen hingen lauter skurrile Gestalten ab, um die ich normalerweise einen Riesenbogen gemacht hätte. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass jedes Glas und jedes Möbelstück von einer dicken Nikotinschicht überzogen sein musste. Brrrrr.
    »Was möchtest du trinken?«, fragte Morten, als wir uns ebenfalls an den Tresen gesetzt hatten, und winkte einem der Barkeeper zu. Ich antwortete »Einfach nur ’ne Cola« und überlegte, wer von den dreien wohl dieser besagte Gunter war. Morten hatte erzählt, dass Gunter seit Kurzem am Rande von Los Angeles lebte und dort zusammen mit seiner Freundin Isabell eine mobile Würstchenbude

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