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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Hinterzimmer eines Bettengeschäfts. Und hast du nicht erzählt, dass die Aushilfe etwas von Hexenkünsten gesagt hat?«
    Ich begann mal wieder, arg an mir zu zweifeln. Nicht nur Julia war spontan, auch ich hatte mich von der schönen Atmosphäre einlullen lassen, anstatt erst einmal darüber nachzudenken, ob ich in dem Laden auch wirklich gut aufgehoben war.
    »Na dann wollen wir mal schauen, was Google zu diesem Bettengeschäft sagt«, ergriff Julia die Initiative und schnappte sich ihr Handy. Auf der Website sah alles ganz normal aus: Traumzeit war ein gewöhnliches Fachgeschäft rund um das Thema Schlafen und erzielte bei Qype ausgezeichnete Bewertungen.
    Trotzdem grummelte mein Magen.
    »Was hältst du davon, wenn ich dich irgendwann mal besuche und einen Blick auf diese Frau Holle werfe?«, fragte Julia und erlöste mich damit aus meinem Dilemma. »Würdest du das wirklich tun?«, fragte ich erleichtert. »Aber klar! Ich will doch nicht, dass du von einem Schlamassel in den nächsten stolperst. Erst die Drachenlady und nun auch noch eine Hexe. Ich sag nur: Augen auf bei der Berufswahl! Und was Morten betrifft: Gib ihm eine Chance und hab endlich mal ein bisschen Spaß. Er wirkte total nett und hat dich angeschaut, als seist du das neunte Weltwunder.«
    »Das achte«, korrigierte ich und dachte über Julias Worte nach. Es war wirklich an der Zeit, ein bisschen lockerer zu werden. »Dann eben das achte, du weißt, ich hab’s nicht so mit Zahlen, es sei denn, es geht um die Preise von Klamotten, Handtaschen und Schuhen«, antwortete Julia grinsend.
    »So, jetzt muss ich aber los. Ich hab Finchen versprochen, mit ihr ›Rapunzel neu verföhnt‹ auf DVD zu schauen. Hast du Lust mitzukommen? Es gibt selbst gemachtes Popcorn mit Zimt und Zucker.« Ich verneinte mit der Begründung, noch etwas für die Schule tun und das Badezimmer putzen zu müssen, und trabte schließlich Richtung Talstraße, nachdem wir uns voneinander verabschiedet hatten.
    In Wahrheit wollte ich etwas ganz anderes tun, nämlich das Märchen von Frau Holle lesen, an das ich nur eine sehr, sehr vage Erinnerung hatte. Soweit ich wusste, ging es darin um zwei Schwestern, um Brot und Äpfel und um irgendwelche Prüfungen. Ich erinnerte mich nur noch daran, dass ich die Geschichte immer als viel zu moralisch empfunden hatte.
    Es dauerte eine Weile, bis ich das alte dicke Märchenbuch gefunden hatte. Es war hinter viele andere Bücher gerutscht und von einer dicken Staubschicht bedeckt. Ich blätterte zunächst ziellos darin herum und war erstaunt über den vertrauten Duft, den es verströmte. Dann las ich in »Schneewittchen« und »Brüderlein und Schwesterlein« hinein, bis ich schließlich fand, wonach ich suchte. Auch heute wirkte »Frau Holle« ähnlich auf mich wie früher. Ich ließ das Buch gedankenverloren sinken und dachte eine Weile über die Geschichte nach. Die Moral war simpel: Das Gute wird belohnt, das Böse bestraft. Schwarz-Weiß-Malerei, keinerlei Zwischentöne. Bevor ich das Märchenbuch wieder zurück ins Regal stellte, blätterte ich durch die ersten Seiten. Mal sehen, wann hatte ich es überhaupt bekommen? Als ich die handschriftliche Widmung las, blieb mir beinahe das Herz stehen und die Tränen fingen sofort an zu laufen. Dort stand:
    »Für meine über alles geliebte Tochter Marie. Auf ewig – dein Vater.«

14.
    »Wie stellt ihr euch das genau vor?«, fragte Delba und beobachtete zusammen mit der Feenkönigin, wie die Goldene mit ihrer Freundin in einem Café saß.
    »Ich werde sie lehren, ihre Schwäche in Stärke zu verwandeln und ihre Stärke in Schwäche«, antwortete die Königin wie so häufig in Form eines Rätsels.
    Delba hatte gelernt, diese Sätze nicht weiter zu hinterfragen, sondern darauf zu vertrauen, dass ihre Herrin wusste, was zu tun war. »Kommt, lasst uns einen Spaziergang machen. Der Himmel ist heute so schön klar«, schlug sie vor und fasste die Königin sanft am Ärmel ihres dunkelroten, langen Mantels. Manchmal – auch das wusste Delba – war es gut, die Feenkönigin daran zu erinnern, dass sie auf der ganzen Welt gebraucht wurde, nicht nur von einzelnen Menschen.
    »Eine gute Idee, meine Liebe. Wir waren schon lange nicht mehr bei den Holunderbüschen. Wir sollten nach dem Rechten sehen und uns vergewissern, dass wir genug Blüten und Früchte ernten werden, um den Kranken Linderung zu verschaffen.«
    Delba raffte ihre Röcke und folgte der Gebieterin, die ihren Gang beschleunigte, als die Wiese

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