Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
Vom Netzwerk:
eröffnet hatte.
    »Das ist er übrigens, der Mann mit dem goldenen Herzen«, stellte Morten mich ausgerechnet dem vor, der am finstersten dreinschaute und dessen Arme fast komplett von Tattoos bedeckt waren. Goldenes Herz? Der Typ sah aus, als wäre er fähig zu morden! Ich sagte mechanisch »Freut mich« und war heilfroh, dass er mir nicht zur Begrüßung seine riesige Pranke hinstreckte.
    »Da hast du dir ja eine besonders Hübsche geangelt«, grinste Gunter, stellte mir eine Cola hin und Morten ein Bier. Ich tat, als hätte ich die Bemerkung nicht gehört und fragte stattdessen: »Wie lebt es sich denn so in Los Angeles? Haben Sie und Ihre Freundin auch prominente Kunden?« Gunter lachte und sah mit einem Mal nicht mehr ganz so finster aus. »Momentan essen eher noch die Möchtegern-Starlets unsere Würstchen, aber letzte Woche tauchte tatsächlich Arnie auf, weil er gehört hatte, dass wir deutsche Produkte verkaufen.«
    »Der Schwarzenegger war bei euch?«, freute Morten sich und trank vor Aufregung sein Bier in einem Zug leer. »Und wie war er so? Im Fernsehen wirkt er ja immer wie seine eigene Wachsfigur. Aber es ist bestimmt super, so jemanden in echt zu treffen!« Ich persönlich fand rein gar nichts super an der Vorstellung, einem Muskelpaket auf zwei Beinen zu begegnen, der in der Vergangenheit eher deshalb Schlagzeilen gemacht hatte, weil er fremdgegangen war anstatt mit seinen politischen Leistungen. Kein Wunder, dass er nicht mehr Gouverneur von Kalifornien war! »Bella war hin und weg, das kannst du mir glauben!«, antwortete Gunter grinsend, während ich überlegte, wer denn nun wieder Bella war. »Ich konnte sie nur mit Müh und Not davon abhalten, Arnie zu fragen, ob sie in seinem nächsten Film mitspielen kann. So ist sie, meine Süße. Träumt immer noch von einer Karriere im Model- oder Filmbusiness.«
    Meine Gedanken schweiften ab, während Gunter und Morten sich über Amerika unterhielten, und mein Blick wanderte zu den Fotos, die hinter der Bar an die Wand gepinnt worden waren. Bei einem von ihnen blieb mir beinahe das Herz stehen: Es zeigte Paps zusammen mit seinen Bandkollegen. Ich versuchte, wie immer durch regelmäßiges Ein- und Ausatmen das Schwindelgefühl in den Griff zu kriegen, das mich jetzt wieder schlagartig überkam. BITTE NICHT JETZT!
    »Wollen wir nicht mal los?«, fragte ich Morten und unterbrach damit abrupt das Gespräch. »Ich muss um zwölf zu Hause sein und es wäre doch schade, wenn wir den Anfang des Castings verpassen.« Gunter grinste, als Morten unsere Getränke bezahlte. »Frauen, die wissen, was sie wollen, sind toll! Hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Marie.« Ich murmelte »Ich mich auch« und schnappte meine Jacke. Ich konnte es kaum erwarten, an die frische Luft zu kommen.
    Auf dem Weg zur Prinzessinnenbar lief Morten plaudernd neben mir her. Vor dem Club hatte sich bereits eine lange Schlange Musikbegeisterter gebildet, die auf Einlass wartete, um Hamburgs beste Newcomerband zu küren. Wir setzten uns im Schneidersitz direkt vor die Bühne auf den Boden, weil sämtliche Stühle und Barhocker bereits besetzt waren. Doch anstatt mich über das schöne Event zu freuen, begann mein Herz zu rasen und das Blut pulsierte in meinen Ohren.
    Das Keyboard, der Bass, das Schlagzeug, die Standmikrofone … All das erinnerte mich an meinen Vater und seine Band Hurricane. Und daran, dass ich als kleines Mädchen immer bei den Proben dabei gewesen war und mitgesungen hatte.
    All die Jahre bis zu Paps’ Tod war ich die glühendste Verehrerin meines Vaters gewesen, später begleitet von Kathrin und Lykke, die zusammen mit Horden von Fans johlend die Refrains mitgesungen und an seiner Seite gestanden hatten, als er Autogramme gegeben oder für Fotos posiert hatte. »Marie, du bist auf einmal so blass, ist alles in Ordnung mit dir?«, schrie Morten mir gegen den Lärm der Musik ins Ohr.
    Ich krächzte »Doch, doch, alles gut«, aber dann wurde ich von tiefer Dunkelheit verschluckt.

16. Lykke Pechstein
    (Sonntag, 20. November 2011)
    Dear Diary,
    oh Mann, was für ein Zirkus!
    Marie hatte gestern Abend wieder einen ihrer legendären Ohnmachtsanfälle und wurde von ihrem Lover und einem Typen, der angeblich gerade seinen Heilpraktiker macht, nach Hause gebracht. Nicht zu fassen, dass meine Schwester nicht mal zu einem Date gehen kann, ohne gleich zu kollabieren, und damit wieder die volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie weiß doch ganz genau, dass sie sich von allem,

Weitere Kostenlose Bücher