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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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doch sie bemerkte seine Schwäche trotzdem. Er ermüdete schneller, und seine Ruhe war nicht so entspannt, wie es sonst der Fall war.
    Es war beinahe ein Zehntag vergangen, als Sanara wieder vor dem Untergehen der Weißen Sonne begann, ein Quartier für die Nacht zu suchen. Und bald fand sie einige vom letzten Sturm umgewehte Stämme auf der Heide, die sich zwischen Felsen verkeilt hatten. Nach mehreren Seiten hin war der Platz offen, sodass sie herannahende Feinde bemerken, aber auch schnell fliehen konnten, und ein Feuer dennoch nicht sofort zu sehen sein würde.
    Sanara war müde, dennoch entzündete sie auf magische Weise das Feuer. Sie hatte das bisher vermieden, doch die Magie, die Ys auf dem Gipfel gewirkt hatte, war durch Sanara selbst gewirkt worden, und so wusste sie, dass sie Kraft brauchte. Ein normales Feuer würde ihr nicht reichen.
    Sie sah zu ihrem Reisegefährten hinüber.
    Und erschrak.
    Erst jetzt, da sie im Licht ihres magischen Feuers genauer hinsah, erkannte sie, dass seine elbische Kraft nicht unerschöpflich war. Reue packte sie, als sie daran dachte, dass er ihr am Abend zuvor noch von seiner Magie abgegeben hatte. Als er ihr bedeutete, dass er die Wache übernehme, wehrte sie ab.
    »Ich werde das tun«, sagte sie und legte ihm die Hand auf die graue Wange. »Ihr seid erschöpft, Daron Elb, seht es ein«, fügte sie hinzu.
    Sein Gesicht war kälter als sonst und wies doch rote Flecken auf. Das Gold in seinen Pupillen schien dunkel geworden zu sein. Sanara wusste mittlerweile, dass dies bei Elben ein Zeichen der Erschöpfung war. Sie schloss die Augen. Als Telarion sich sanft wehren wollte, nahm sie sein Gesicht in beide Hände und sprach die Worte, die er sie selbst gelehrt hatte.
    Es war ein seltsames Gefühl, als ein wenig ihres inneren Feuers der Macht der Worte folgte und in den Fürsten sprang. Für einen Augenblick überkam Sanara die Angst. Ihr Feuer war in Form einer Flamme gehorsam ihrem Befehl gefolgt und an das Wurzelwerk des Wolkenbaums gesprungen.
    Telarion war so müde, dass er aufstöhnte, als das passierte.
    »Mein Wesen besteht aus Kälte«, murmelte er dann. »Doch ich gestehe, dass mich erschöpft hat, was dort auf dem Gipfel geschah. … Was habe ich gesehen?«, wollte er wissen und sah sie an. »Waren das die Nebel?«
    In seinem Blick lag Verständnislosigkeit.
    Sanara erwiderte den Blick zunächst, ohne zu antworten. Ihr wurde auf einmal bewusst, dass sie mit den Ereignissen im Heiligtum die Rollen getauscht hatten. Nun war sie es, die ihn über die magische Welt belehrte. Und er war der Schüler, denn ihr wurde klar, dass er nicht nur die Nebel gesehen hatte. Er hatte die Jenseitige Welt mit und durch ihre Augen gesehen. Nun war ihm angesichts der Leere das wahre Gesicht des Todes offenbar geworden.
    Und ein Wesen, das, wie er, mit dem Leben verbunden war, ertrug das nur schwer.
    »Ich werde nach den Worten suchen, die dir, Herr des Lebens, erklären können, was geschah«, sagte sie sanft. »Aber jetzt schlaft, Daron Elb.«
    Er lächelte schwach, protestierte aber nicht weiter.
    Sanara bettete seinen Kopf auf ihren Schoß und vergrub die Finger in seinem kurzen Haar. Doch das spürte er schon nicht mehr. Seine regelmäßigen Atemzüge verrieten ihr, dass er bereits schlief; das kannte sie von sich selbst. Die Nebel erforderten Kraft, besonders bei den ersten Malen, die man sie besuchte. Sie beschloss, ihn bis zum Aufgang der Roten Sonne schlafen zu lassen.
    Sie sah hinaus in die Nacht. Das Heidepolster unter ihr war weich, die Äste des toten Baums über ihr erlaubten einen Blick zu den Sternen. Nichts störte die Stille, das magische Feuer brannte lautlos und hinterließ keinen Geruch.
    Sanara dachte wieder über die Worte der Ys nach und das Siegel, das sie nun auf geheimnisvolle Weise in sich trug, als sie glaubte, ein Astknacken zu hören. Rasch löschte sie das Feuer und lauschte in die plötzliche Dunkelheit.
    Beinahe lautlose Schritte waren zu hören. Sicher zwei, vielleicht mehr, und so wenig Geräusch sie machten, waren es mit Sicherheit Schritte elbischen Ursprungs. Sie bettete Telarion auf das Moos unter sich, dann zog sie vorsichtig ihren Umhang und seine Decke über ihn, sodass er nicht zu sehen war. Anschließend kletterte sie so leise sie konnte über den Felsen auf den Stamm, der über dem Rastplatz lag.
    Von hier hatte sie einen besseren Überblick. Sie starrte in die Dunkelheit und konnte nur wenig erkennen. Kurz überlegte sie, dann schloss sie die

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