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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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bauschigen Wolken bestand und dessen ständig neu aufbrechende Triebe von einem satten Farangelb waren.
    Das Zeichen seiner Magie.
    Ys lächelte und ergriff wieder das Wort. Ihr seid gekommen, um das Siegel zu holen. Das Siegel der Welt, das den Syth in der Leere hält, in die er ging. Sie wurde ernst. Der Zorn über all den Tod, den mein Geliebter auslöste, ließ mich vergessen, dass Veränderung gut und notwendig ist, wenn sie die Dinge bereichert. So ist es bei euch. Das, was in euch fremd ist, hat euer ursprüngliches Wesen unwiederbringlich vernichtet. Doch es hat euch erneuert und ist nun Euer Glück.
    Und so seid ihr nun mehr als zuvor.
    Sie nahm Sanaras Hand. Komm, mein Geschöpf. Das Siegel. Ich werde es dir geben. Es liegt halb in den Nebeln, halb in der geschaffenen Welt. Nur du kannst es bergen.
    Vorsichtig richtete sich Sanara auf. Als sie den Kopf hob, sah sie, dass die Säulen und das Bodenrund des Heiligtums von silbrig-rauchigen Nebelschwaden durchzogen waren, die dichter und dichter wurden, als würden Tempel und Berggipfel von Wolken eingehüllt.
    Folge mir, mein Geschöpf.
    Sie sah nicht hin, doch sie spürte, dass Telarion bei ihr war. Sie hörte die Worte des Lebens im Ohr und ging doch von ihm fort. Und fragte sich unwillkürlich, ob er sich noch auf der gleichen Wirklichkeitsebene befand wie sie.
    Sie wandte sich um. Ein Wolkenfetzen fuhr vor sein Bild und ließ es beinahe unsichtbar werden. Und doch spürte sie seine Präsenz. Er sah zu. Sanara zögerte.
    Folge mir, mein Geschöpf. Er, der von meinem älteren Zwillingssohn die Gabe des Lebens geschenkt bekam, hat seine Seele mit dir geteilt. Nun können dir die Nebel nicht mehr schaden, denn du, die Herrin der Nebel, trägst das Leben in dir. Doch dem Herrn des Lebens selbst ist es nicht erlaubt, in die Nebel zu gehen.
    »Ich will ihn nicht verlieren«, sagte Sanara leise. »Ich könnte es nicht ertragen, je wieder ohne ihn zu sein.«
    Zum ersten Mal richtete Sanara ihren Blick direkt auf die silbrige Gestalt vor ihr. Diese erwiderte den Blick freundlich, wenn auch ernst, doch eine Antwort darauf gab sie nicht.
    Sanara lauschte in sich hinein und fand die Antwort dort.
    Wieder lächelte Ys, als wisse sie, was in Sanara vorging. Dann wurde auch ihre Gestalt von brodelndem Nebeln beinahe verdeckt, so dicht, dass sie fast sofort die Töne schluckten, die Sanaras Lippen immer noch verließen. Erst ließen diese wirbelnden Nebel in Sanara Furcht aufkommen. Eine Furcht, wie Elben sie meist den Menschen vermittelten und die tief im Herzen saß, woder Verstand nicht an sie heranreichte und man kaum gegen sie kämpfen konnte, ohne sich selbst zu verleugnen.
    Ein Wind, den Sanara nicht fühlte, trieb die Fetzen des Nebels so heftig hin und her, dass sie ab und zu einen Blick auf das, was dahinter lag, werfen konnte.
    Kaum hatte sie es getan, wünschte sie, es wäre nie passiert. Hinter den Nebeln, die nicht nur grau, sondern hier und da auch gelben, roten, blauen Schatten glichen, war Leere. Ein Nichts, bodenlos, ohne Ende, ohne Begrenzung. Es war, als stünde Sanara in der Unendlichkeit des Himmels, wo es nur weit entfernte Sterne gab, Wirbel aus Stoffen, aus denen noch kein Wesen, kein Ding geformt war, keine Welt, keine Luft, keine Elemente.
    Da war nur grenzenlose Leere.
    Dann war da wieder Nebel, Dunst, so dicht, dass sie kaum etwas sehen konnte, bis ihre Augen einen silbrigen Schemen erkannte, der nun die Hand hob.
    Als die Brise die Nebel wieder vertrieb, stand Ys wieder vor ihr. Doch nun hielt sie eine Kugel in der Hand. Es war die Kugel, die auf dem Altar vor ihrem Standbild gelegen hatte. Erst jetzt erkannte Sanara, dass sie kaum so groß wie Telarions Faust war. Sie lag auf Ys’ rechter Handfläche, und die linke lag darauf.
    Mit einem Laut, den Sanara weder als gesungen noch als gesprochen erkennen konnte, hielt sie Sanara die Kugel hin. Diese nahm sie unwillkürlich auf die gleiche Weise, nur hielt sie die Hände links und rechts von der Kugel, und antwortete dem Schöpfergeist der Harmonie. Das Rund des Balls fühlte sich glatt und eben an, handwarm, nicht kalt, wie erwartet.
    Ys – es war doch Ys? – beschrieb mit den Händen einen Kreis um Sanaras Hände und die Kugel, als wolle sie einen magischen Schutz um Sanara herumweben. Dann war die Kugel plötzlich verschwunden, und Sanara sah wieder mit den Augen ihres Körpers. Ihr Seelenbild stand vor ihr, mit leeren Händen, doch in der Flamme ihrer Magie, die stetig und ruhig brannte,

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