Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
Vom Netzwerk:
nach Farokant und beinahe im Heiligtum der Tiefe angekommen, der andere, entschieden größere Teil des Heers, mit ihrem Halbbruder Iram an der Spitze, stand nur noch wenige Tagesmärsche von Sirakand entfernt. Die Soldaten hatten es eilig. Sie hatten im Auftrag des Zaranthen Saif die Lage auskundschaften sollen und wollten nun einerseits in den Tempel der Tiefe, um dem Syth die Ehre zu erweisen, andererseits wollten sie auch beide Heerteile weiträumig umgehen und so schnell wie möglich nach Sirakand zurück. Sie waren nicht viele und hatten Elbenkriegern bei allem Mut, allem Können und ihren Fähigkeiten, auch bei der Hitze des Tages zu kämpfen, nur wenig entgegenzusetzen.
    Bei ihrer Hinreise war es zu einer kleineren Auseinandersetzung mit einer Patrouille des Heeresteils gekommen, den der Herr von Larondar selbst befehligt hatte. Einer der Männer hatte sein Leben gelassen – der, dessen Reittier nun Sinan benutzte –, fünf waren verletzt worden.
    Sie nahmen Sinan gerne mit und versprachen sogar, ihn zu Saif Jatamar zu bringen, sobald sie die Hauptstadt Sirakand erreichten. Sinan griff nach dem Wasserschlauch und trank ein paar Schlucke. Die Weiße Sonne würde bald untergehen, dann würden die Soldaten beginnen, sich langsam nach einem geeigneten Platz für die Nacht umzusehen. Schon zu Anfang seiner Wüstenreise, bei den Nomaden Adhasars, hatte Sinan sich immer gewundert, warum bereits lange vor Einbruch der Nacht nach einem Rastplatz gesucht wurde. Mittlerweile wusste er, dass es sowohl praktische Gründe dafür gab als auch solche, die im Aberglauben der hiesigen Menschen wurzelten. So waren die Tage so grell, dass die rasch hereinbrechende Dunkelheit danach schwer zu ertragen war. Doch auch die Feuergeister und Dschinne, die sich im warmen Sand vergruben, um die Kälte der Nacht zu überstehen, waren gefürchtet, denn ein Dschinn konnte – so erzählte man sich – Menschen wie Elben in die Nebel der Jenseitigen Ebene führen und ihnen dort die schönsten Dinge vorgaukeln.
    Die Soldaten behaupteten, dass diese Geister besonders in den Felsen rund um den Berg Farokant ihr Unwesen trieben. Es hieß, sie seien Diener des Syth, und damit locke dieser Menschen wie Elben in seinen Dienst. Oft nahmen sie dabei die Gestalt eines Wesens an, das den Verführten besonders lockte. Darin glichen sie den Vayaden des Meeres, von denen die Elben Nisantis zu berichten wussten.
    Wieder dachte Sinan daran, wie sehr dieses Land seine Art zu denken verändert hatte. Vielleicht war auch er in den Dienst des Syth gelockt worden, durch Lahita oder Varasthi, die Shisani, die ihm so überaus vernünftig erschienen war? Auch Gajibian hatte die Erzählungen über Sanara und dem Elbenfürsten berichtet, als seien sie eine romantische Legende aus alter Zeit und nicht die beiden grausamen Verräter, als die Sinan sie hatte sehen wollen.
    Doch er war der Zweifel müde. Was die Schöpfergeister wollten, das geschah. Du solltest dich nicht vor dem, was Syth von dir verlangt, fürchten. Dein Ziel klingt von seinem nicht sehr verschieden .
    In einem hatte die Shisani Varashti sicher recht gehabt: Es war unwahrscheinlich, dass Syth es darauf anlegte, die Welt zu zerstören, die er mit seiner Geliebten unter so vielen Mühen geschaffen hatte. Die er sogar verlassen hatte, um ihr nicht weiter zu schaden.
    Jeden Tag wurde nun der Berg Farokant, der höchste im Kantar-Gebirge, besser sichtbar. Und mit jedem Tag wuchsen Sinans Anspannung und Neugier.
    Schließlich überquerten er und die Soldaten des Zaranthen den letzten Pass, bevor der Berg ohne einen weiteren Fels- oder Hügelkamm vor ihnen lag, und Sinan blieb staunend über dem Talkessel stehen, der sich vor ihm öffnete. Sie hatten das Gebirgenicht, wie er dachte, überquert. Sie waren vielmehr mitten darin, das Tal, aus dem der Berg Farokant sich erhob, war eingeschlossen von Gebirgsketten und Felswänden, die rot von Eisen waren.
    Unwillkürlich dachte Sinan, dass dies einem Schöpfergeist, der einst eine Gestalt als glühendrote Sonne angenommen hatte, angemessen sei. Beinahe freute er sich. Sicher würde er hier Schmiede finden, die ihm helfen konnten, sein daikon so zu vollenden, dass es eins werden konnte mit den Fähigkeiten und Magien Telarion Norandars.
    Der Berg Farokant selbst war bei Weitem nicht so hoch, wie er es erwartet hatte. Sinan hatte sich einen erkalteten Vulkan vorgestellt, sanfte Hänge und fruchtbaren Boden in der Wüste. Doch das Tal war nur an einem See, einem

Weitere Kostenlose Bücher