Goldmond
Schritten auf seine Werkstatt zueilte.
Sinan erhob sich. »Ich freue mich, dass ich dich noch einmal sehe.«
Der Freund nahm ihn zum Abschied in den Arm. »Ich mich auch, aber ich wäre auch sehr enttäuscht gewesen, hätte ich dich nicht mehr angetroffen«, sagte Niavash. »Ich habe gute Neuigkeiten. Jetzt kann ich es dir sagen: Ich war nicht in der Vorstadt, um Waren einzutauschen. Ich habe nach einer Karawane gesucht, die zum Tempel der Tiefe zieht, damit du es nicht tun musst. Und ich hatte Glück: Es gibt einen Trupp Krieger, dem du dich anschließen kannst. Sie haben den Weg nach Farokant im Auftrage des Zaranthen ausgekundschaftet. Sie waren hier, um Proviant aufzunehmen und Falken mit Nachrichten nach Sirakand zu schicken. Sie erklärten sich bereit, dich zum Heiligtum der Tiefe mitzunehmen, als ich ihnen sagte, du seist ein geweihter Schmied aus Guzar.«
Sinan holte Luft, um zu protestieren, doch Niavash hob die Hand. »Ich sagte dir schon gleich zu Beginn, dass das hierzulande keine Schande ist. Sie freuen sich darauf, dich zu empfangen, doch sie wollen heute noch zur Roten Stunde aufbrechen, wie es Sitte in Solife ist. Du musst dich beeilen, die Weiße Sonne geht bald unter.«
Der Ausdruck in Niavashs Gesicht verriet deutlich, wie stolz er war, dieses Arrangement für Sinan getroffen zu haben. Sinan brachte es nicht fertig, auch nur einen Teil seiner Bedenken zu äußern, als auch Rangi und Lahita ihn erwartungsvoll anstrahlten. Er beschloss, es als weitere Bestätigung dafür zu nehmen, mit der er die Welt nun betrachten wollte, und verscheuchte, wie schon so oft seit seinem Besuch im Syth-Tempel vor zwei Tagen, die Zweifel.
Du solltest dich nicht vor dem, was Syth von dir verlangt, fürchten. Dein Ziel klingt von seinem nicht sehr verschieden .
In einem hatte Varashti sicher recht: Es würde geschehen, was die Schöpfergeister wollten. Und offenbar wollten sie mit Macht, dass Sinan diesen Kriegern zum heiligen Berg folgte.
Das Unguli schwankte unter Sinan, als sei es kein Reittier, sondern eines der leichten Fischerboote auf dem Saphirmeer von Guzar. Vorsichtig, damit niemand der anderen es bemerkte,suchte er sich zwischen den Höckern des Tieres eine bequemere Sitzstellung. Doch auf seinem malträtierten Hinterteil fand sich kaum noch eine Stelle, die nicht wund gewesen wäre.
Sinan hatte nicht geglaubt, dass er sich einmal nach dem Rücken eines Pferdes sehnen könnte – oder danach, zu Fuß gehen zu dürfen.
Dennoch war er dankbar. Die Krieger hatten ein Reittier erübrigen können. Einer der Ihren war auf dem Weg von Sirakand in einem Scharmützel von einem Spähtrupp der Elben getötet worden, und man hatte Sinan das Tier samt Sattel und den Wasserschläuchen überlassen. So musste er sein Bündel nicht selbst tragen. Doch das daikon legte er nicht ab. Er trug es tagsüber unter dem jibahan verborgen, obwohl es in der kauernden Stellung, die der Sattel auf dem Unguli verlangte, nicht gerade bequem war, am Gürtel und legte es nicht einmal des Nachts auf seinem Schlaflager ab.
Es war heiß in den Kantarbergen, die Landschaft trocken und ohne nennenswerten Bewuchs. Sie kamen gut voran. Der Hauptmann der Patrouille kannte sich gut aus und war den Weg von der Stadt zum Berg schon oft gereist.
Niavash hatte recht gehabt: Die Männer hatten sich auf Sinan gefreut. Ein geweihter Schmied, der nicht dem Gesetz entsprechend, das die Elben aufgestellt hatten, in Diensten des Königs stand, war selten. Dass Sinan nun überlegte, sich dem Zaranthen anzuschließen, gefiel ihnen. Feuermagier waren in diesem Land hoch geachtet, nicht zuletzt, weil der Zaranth selbst einer war.
Dennoch verriet Sinan ihnen nicht, warum er nun zum Heiligtum der Tiefe reiste und nicht nach Sirakand, um sich dort in den Dienst des alten Freundes und Verbündeten seines Vaters zu stellen. Er sagte nur, Elben hätten ihn beinahe getötet, dann sei er von Nomaden in der Wüste gegen alle Wahrscheinlichkeiten geheilt worden. Dafür wolle sich nun bei dem Schöpfergeist des Chaos bedanken, denn wäre es nach Ys zugegangen, wäre seine Seele auf immer in den Nebeln verschwunden.
Den Männern schien diese Erklärung zu genügen. Syth hatte in diesem Landstrich einen ganz anderen Stellenwert als der Schöpfergeist der Ordnung und der Harmonie.
Sinan hatte vom Hauptmann und seinen Soldaten bereits am ersten Abend erfahren, dass sich das Elbenheer aufgeteilt hatte. Die Königin selbst war nun mit einem Teil der Truppen auf dem Weg
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