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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Seelen erkannt hast. Ich befehle den Nebeln. Ich werde ihnen sagen, dass sie auch die letzten Reste der lebendigen Magie deines Gefährten freigeben müssen. Er wäre geheilt, doch ich verlange dafür diese Arbeit von Euch. Bist du einverstanden?«
    Githalad war hin- und hergerissen. Mojisola wäre geheilt, doch um welchen Preis? Eine Seele für eine andere!
    Alles in Githalad sträubte sich dagegen, eine solche Entscheidung zu treffen. Wer war er schon, das tun zu können; er war nur ein kleiner Handwerker, der seine Arbeit liebte.
    Doch nicht um diesen Preis , sagte ihm eine innere Stimme. Niemals um diesen Preis.
    Die Königin saß vor ihm und wartete. Es schien, als habe sie entgegen ihrer Versicherungen alle Zeit der Welt. Githalad fühlte immer noch die kalten Spuren, die ihre Finger auf seinem Gesicht hinterlassen hatten, als lägen sie noch dort – ein Zeichen, dass sie ihm diese Entscheidung überließ. Doch so ausdruckslos und maskenhaft ihr Gesicht nun wieder war, so deutlich kündete es doch davon, dass er diese Entscheidung bald zu fällen hatte.
    Und dass sie eine Antwort, die nicht in ihrem Sinne ausfiel, nicht dulden würde.
    »Ja«, sagte Githalad schließlich mit erstickter Stimme. »Ich bin einverstanden.«

Kapitel 10
    »Vanar, dem älteren der Zwillingsmonde, war von seiner Mutter die Macht über alle Himmel, die Weite, das Wasser und die Pflanzen gegeben worden, die sie selbst die Radenna nannte. Der Goldmond liebte die Bäume, die Ys hatte werden lassen und die im Norden der Welt wuchsen, zu Füßen des Berges, auf dem sie selbst Wohnstatt genommen hatte. Oft wandelte er unter dem grünen Laub der Qentar, die die Väter aller Bäume waren, manchmal erkletterte er sie, damit er der luftigen Weite des Himmels näher war. Doch er sehnte sich oft nach einem, der diese Freude mit ihm teilte, denn sein jüngerer Bruder hatte wie der Vater Lust an Steinen und Erzen und an dem Feuer, das sie formte. So machte er sich eines Tages daran, sich einen nach seinem und dem Bilde seines Bruders zu erschaffen.«
    Von den Gaben der Kinder des Vanar
    Zweite Rolle der Schriften des Klosters der Weisen Zwölf
    K älte und Angst strömten Sanara entgegen. Sie tastete nach ihrem Dolch, doch sie fand ihn nicht, und rang nach Luft, als der feuchte Geruch von nassem Moos und Blüten in ihre Lungen strömte. Es war, als habe die Essenz des Dufts Gestalt angenommen. Sie musste husten und niesen. Schwarze Haarsträhnen fielen ihr wie Spinnweben ins Gesicht und wurden wieder fortgezogen.
    »Halt still, Weib!«, befahl eine ruhige Stimme mit Nachdruck.
    Sie schrie unwillkürlich auf, als eine kalte Hand erneut ihren Arm packte. Schwielige Finger tasteten über den verletzten Knochen. Erneut stöhnte sie auf, denn die Handgriffe wurden ohne Rücksicht ausgeführt, und so wollte sie dem Mann den Arm entziehen. Doch das gestattete er nicht. Wieder jammerte Sanara auf,als er nicht losließ und es ihr vor Schmerz schwarz vor Augen wurde.
    Dann spürte sie auf einmal Heilkraft, als verteile sich ein Brei aus Blättern auf dem Arm und befehle erst dem Knochen, dann den Muskeln und Sehnen, sich wieder zusammenzufügen. Ihr wurde klar, der Arm war geheilt, dann wurde er mit einer ruhigen Geste wieder auf ihre Brust gelegt. Doch der Schmerz schwand nur langsam.
    »Bewege diesen Arm ein paar Tage lang nur mit Vorsicht«, ordnete jemand an. »Die Bruchstellen werden noch eine Weile schwach bleiben.«
    Mit diesen Worten ließ der Elb sie los und wandte sich wieder Telarion zu, der sich mühsam aufrichten wollte. Ein daikon wurde ausgerichtet – Sanara sah die Klinge im Licht des Goldmonds aufblitzen –, dann kniete der Heiler neben Telarion und begann ihn zu untersuchen.
    Als der Schmerz im Arm nachließ, nahm Sanara ihre Umgebung wieder deutlicher wahr. Rechts von ihr lagen die Leichen derer, die sie überwältigt hatte. Feiner Rauch stieg von einem der Toten auf. Es stank nach verkohltem Fleisch, denn immer noch schwelte Sanaras Feuer. Der Mann daneben – der, dem sie die Kehle durchgeschnitten hatte – rührte sich nicht.
    Elben, schwarzhaarig wie Telarion, deren Haare ihnen jedoch offen über die Schultern fielen, kümmerten sich bereits um die Toten. Sanara fiel auf, dass sie besonders den Elb mit den Brandwunden nur vorsichtig berührten, so als fürchteten sie, der Feuerzauber, mit dem sie den Mann getötet hatte, könnte auf sie überspringen. Als sie die Leichen forttrugen, verschwand der Gestank des Todes allmählich, doch

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