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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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unwillkürlich blinzeln.
    »Ich hatte nicht dich gerufen.«
    Erst als sie es sagte, erkannte der Schmied, dass die Königin vor einer mit Sand gefüllten Schale kniete. Sie sah ihn nicht an, und Githalad fragte sich, woher sie wissen konnte, dass nicht Mojisola das ethandin betreten hatte. Er beeilte sich, selbst auf die Knie zu gehen, dann breitete er die Arme aus.
    »Herrin, mein Gefährte ist nicht in der Lage, Eurem Ruf zu folgen. Der Fürst von Norad und seine Leute haben die Seele aus seinem Körper vertrieben, indem sie ihn unterkühlten. Seine Magie wagt es nicht zurückzukehren und fürchtet sich. Bitte, sagt mir, was Ihr von ihm verlangt, er und ich werden versuchen, jeden Eurer Wünsche zu erfüllen, so es in unserer Macht steht.«
    Die Königin antwortete nicht. Stille breitete sich aus und durchdrang wie der Duft von Orcha-Blüten, die sich nur in der Dunkelheit öffneten, das Zelt. Obwohl die Purpursonne gerade erst untergegangen war, fror Githalad. Das Schwarzsteinbecken stand neben ihm, spendete aber keine Wärme.
    Unbehagen machte sich mit jedem Herzschlag deutlicher in ihm breit. Einerseits ließ es die Entscheidung, selbst anstelle von Mojisola gekommen zu sein, richtig erscheinen. Andererseits verfluchte Githalad erneut das böse Schicksal, das ihn von Bandothi hierher verschlagen hatte.
    »Du bist kein geweihter Schmied«, sagte Königin Ireti endlich. Sie erhob sich mühsam, als fehle ihr die Kraft, und wandte sich Githalad zu.
    Er sah kurz auf. Sie hatte ihm das reglose, puppenhafte Gesichtzugewandt. Schnell senkte er wieder den Blick. »Nein, das bin ich nicht.«
    »Ich brauche aber einen geweihten Schmied. Daher rief ich nach deinem Gefährten und nicht nach dir. Der Mensch, der das daikon für meinen Schwager fertigen sollte, ist gestorben. Doch dein Gefährte war sein Freund und ist selbst geweiht.«
    Wieder schwieg sie, bis Githalad es kaum noch ertrug. »Darf ich Euch fragen, wozu Ihr ihn benötigt?«
    »Man sagte mir, er kann wieder arbeiten.«
    Githalad sah nicht auf. Doch er konnte der Stimme der Königin anhören, dass sich ihre Geduld erschöpfte. Fieberhaft suchte er nach einer Lösung, die er ihr anbieten konnte.
    »Er kann, umgeben von Menschen und den Gehilfen, seiner Arbeit tatsächlich wieder nachgehen, Herrin. Wenn auch in geringem Maß.«
    »So weigert er sich also, mir den Dienst, den ich ihm erwies, zu entgelten. Du sagst mir gerade, dass meine Freundlichkeit ihm gegenüber umsonst war?«
    »Wie könnte sie umsonst gewesen sein?«, protestierte Githalad. »Was er tun kann, kann er, weil Ihr den Menschen ein ständiges Feuer gestattet, an dem er sich wärmen kann und das uns eine tägliche warme Suppe erlaubt. Weil Ihr jedem von uns eine Decke gegeben habt. Wie könnte er Euch das nicht danken wollen?«
    »Warum kann er dann noch keine Magie wirken, die mir nützt?«
    Githalad zögerte. Er war kein Heiler, geschweige denn ein Seelenherr. Er hatte überhaupt nur selten Menschen – oder Elben – mit dieser Gabe getroffen. Doch er war ein kluger Mann und wusste, dass Wesen beider Völker, die man zu stark der Magie des anderen Mondes ausgesetzt hatte, oft in ihrem Körper nicht wieder heimisch wurden. Manchmal gelang es einem Seelenherrn, mit der Seele, die in solchen Fällen mit einem Bein in den Jenseitigen Nebeln stand, zu sprechen und sie davon zu überzeugen, dass sie in ihrem Körper nichts zu fürchten hatte. Ein elbischerHeiler hingegen war in der Lage, die Magie der Seele selbst im Diesseits zu stärken, sodass sie auch den Rest wieder zu sich ziehen konnte.
    Mojisola hätte einen von beiden gebraucht.
    Die Königin ging vor Githalad in die Knie. Sie kauerte so dicht vor ihm, dass ihm graute. Er musste den Blick erneut senken. Er hätte es nicht ertragen, ihr Gesicht zu sehen, das unter dem dunklen Haarvorhang so blass und durchscheinend wie Rauch wirkte und von der halbdunklen Glut des Schwarzsteinbeckens rötlich angeleuchtet wurde, als sehe er es durch einen Schleier aus Blut.
    Sie hob die Hand, legte sie unter sein Kinn und hob es. Ihre Finger waren leicht wie der Rauch der verbrannten Gewürze, doch eiskalt. Wie beim ersten Mal hatte Githalad das Gefühl, die Finger würden durch seine Haut in seine Gedanken hineindringen.
    »Du willst mich nicht betrügen, das weiß ich. Doch ich brauche einen geweihten Schmied. Was kannst du mir raten?«
    Das Bild von Mojisola, der sich aus Angst vor dem Hellori-Soldaten auf dem lannon zusammenkauerte, erschien in Githalads

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