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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Telarion einen neugierigen Blick zu. »Es scheint, als würdet Ihr die Wahrheit sagen, Shisani. Für den Moment will ich das zumindest annehmen.«
    Er ließ Sanara keine Zeit zu antworten, sondern gab seinen Leuten ein Zeichen. Im nächsten Augenblick wurde Sanara hochgerissen und in die Dunkelheit gestoßen. Ein Elb nahm ihre Habseligkeiten auf und verschwand damit in der Nacht.
    »Unser Quartier ist in der Nähe. Ihr werdet dort mit uns rasten, und morgen wird euch eine Abordnung meiner Leute nach Darkod bringen«, hörte Sanara Qamar sagen. Sie selbst sah ihn nicht, sie war damit beschäftigt, im nächtlichen Wald den Weg nicht zu verlieren oder zu stolpern.
    Sie konnte mit den Norani-Soldaten kaum Schritt halten. Schon bald keuchte sie vor Anstrengung. Die beiden Elben, die rechts und links von ihr gingen – offenbar, um sie im Auge zu behalten – atmeten dagegen nicht einmal schneller. Sie nahmen keine Rücksicht darauf, dass sie sowohl kleiner als auch höchstwahrscheinlich schwächer als eine Elbin war.
    Sanara dachte an Telarion. Er hatte gesagt, dass der Dolch, der ihn getroffen hatte, ihn mit Erdmagie infiziert habe; so würde auch ihm das Gehen schwerfallen. Doch sie entdeckte ihn nirgends in der Dunkelheit unter den Bäumen. Sie konnte nur hoffen, dass es ihm wieder einigermaßen gut ging.
    Der Silberne Mond hatte seinen Zenit schon überschritten, als sie Telarion endlich wieder vor sich zu sehen glaubte. Erleichtert bemerkte sie, dass seine Schritte kräftiger wirkten als ihre, wenn sie auch langsamer waren als die der Soldaten.
    Als der Trupp plötzlich zum Stehen kam, atmete Sanara innerlich auf. Sie waren vor einer Weile von der Straße abgebogen und standen nun wieder in einem Hochwald, in dem die Bäume und Sträucher geradezu riesenhafte Ausmaße angenommen hatten.
    Kurz wurde eine Lampe geschwenkt, dann erscholl weit über ihr ein knapper Ruf. Nur dass er so kurz nach dem Lichtzeichen erklang, deutete darauf hin, es könnte ein Zeichen sein, nicht nur der Schrei eines Nachtvogels. Sie erwartete beinahe, dass ein weiterer Trupp Elben um den Stamm herumkommen würde, den wohl zwei Dutzend Mann kaum hätten umfassen können.
    Stattdessen spürte Sanara einen Stoß im Rücken. Als sie sich halb überrascht, halb zornig umwandte, bedeutete ihr einer ihrer Begleiter mit ungeduldiger Geste weiterzugehen. Sie gehorchte, zögernd erst, doch dann erkannte sie im Stamm des Baums Bohlen. Die ersten Soldaten stiegen bereits hinauf.
    Sanara schluckte. Offenbar wanden die Bohlen sich um den Baum herum und führten in die Höhe – eine Treppe oder Leiter. Noch einmal wurde die Angst, an die Sanara sich in den letzten Stunden fast schon gewöhnt hatte, stärker. Sie betrat die ersteStufe und erwartete halb, das geschnitzte Brett, das von Farn und den Ranken des Yphan fast verdeckt war und weiter keinen Halt zu haben schien, gebe unter ihrem Gewicht nach. Es hielt jedoch, und Sanara trat vorsichtig von einer Stufe auf die nächste.
    Es gab kein Geländer, und so ließ sie die Finger der rechten Hand an der rauen Rinde des Stamms entlanggleiten, denn wirklich festhalten konnte man sich an diesem nicht. Es war, als stiege sie durch die Luft selbst. Die Elben, die vor ihr die Treppe betreten hatten, waren bereits aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Nur schwaches Knarren verriet, dass sie weit über ihr diese seltsame Treppe hinaufstiegen.
    Zu Beginn versuchte Sanara die Stufen oder ihre Schritte zu zählen. Doch schon bald gab sie auf. Eine Ewigkeit schien vergangen, bevor sie den ersten gewaltigen Ast erreichten. Er war immer noch breiter als der Pfad, den sie am Waldboden verlassen hatte. Doch noch weiter hinauf führte der Weg, und Sanara erinnerte sich an die Erzählungen des Vaters und die der Mönche vom Abendtempel, die gesagt hatten, eines der Elbenvölker lebe in den Wipfeln der Bäume, und habe dort ganze Städte errichtet. Damals hatte sie das für ein Märchen gehalten.
    Es schien ihr mehr als unwirklich, dass es offenbar tatsächlich so war. Ihr kam zu Bewusstsein, dass ihr Geliebter mit dieser Art Wohnung vertraut sein musste. Die Norani lebten in den Vätern der Bäume, den Qentar, wie es einst Vanar selbst getan hatte.
    »Halt!«
    Der knappe Befehl wurde heiser ausgesprochen. Sanara blieb auf der Stelle stehen und legte die Hand fest auf die Rinde des Stamms neben ihr. Kurz schloss sie die Augen, als eine kühle Brise sie traf. Laub raschelte. Der Gedanke, sie sei nun ungezählte Klafter über dem

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