Goldmond
nun ins Tal hinab.
Telarion folgte ihrem Blick und erkannte, dass sie nach der Stelle suchte, die Sinan ihnen beschrieben hatte: Ein Nebeneingang ins Heiligtum, der in eine der Schmieden des Tempels führte; eine, die ein wenig abseits der anderen lag und die er benutzen wollte, um unbemerkt von den Soldaten der Königin und allen anderen seine Magie in das daikon zu wirken. Eine kleine Tür, die weitab der prächtigen Front an einer anderen Seite des Tafelbergs in das Labyrinth der Werkstätten und Höhlen führte, in denen, wie die Legende sagte, einst Syth dem Akusu gezeigt hatte, wie die Erze und Sande der Erde mit Feuer zu verändern seien.
»Sinan sagte, das Tor sei an der rechten Seite des Berges«, murmelte Sanara. »Etwa dreihundert Schritt vom Haupteingang entfernt, wie die Sonnen wandern. Wenn ich dem folge, sehe ich dortim Berg, etwa zehn Klafter tiefer als das Eingangsplateau, einen dunklen Fleck.«
»Es könnte ein Busch sein«, gab Telarion zurück.
»Ein Busch, der den Eingang versteckt«, entgegnete sie störrisch.
Telarion seufzte, drehte sich auf den Rücken und schirmte seine Augen ab, als er erneut zum Himmel aufsah.
»Das wird sich aus dieser Entfernung nicht feststellen lassen«, sagte er. »Lass uns tun, was wir abgemacht haben: Wir warten, bis die Rote Stunde anbricht. Ronan sagte, dass Gahariet und Gomaran Erfolg hatten. Es kam uns gelegen, dass Iram Landarias es vorzog, seine Schwester bei ihren Ränken hier zu unterstützen. So konnte der Dumi von Mundess das Heer überzeugen, dass Ireti ein falsches Spiel treibt.«
Sie wandte sich ihm zu. »Ich bedauere, dass unsere Tage hier vorbei sind«, sagte sie leise. »Und ich wünschte, dass die Abordnung deines Volkes länger gebraucht hätte, um hierherzukommen.«
»Du warst es, die mir beigebracht hat, dass Veränderung nicht Chaos und Tod bedeuten muss. Die Welt muss befriedet werden. Wir müssen uns ändern, wenn wir Veränderung wollen.«
Sanara lachte leise. »Ein Elb, der die Freiheit der Menschen fordert! Das ist wahrlich eine Veränderung.«
Er legte sanft seine Hand auf ihre Wange. »Wir sollten uns aufmachen«, sagte er leise.
Sie sah ihn an. In ihren Augen lag ein Flehen, das sein Herz rührte. Sie wollte diesen Ort nicht verlassen, genauso wenig wie er.
Doch er schwieg. Schließlich wollte sie sich erheben, aber Telarion zog sie an sich.
Sie wehrte sich erst, doch dann wurde sie in seinen Armen still und bettete den Kopf auf seine linke Brust. Ihr Gewicht auf seinem Körper fühlte sich wundervoll an, selbst sein Herzschlag schien spürbarer als zuvor, nun, da ihre Wange darauf lag. Ohnenachzudenken nahm er ihr Gesicht in beide Hände und führte ihre Lippen auf seine. Sie erwiderte den Kuss hingebungsvoll, doch dann löste sie sich sanft und zu seinem Bedauern von ihm.
»Wir müssen gehen, Geliebter«, wisperte sie.
Er genoss die Sehnsucht, die noch einmal in ihren Augen aufblitzte.
»Wenn diese Sache vorbei ist …«
Sie kniete noch einmal vor ihm nieder und lehnte ihre Stirn an seine. »Lasst uns erst träumen, wenn sie vorbei ist, Daron Elb«, flüsterte sie nach einer Pause. Für einen Augenblick glaubte er, Tränen in ihren Augen zu sehen. Doch sie war bereits aufgestanden, hatte ihr Bündel genommen und war auf dem Weg ins Tal.
Die Weiße Sonne näherte sich den Berggipfeln, von denen sie umgeben waren, als sie die Gärten und Felder erreichten. Sie hielten sich abseits der Straßen und huschten auf schmalen Pfaden auf den Dämmen und Deichen entlang, die die Kanäle der Oase des Farokant-Tals umgaben, um auf diese Weise das Dorf selbst und auch das Lager der elbischen Hundertschaft zu umgehen, die Königin Ireti mitgebracht hatte.
Telarion hatte recht gehabt: Es waren zwar nur die Wachsoldaten, die jetzt durch die Haine patrouillierten, doch sie waren wachsam, und weder Sanara noch Telarion wollten auch nur irgendetwas tun, was Ireti einen Hinweis hätte geben können, dass sie sich ihrem Ziel näherten.
Sie blieben unentdeckt, wenngleich sie ein paar Mal im dichten Uferschilf der Kanäle Zuflucht und Deckung suchen mussten.
Telarion machte das Sorgen. Wieder erwachte das Misstrauen dem Musikanten gegenüber, der sie auf der Reise von der Grenze zu Entarat bis zu einer kleinen Schlucht in den Kantar-Bergen begleitet hatte. Dann hatten sie Ronan, Sinan und die Karawane allein weiterziehen lassen. Ronan würde sich zur Königin begeben. Auch wenn sie misstrauisch war, vielleicht würde sie sich überreden
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