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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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gekommen sein.
    In den wollenen Gewändern und Tüchern war Telarion unangenehm heiß. Mittag war vorbei, und die Weiße Sonne warf bereits längere Schatten, doch die Purpursonne brannte noch mit unverminderter Stärke auf ihn herab. Sanara hingegen schienen die Wärme und das Licht, die vom See über dem Farokant-Tal gleißend zurückgeworfen wurden, nichts auszumachen.
    Selbst das Wasser, das er aus dem Schlauch getrunken hatte, erfrischte nicht und war für seinen Geschmack zu warm.
    Vorsichtig wandte Telarion sich vom Ufer des Sees, der offenbar für die Bauern des Tals als Wasserspeicher diente, wieder ab und sah den Abhang hinunter. Etwa eine Meile entfernt war der Tafelberg zu sehen, darin, auf einem Felsvorsprung in rund zwanzig Klaftern Höhe, die Fassade eines Palastes.
    Von hier aus wirkte selbst dieser Palast klein, wenn er auch entschieden größer zu sein schien als die kleinen, würfelförmigen Lehmhäuser der Dorfbewohner. Es hatte sich hier keine Stadt gebildet – darin glich das Heiligtum der Tiefe dem Tempel der Weisen, die sich einst als Orden der Ys begriffen hatten. Ob es an diesem Ort noch Shisans des Syth gab, wagte Telarion zu bezweifeln. Wenn, dann waren es nicht viele.
    Sie wären im Gegensatz zu den Weisen auch keine Hilfe gewesen, denn sie gestatteten jedem, Syth anzubeten, und sahen sich nicht berufen, unter den Anhängern des von ihnen verehrten Schöpfergeistes zu wählen. Um Veränderung zu bitten und für diese tätig zu werden, stand jedem Geschöpf zu, ungeachtet seines Ranges, seiner Magie oder seiner Art.
    Seit der Schlacht von Faringar hatten die Elben jeden Kult um Syth per Gesetz verboten, auch wenn man sich nicht überall daran hielt. Besonders in Solife schien es niemanden zu kümmern – für Tarind, und nach ihm für Ireti, war das ein willkommener Vorwand gewesen, Solife und seinen Herrscher, den Zaranthen, einzukreisen und letztendlich besiegen zu wollen, wie sie es auch schon mit dem Haus der Khariten von Erathi und mit dem Fürsten von Guzar getan hatten.
    Telarion dachte daran, wie grausam Siwanon Amadian gestorben war. Während er erstickte, erfror und gleichzeitig ertrank, hatte Ireti ihm die Seele aus dem Leib gerissen. Inzwischen wusste Telarion: Nur weil er und Tarind Siwanon geschwächt hatten, hatte dieser sich nicht mit seiner eigenen Macht, die er über die Nebel besaß, dagegen wehren können.
    Dass er selbst dazu beigetragen hatte, beschämte den Heiler immer noch zutiefst. Umso mehr erfreute ihn nun das Lächeln von Siwanons Tochter, die neben ihm hinter einem Felsen lag, der sie beide vor Blicken aus dem Tal schützen sollte. Seit einem Zehntag warteten sie bereits hier, sie hatten Sinan Gelegenheit geben wollen, die Magie in das Schwert zu wirken, damit Telarion es gegen die Königin verwenden konnte. Auch Gahariet musste die Zeit haben, um in Damastans Namen die Dinge vor Sirakand im Heer der Elben zu regeln, die Gomaran bereits mit dem Dumi, seinem Großvater, begonnen hatte.
    Er und Sanara konnten ihre Aufgabe erst beenden, wenn diese Dinge in Ordnung gebracht waren.
    Hier oben an den See kamen nur wenige Menschen. Obwohl Wasser in der Wüste selten war, war der Boden um den See herum doch zu felsig, als dass Ackerbau hätte betrieben werdenkönnen, und Telarion gestand sich insgeheim ein, dass er nicht nur wegen des Schwerts oder den Verhandlungen, die im Hintergrund notwendig waren, darauf bestanden hatte, die Nachrichten der anderen abzuwarten, bevor sie in den Tempel gingen, um sich Syths Segen zu holen.
    In den vergangenen Tagen hatte er den Eindruck gewonnen, Sanara und er seien allein auf der Welt. Beide wussten sie, dass ihnen nur wenig Zeit blieb. Nach dem Ende ihrer Mission würde das nicht besser werden, es würden neue Aufgaben auf sie warten, und auch wenn sie es nicht aussprachen, fürchteten sie doch beide, es könnten Aufgaben sein, die sie trennen würden.
    Und doch war alles andere nun, da der Tod Sinans nicht mehr zwischen ihnen stand, verziehen, und Sanara schien enger mit ihm verbunden als je zuvor. Die Zukunft lag in weiter Ferne.
    Telarion wurde das Herz schwer, als sich das Tageslicht rötlich färbte und ihm anzeigte, dass die kostbare Zeit, die er mit ihr allein hatte verbringen dürfen, sich dem Ende näherte.
    Sein Blick fiel wieder auf Sanara. Sie hatte den in seinem grellen Orange weithin sichtbaren darstar vom Kopf gezogen, damit ihr weizenfarbenes Haar vor dem rötlich-gelben Kalkstein weniger auffiele, und spähte

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