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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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…«, sie wies auf den Gefangenen, »… fanden. Wenn er überlebt hat, ist er vielleicht der Einzige, der einen qasarag herstellen kann, mit dem man in der Lage ist, den feurigen Eiswind zu stillen, der dem Fürsten von Norad zu eigen ist und der dein Volk vernichten kann. Der dein Volk vernichten wird .«
    Die Königin streckte die Hand in Richtung ihres Bruders aus, dieser ergriff sie und half ihr auf. »Es soll dein Schaden nicht sein, Schmied.«
    Githalad zögerte. Er wusste nicht, ob er Ireti von Larondar Glauben schenken konnte.
    Wieder sah er die Bilder von sich und seiner Arbeit mit Sinan in seinem Inneren vorbeiziehen. Die Strafen, die Telarion Norandar verhängt hatte. Den Hochmut, mit dem er sich anmaßte, über Leben und Tod zu entscheiden, als sei er von den Schöpfergeistern dazu bestimmt.
    Und in noch einem hatte die Königin recht: Githalad war es Sinan schuldig, ihn wiederzufinden. Es mochte sein, dass der Waffenschmied rebellischen Geistes war, doch er war der Überzeugung, dass alle Wesen gleich geschaffen seien – ein Konzept,das den Elben, die sehr auf den Rang und die Hierarchien unter sich achteten, fremd war.
    Als die Königin sein zweifelndes Gesicht sah, berührte sie wieder seine Wange.
    »Ich habe ein Geheimnis. Um dir zu zeigen, dass ich dich wirklich brauche, verrate ich es dir. Ich bin halb Mensch. Ich kenne die Verachtung, die der Fürst dem Volk – unserem Volk! – entgegenbringt, nur zu gut. Ich habe sie oft zu spüren bekommen. Soll es so weitergehen? Oder …«, fügte sie leise hinzu, »…vertraust du mir?«
    Verblüfft starrte Githalad sie an. Er erinnerte sich an das, was Hiltar ihm auf dem Weg hierher gesagt und was die Dari Ireti nun bestätigt hatte: Sie war halb Mensch. Sicher hatte sie das verborgen – vielleicht hatte sie es als Gemahlin Tarinds tun müssen .
    »Du zweifelst an mir.« Ihre Stimme klang nun wehmütig.
    »Sicher könnt Ihr es mir nicht verdenken«, murmelte Githalad.
    Ireti lächelte. Es sah ein wenig verletzt aus, bemerkte Githalad.
    »Du wirst sehen, dass ich die Menschen gut behandele. Ihr habt bereits Feuer, das werden deine Gefährten im Lager dir sagen. Niemand treibt euch mit der Peitsche an. Die Zeiten haben sich geändert«, fügte sie sanft hinzu. Dann nahm sie den Arm ihres Bruders und wandte sich dem Ausgang des ethandin zu.
    Bevor sie es verließ, drehte sie sich noch einmal um.
    »Komm morgen noch einmal zu mir. Ich will, dass der König in einem Sarg begraben wird, der nicht nur aus Holz besteht. Er muss auch aus Gold gefertigt sein, denn sein Körper soll wieder zu dem Wasser gelangen, aus dem Vanar ihn schuf – dem östlichen Meer. Arbeite mit den Schnitzern zusammen, die ich beauftragte. Ich will, dass es ein Dunkelmagier tut, dem ich vertraue. Und du scheinst mir der Richtige zu sein.«
    Für einen Augenblick hatte Githalad den Eindruck, als erreiche ihn ein Hauch an der Stirn wie ein Kuss.
    Dann war sie fort und ließ ihn mit Mojisola allein.
    Er stand in der Leere. In endloser Finsternis, in der, egal, wohin er sich wandte, nichts war außer einem bösartig grünen Leuchten in weiter Ferne und das einen Horizont ersetzte. Von diesem Leuchten ging absolute Kälte aus, die alles Leben erstarren ließ. Einerseits zog es ihn zu diesem Licht hin, denn es war das einzige, an dem seine Augen an diesem Ort verweilen konnten, andererseits war ihm klar, wenn er dort hineinginge, würde er ewig fallen und nirgends ankommen.
    Er versuchte, sich daran zu erinnern, wer er war.
    Du bist Sinan. Der Sohn des Siwanon Amadian von Guzar, des Höchsten unter den Menschen.
    Sinan sah an sich hinab. Er konnte sich selbst in der Finsternis kaum erkennen. Das war überraschend, aber auch der Körper, den er sah und der wohl der seine war, war durchscheinend und bestand aus grauem Nebel, der nur im Kern schimmerte. Es hatte den Anschein, als fielen die letzten Strahlen der Purpursonne auf ihn, bevor das Gestirn unterging, doch war es nirgendwo zu sehen. Er versuchte, an sich hinabzustreichen und die Kleidung, die er mehr ahnte als sah, zu erspüren. Da waren die grobgewebte Tunika aus Leinen, das Lederwams, die Schärpe, die den Sickenhammer festhielt, den er, der Schmied, einst geschenkt bekommen hatte und der sein kostbarster Besitz war.
    Halt. Da war noch ein Schwert, ein daikon , in der Schärpe. Eine schimmernde Waffe, einschneidig, schlank, leicht gekrümmt. Die Klinge der Waffe war blank und ohne die üblichen Zeichen und Glyphen, die Magie

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