Goldmond
dieser Gelegenheit ein solches Kleidungsstück zu wählen. Nicht einmal die farangelben und samtig dunklen Säume, die offenbar zu Ehren seines Schützlings daran angebracht waren, versöhnten Ronan. Sie verstärkten nur den Eindruck, der Fürst verachte und spotte überdie Dunkle Magie, da er ihnen nur einen schmalen Raum an dem Kleidungsstück zugestanden hatte.
Als der Älteste neben ihm nun die Stimme erhob, um als erster der drei Lehrer den Dunklen Mond um den Segen für die Schülerin zu bitten, verdrängte Ronan die unguten Gedanken und richtete sie ganz auf die Frau, die dort im Allerheiligsten saß. Hinter den Durchbrüchen in der Wand, die Berge und Wälder, Vulkane und allerlei Blüten und Getier andeuteten, war Sanara kaum zu erkennen.
Er schloss die Augen und betrat die Nebel. Mit ein paar Tönen vertrieb er die klagenden Geister. Dort, wo sich auch in der wirklichen Welt das Allerheiligste des Ys-Schreins befand, konnte er mit der Sicht eines Seelenherrn Sanaras Magie wahrnehmen. Eine gelbes Leuchten erschien dort, wo Ronan seine Schülerin vermutete, als der Ehrwürdige neben ihm den Gesang des Segens in den des Feuers übergehen ließ.
Ronan folgte den Tönen im Geiste. Er sah, wie der Gesang des Ältesten Gestalt annahm und bernsteingelbe Funken von seiner Ehrwürdigkeit bis hin zum Allerheiligsten schwebten, wo das erst noch blasse Gelb der Gesegneten satter wurde, bis es schließlich einer frisch aufgeschnittenen, reifen Faranfrucht glich.
Das Bild erfreute Ronan und schien ihm der Inbegriff allen Lebens zu sein.
Ohne es bewusst zu bemerken, begann sich samtig dunkler Rauch in der reingelben Gestalt zu kräuseln. Ronan erfreute sich zunächst an dem Bild, erst dann hörte er die Klänge, dunkel und tief, als kämen sie aus dem Schoß der Erde. Er war es selbst, der sie sang und seiner Schülerin das gab, was sie ausmachte wie das Feuer, und das er ihr in den letzten Wochen zu beherrschen geholfen hatte. Über den Rauch der Nebel besaß sie die gleiche Macht wie über die Flammen. Der Rauch schien zu der Flamme zu gehören, bewegte sich mit ihr, wirbelte auf, und der Musikant dachte unwillkürlich, dass er das Gelb des Feuers nur als halb so lebendig empfunden hätte, hätte dieser Rauch gefehlt.
Das Feuer in der Gestalt, die Ronan auf der Seelenebene wahrnahm, brannte jetzt warm und gleichmäßig. Dann flackerte die Gestalt, als ein Windstoß aufkam. Ronan erschrak, denn der Wind war kalt, er ließ die Gestalt Sanaras zittern, verwehen, bevor sie sich wieder fing und zu einem Ganzen zusammenfand.
Ronan spürte Enttäuschung, als sich zu den dunklen Schlieren in der Feuergestalt hellgrüne gesellten. An der Quelle, dort, wo die flackernde Gestalt ein Herz besaß, färbte sie sich ebenfalls leuchtend grün.
Bitterkeit stieg in Ronan auf, als er sich bewusst wurde, was das bedeutete: Beide Monde hatten Sanaras Magie gesegnet – nun war die kalte Magie des Sturms in ihr nicht mehr nur etwas, das der Elbenfürst ihr wieder und wieder eingab. Ab jetzt gehörte der Wind zu ihrem Sein.
Das, vor dem der Geist der Königin Ireti ihn schon vor mehreren Zehntagen gewarnt hatte, war geschehen. Und Ronan hatte es nicht verhindern können.
Die Bittgesänge der Anwesenden verklangen. Ein Donnern verriet, dass die Tore des Allerheiligsten, die sich vor unbestimmter Zeit hinter Sanara, der Schülerin und Bittenden, geschlossen hatten, wieder geöffnet wurden. Ronan schreckte aus der Konzentration auf, die die Melodien in ihm ausgelöst hatten, und war wieder in der Wirklichkeit.
Der Augenblick der Segnung war vorbei.
Leise Schritte erklangen und blieben dann vor dem Fürsten, dem Musikanten und seiner Ehrwürdigkeit, dem Ältesten, stehen.
»Aus der Schülerin wurde eine Wissende. Euch, den Lehrern, gebührt Dank dafür«, sagte Sanara, sank vor ihnen auf die Knie und breitete die Arme aus.
Als Ronan die Augen öffnete, kniete kein junges Mädchen mehr vor ihm.
Sie war in der Zeit, in der ein nussgroßes Stück getrocknetenHarzes in einem Schwarzsteinbecken verbrannt war, eine Gesegnete, eine Weise geworden. Er fragte sich, welcher Art die Zeichnung wohl sein mochte, die sie zweifelsohne von ihrem Schöpfermond erhalten hatte.
Ronan konnte sich den Wunsch nicht versagen, diese Zeichnung trüge kein Grün in sich, aber es war nicht an ihm zu fragen. Es war der Älteste, der die Stelle des obersten Lehrers einnahm und dem Ritual folgend dies zu klären hatte.
Gehorsam entledigte sich Sanara ihres
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