Goldmond
kühlen, rauen Boden erreichte, und murmelte das Dankgebet, das das Ritual der Segnung an dieser Stelle vorsah.
Als sie sich erhob, war sie wieder allein – aber nicht länger mehr einsam.
Es schien Ronan unangemessen, dass der Älteste nicht nur ihn, sondern auch den Fürsten von Norad zu Sanaras Weihe gebeten hatte. Auch wenn Vernunft und Sitte es geboten, dass alle Lehrer des zu segnenden Schülers anwesend waren.
Der Elb wirkte auf den Musikanten wie ein Fremdkörper in der Zeremonie. Telarion Norandar war nicht der Einzige seines Volkes, der ihr beiwohnte. Unter den Weisen gab es etliche von ähnlicher Gestalt, von ähnlich kaltem oder feuchtem Wesen, von ähnlich steifer Ruhe. Und doch war es der Fürst, der Ronanstörte, obwohl der Älteste zwischen ihnen kniete und laut die Gesänge leitete, die die Monde um den Segen für die Schülerin bitten sollten.
Es fiel Ronan schwer, sich ganz auf Sanara und seine eigenen guten Wünsche für sie zu konzentrieren. Er bedauerte die Kälte, die sich immer wieder in ihr breitmachte und gegen die keiner seiner Gesänge mehr half. Er teilte nicht die Ansicht, dass es ihre Aufgabe sei, damit zu leben.
Vielleicht war es nützlich, dass sie den Wind beherrschte, wenn sie das Siegel suchen wollte, das Ys geschaffen hatte. Der Älteste hatte Sanara in Philosophie unterrichtet, damit sie die Worte der Elben in die Gesänge der Menschen einweben könne, doch das durfte nach Ronans Meinung nicht dazu führen, dass ihre Beziehung zum Fürsten der Elben – einem Mann, der sie immer wieder hatte unterwerfen wollen, der sogar ihren Vater getötet hatte – so eng wurde, wie es geschehen war.
In den letzten Wochen hatte sie sich nach den Lektionen, die Telarion Norandar ihr in Kampf und der Kunst des Lebens und des Sturms erteilt hatte, oft in seine Arme geflüchtet. Für Ronan der Beweis dafür, wie schwer es Sanara fiel, die Magie, über die der Fürst von Norad gebot, zu beherrschen. Mit seiner den Menschen weit überlegenen Kraft überforderte er Sanara und übersah, dass sie zwar seine Magie in sich trug, nicht aber seine Stärke.
Schon allein das nahm Ronan gegen diesen Elb ein: Er lehrte Sanara, dass seine Magie nur mit vollkommener, mit elbischer Macht und Kontrolle zu beherrschen und zu wirken sei. Es war eine Kontrolle, von der Ronan jeden Tag sehen konnte, dass seine Geliebte sie nicht besaß. Es lag ihr nicht, von Vanar geschenkte Dinge kühl und berechnend anzugehen. Er hasste Telarion Norandar dafür, dass Sanara aus seinen Unterrichtsstunden ständig das Gefühl mitnahm, unvollkommen zu sein. Abends kehrte sie niedergeschlagen zu Ronan zurück, nur um des Morgens mit dem fieberhaften Wunsch aufzustehen, heute, an diesem Tag, würde sie dem Fürsten ein Lächeln, ein Lob entlocken.
Ein Lob, dass der Elb Sanara nur selten zuteilwerden ließ. Es war Ronan, als erwarte der Fürst, seine Schülerin würde auch dem Wesen nach elbisch. Doch Sanara war aus Feuer gemacht, war wie das gelbe Element flink und heiß, und es lag ihr nicht, vollkommen zu sein.
Aber gerade dieser Umstand war es, der Sanara in Ronans Augen dazu machte.
Der Musikant konnte nur hoffen, dass die Monde Ys und Akusu es ähnlich sahen wie er selbst und diese wundervolle Frau mit ihrem Segen beschenkten – auch wenn sie selbst daran gezweifelt hatte.
Ronan warf erneut einen verstohlenen Blick auf die hochgewachsene Gestalt neben dem Ältesten. Der Fürst von Norad ließ es nicht an Respekt mangeln. Sicher auch, weil er sich darüber im Klaren zu sein schien, dass er einer der höchsten heiligen Handlungen beiwohnte, die der Glauben an die Schöpfergeister kannte. Zweifellos war Telarion Norandar als Shisan des Lebens im Palast der Stürme schon oft Zeuge einer Weihe gewesen, auch wenn dies, wie er selbst gesagt hatte, für ihn die erste Weihe war, bei der ein Dunkelmagier die Segnung erhalten sollte. Sogar ein neues Hemd anstelle des mehrfach geflickten, das er bisher getragen hatte, hatte er angelegt. Doch Ärger wallte in Ronan auf, als er es ansah, denn es war keine der Weihe angemessene Kleidung, sondern die eines Fürsten. Eines Herrn. Es war ein Hemd aus feinem Leinen und in einem Ton eingefärbt, der an junge Wasserkornpflänzchen erinnerte; ein Farbton, von dem Ronan wusste, dass die Bauern, die unterhalb des Tempels lebten, ihn in der Regel nicht herstellten, da die Pflanzenstoffe dafür selten waren und die Farbe aufwendig herzustellen.
Es sprach für die Eitelkeit des Fürsten, zu
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