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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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zu geben bereit bist.« Die Shisani nickte noch einmal, wandte sich um und ging fort.
    Sinan blieb zurück und sah ihr hinterher. Dann fiel sein Blick wieder auf die strenge und dennoch nicht bösartig dreinblickende Gestalt des Kriegers vor ihm.
    Der Schöpfergeist der Veränderung. Sinan wurde klar, dassdie Änderungen, die Zerstörungen, die er bewirkte, unerbittlich waren. Waren sie vollzogen, gab es kein Zurück mehr. Und doch konnte Gutes daraus folgen, wenn man die Gabe richtig anwandte. Es schien, als öffne der Schöpfer eine Tür, wenn das Geschöpf sie zu schließen wünschte.
    Sinan schauderte, als eine Stimme ihm zuzuflüstern schien:
    Überlege gut, worum du bittest.
    Es könnte gewährt werden.

Kapitel 6
    »Während die Elben über Wasser und Wind herrschen, gehört den Menschen alle Macht über Erde und Feuer. Bis heute sind die Kinder des Dunkelmonds wunderbare Künstler, Schmiede und Steinmetze, sie formen leblose Materie zu solcher Lebendigkeit, wie selbst die Elben es nicht vermögen, obwohl Vanar ihnen das Leben gab. Aber auch Musiker, deren Lieder imstande sind, die verstockteste Seele zu rühren, sind unter ihnen, und Schmiede, deren Waffen selbst die Nebel der Jenseitigen Ebenen abwehren können. Ein Mensch von großer Kunst verstand es gar, kalten Stein zu solchem Leben zu formen, dass das Abbild, welches er von seiner verstorbenen Frau formte, lebendig wurde. Jedes Glied, jedes Haar, das ihm an ihr schön erschienen war, grub er in den Marmor, jeden Gedanken der Liebe, den er je über sie gedacht hatte, ließ er zu Stein werden, sodass das Bildnis selbst Vanar rührte und er es mit der Essenz der Magie füllte, sodass es lebendig wurde.«
    Von den Gaben der Kinder des Akusu
    Dritte Rolle der Schriften des Klosters der Quelle
    D er Geruch nach Schwarzstein, in den die Shisans der Weisen Kräuter und Weihrauch gegeben hatten, wehte aus dem Tempelraum ins Allerheiligste. Er war das Erste, was Sanara ins Bewusstsein rückte, dass es ihre Weihe war, die hier stattfand.
    Dann kamen die Klänge. Das Atmen der Gäste, ein unterdrücktes Husten, leises Scharren von Füßen auf Steinboden.
    Es war wie damals. Es war wie vor einem Dutzend Sommern.
    Sanara schloss die Augen. Sie war nicht mehr im Tempel der Weisen, sondern im Kloster des Abends am westlichen Saphirmeer. Priester in roten und gelben Roben, die mit Runen und Symbolen für gelbes Feuer und rote Erde bestickt waren, die Schwarzsteinbecken entzündeten und Kräuter in Feuer warfen. Der Geruch nach Asche, Salz und verbranntem Steinöl.
    Sie sog tief die Luft ein. In den warmen, trockenen Geruch nach Asche mischte sich jetzt der nach Weihrauch, auch Blütenduft aus Gärten, die nun in der Nacht von Tau benetzt wurden, nahm sie wahr.
    Tränen traten ihr in die Augen, als ihr das ins Gedächtnis rief, dass sie sich im Tempel der Weisen befand, nicht im Kloster des Abends. Die Nacht war nicht dämmrig-rot, sie war silbrig und von hellerem Schein.
    Und draußen warteten nicht ihre Familie, ihr Bruder und ihr Vater. Es waren nur Fremde, denn in der letzten Nacht, in der sie einer Weihe beigewohnt hatte, war der Tod über sie gekommen.
    Es schien nicht richtig.
    Der Duft nach lebendigen Pflanzen, nach Tau und Frische, rief ihr ins Gedächtnis, dass ihre Magie nicht nur die des Feuers und der Seelennebel sein würde. Schmerz erfasste sie. Seit Generationen – manche sagten, seit den Zeiten der Feuermagierin Amdiri, von der der Vater gesagt hatte, sie sei seine Vorfahrin – war im Haus Amadian die Magie der Seelen und des Feuers weitergegeben worden. Nie hatte sie sich gemischt. Nicht zuletzt deshalb galten die Seelenherren aus dem Haus Amadian als die mächtigsten unter den Kindern des Akusu.
    Sanara würde die erste Amadian sein, deren Kraft nicht nur aus den drei heiligen Elementen Erde, Feuer und Nebel bestand.
    In ihrem Rücken, im Tempelraum hinter dem Allerheiligsten, begann leiser Gesang. Unwillkürlich lauschte Sanara, ob sich die Stimmen, die sich ihr zu Ehren erhoben, unterscheiden ließen. Doch der Chor war einheitlich, wie es Sitte war. Der Gesang schwoll an, dann mischten sich Worte darunter. Gesungene Worte zwar, doch Worte; Klänge, die von Vanar geschaffen waren. In den schweren Rauch der Schwarzsteinbecken, der denRaum durchdrang, mischte sich der Duft von Yondarharz und Musacabablüten. Durch den Gesang der Gäste, die zu ihrer Segnung erschienen waren, war das Rauschen des Wasserfalls zu hören.
    Sanara schloss erneut die Augen,

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