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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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um die brennenden Tränen zurückzuhalten. Sie hätte Freude empfinden sollen, keinen Schmerz um etwas, das vergangen war.
    Schäme dich nicht.
    Hitze wie von naher Glut strich ihre ehrerbietig ausgebreiteten Arme hinauf, über die Schulter bis zur Brust, wo Sanara seit ihrer Geburt das Wappen ihres Hauses über dem Herzen trug. Es war, als brenne besonders auf dem linken Arm Feuer auf der Haut, als leckten glühende, lebendige Flammen an ihr und fräßen sich bis tief in die Seele und ihr Herz hinein.
    Du bist mein Geschöpf, aus Erde gemacht und durch Feuer gehärtet.
    Sanara hielt den Atem an und die Augen geschlossen, und doch sah sie die Gestalt, die neben ihr saß, ganz deutlich. Es war ein junger Mann von gedrungener Gestalt, nur wenig größer als sie selbst. Er hatte den kraftvollen Körperbau eines Schmieds, besaß die Haut der Solifi, die mit noch dunkleren Sommerflecken übersät war. Seine Augen leuchteten feuergelb wie ihre eigenen, er hatte die Haare – rot wie die der Menschen aus Erathi und dunkelbraun wie die der Leute aus Entarat und hell wie der Sandstein der Felsen vor Guzarat – zu Zöpfen geflochten und diese hochgebunden wie die Piraten des Parom von Undori.
    Er lächelte. Du bist mein Geschöpf und wärest schon allein deshalb vollkommen. Doch du bist mehr. Nicht nur mein Segen liegt auf dir.
    Das deutliche Brennen auf der Haut ließ nach, weil kühlender Wind darüberglitt. Es war, als strichen sanfte Finger eine wohltuende Salbe darauf. Die Frische nahm zu, wurde zu Kälte, zu Eis, das den Spuren folgte, die die Flammen hinterlassen hatten. Dann wusste Sanara, dass eine elbische Gestalt neben ihr saß. Siesah sie nicht, doch ihr Goldglanz durchdrang Sanara auf wohltuende Weise und segnete die Zeichnung, die der Brudermond an ihr hinterlassen hatte. Ihr war, als würde das Feuer dort gleichzeitig gelöscht und genährt.
    Sanara fühlte sich von Wind, Nebel und Feuer umschmeichelt, doch die Elemente konnten ihr nichts anhaben. Sie wusste, ab jetzt würde sie über das eine wie auch das andere gebieten können.
    Als hätten die Mächte es gespürt, sammelten sich Funken in ihren Handflächen. Obwohl sie die Augen immer noch geschlossen hatte, wusste Sanara, dass das Feuer, das sie nun in den Fingern hielt, nicht mehr nur gelb war, sondern leuchtend gelb, samtig dunkel und von frischem Grün. Es war von anmutig tanzenden und wirbelnden Rauchfäden durchzogen, die grün und schwarzbraun waren und die den Flammen echtes Leben verliehen.
    Freue dich an den Gaben, die du erhalten hast, Geschöpf.
    Sei gesegnet.
    Freude quoll in Sanara auf, als sei ein Damm gebrochen. Die Scham darüber, dass sich ihr Feuer, ihre Dunkelheit, mit Wind und Frische gemischt hatten, war verschwunden. Nun war da nur noch Stolz. Stolz, dass sie mehr war als jeder aus dem Haus Amadian. Sie neigte den Kopf.
    »Ich danke Euch, Ihr Schöpfergeister, für die Gaben und für die Freude daran«, sang sie leise. Sie wusste nicht, woher sie die Melodie kannte, doch dann wurde ihr bewusst, dass sie selbst es war, die das Lied schuf. Es war ihre Kunst – und kein Wesen zuvor hatte je diese Art von magischer Kraft besessen.
    Sie fühlte sich angenommen wie noch nie zuvor. Nie in ihrem Leben hatte Sanara sich so geborgen gefühlt, nie war sie weniger allein gewesen.
    »Danke!«, wiederholte sie.
    Leises Lachen erklang. Wir gaben dir gern, Geschöpf. In dir wurde zusammengefügt, was einst von den Schöpfern der Welt und des Daseins getrennt wurde. Nun tu, wozu du geboren wurdest. Schaffe Einigkeit, wo Zwietracht herrscht. Zerstöre, was trennt.
    »Das Siegel«, murmelte Sanara. »Wo finde ich es?«
    Du weißt es, denn dazu wurdest du von unser aller Schöpferin gemacht. Wir, die Zwillingsmonde, beschenkten dich, wie sie es wünschte. Nun nimm die Gaben und tue, wozu du bestimmt, geschaffen und gesegnet wurdest.
    »So sei es bei Ys! – Aber ich habe Angst. Die Aufgabe ist so groß!«
    Du bist nicht allein. Deiner Seele wurde ein Gefährte gegeben. Einer, der dich hält und trägt, der alles ist, was du nicht bist. Der dich nährt und der dich schützt.
    »Der Fürst der Elben«, wisperte Sanara. »Er ist so viel mehr als ich!«
    Unter den Seinen zählt er durch die Gaben meines Bruders wahrlich als Fürst. Doch sein Volk weiß nicht, dass es das ist, was ihn zum einzig wahren Gefährten deiner Seele macht, Geschöpf. Daher gehe mit unserem Segen und schäme dich deiner Gaben nicht.
    Sanara beugte sich vor, bis ihre Stirn den

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