Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
hast mir doch extra gesagt, dass ich nicht für dich und deine Freundin kochen soll«, rechtfertigte sie sich nochmals.
»Weil er sich mit uns schämt, dein Herr Sohn.«
»Quatsch, ich wollte euch nur nicht zur Last fallen«, log der Kriminalist. »Außerdem ist sie nicht meine Freundin, sondern nur eine nette Kollegin.«
»Ach so nennt man das heute: nur eine nette Kollegin«, äffte der Alte seinen Sohn nach. »Liebe, nette Frau Kollegin, dürfte ich sie mal flachlegen?«
»Jacob!«, mahnte Ehefrau Margot mit der nach ihrer Meinung gebotenen Schärfe.
Tannenberg hatte wieder einmal die Nase gestrichen voll von seiner Familie. Wie schon so oft fragte er sich, ob es wirklich eine gute Entscheidung war, mit seinen Eltern und der Familie seines Bruders auf solch engem Raum zusammenzuleben.
Aber man konnte die Sache drehen und wenden, wie man wollte: Es war einfach die mit Abstand kostengünstigste Wohnmöglichkeit für ihn. Und da er selbst sieben Jahre nach Leas Tod noch immer einen gewaltigen Schuldenberg vor sich herwälzte, gab es zu diesem tagtäglichen Großfamilienstress keine ernstzunehmende Alternative.
Was hätte ich denn damals machen sollen? Ich musste Lea doch helfen! Und jeder Strohhalm, an den wir uns in unserer Verzweiflung klammern konnten, gab uns neue Hoffnung, wenn auch nur für eine gewisse Zeit. Dabei war es doch völlig egal, ob es sich um neue schulmedizinische Therapieansätze handelte oder um die noch kostspieligeren alternativen Verfahren.
Irgendwann werden diese verfluchten Schulden ja auch mal abbezahlt sein, sprach Tannenberg sich selbst Mut zu, während er vor der Imbissbude am Pfaffplatz stand und sich nach einer mit Heißhunger verschlungenen Currywurst auch noch eine Pferdefrikadelle einverleibte.
»So, Karl, dann leg mal los! Was hast du denn schon alles für uns?«, eröffnete der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission die von ihm angesetzte Dienstbesprechung.
Kriminaltechniker Mertel erhob sich direkt nach Tannenbergs Eingangsworten von seinem Stuhl und begab sich mit einer langen Papierrolle in der Hand zur großen Anschlagtafel, die inmitten der einzigen fenster- und türlosen Raumwand angebracht war.
Dann pinnte er einen mit diversen Pfeilen und Beschriftungen verzierten Gebäudeplan auf die Korkplatten und richtete anschließend den roten Punkt seines Laser-Pointers auf den Hintereingang des FIT.net – Firmenkomplexes. »Der Täter ist durch diese Tür hier rein. Und zwar wahrscheinlich mit einem Schlüssel.«
»Steht das definitiv fest?«, hakte Schauß sofort interessiert nach.
»Mit hoher Wahrscheinlichkeit. Und zwar aus zweierlei Gründen: Erstens, weil er neben der Eingangstür ein Loch in die Seitenscheibe geschlagen oder getreten hat. Und zweitens …«
»Stopp Mertel! Das kapier ich nicht! Du hast doch gerade gesagt, dass ein Schlüssel benutzt wurde. Oder etwa nicht?«
»Doch.«
»Und warum dann das mit der Scheibe?«
»Ganz einfach, Kollege Schauß«, mischte sich Tannenberg belehrend ein. »Weil man ein gewaltsames Eindringen vortäuschen und uns damit auf eine falsche Fährte locken wollte.« Dann drehte er sich wieder zu Mertel. »Das ist ja echt ein erfreuliches Ergebnis, das uns da die Spurensicherung präsentiert, denn schließlich können wir so den potentiellen Täterkreis auf diejenigen Personen reduzieren, die entweder einen Schlüssel für diese Außentür besitzen oder Zugang zu einem solchen haben.«
»Vielleicht solltest du dich nicht zu früh freuen, Wolf, schließlich könnte die Frau ihrem Mörder auch selbst die Tür geöffnet haben«, revanchierte sich der junge Kriminalkommissar für die überheblichen Bemerkungen seines Vorgesetzten.
»Da hast du wohl Recht«, stimmte Tannenberg zerknirscht zu, fing sich jedoch gleich wieder. »Aber auch wenn es so gewesen wäre, wie du eben gesagt hast, könnten wir die Verdächtigen einkreisen. Denn die Frau wird ja wohl kaum einem Unbekannten den Zugang zum Gebäude ermöglicht haben.«
»Es gibt allerdings noch eine andere denkbare Variante«, ergänzte Mertel mit ruhiger Stimme.
»Und die wäre?«, fragte Tannenberg.
»Wir können auch nicht ausschließen, dass jemand die Frau beim Aufsperren der Außentür überfallen hat und auf diese Weise in das Gebäude gelangt ist.«
Tannenberg zog die Stirn in Falten. »Ja, das ist sicherlich auch eine Möglichkeit! Habt ihr im Bereich dieser Tür irgendwelche Hinweise auf eine Gewaltanwendung gefunden?«
»Nein.«
»Gut, dann sollten
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