Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
konfrontiert wurde und wandte sich hilfesuchend an den Leiter der Geschäftsstelle. Dieser teilte dem ungeduldigen Kriminalbeamten mit, er gehöre mit einem Vermögen in dieser Höhe bereits zu dem erlauchten Kreis der Premium-Kunden der Sparkasse, die von einem speziellen Vermögensberatungs-Team betreut würden. Aber Armin Geiger bekundete umgehend sein Desinteresse an solch einer für unabhängige Finanzexperten wie ihn völlig überflüssigen Betreuungsmaßnahme.
Und als der Filialleiter immer noch keine Ruhe geben wollte, belehrte er ihn: »Guter Mann, Sie bekommen von mir jetzt mal einen Insidertipp – und zwar ganz umsonst! Geld darf nicht faul auf der Bank rumliegen, es muss hart arbeiten, bis es schwitzt!«
Diese alte Bauernweisheit überzeugte den Geschäftsstellenleiter nun endgültig davon, dass sein vermeintlicher Neukunde ausgesprochen beratungsresistent zu sein schien. Deshalb gab er sich geschlagen und zahlte Geiger postwendend den gesamten Scheckbetrag aus.
Will dieser Kerl doch allen Ernstes mich über rentable Geldanlagen informieren. Ausgerechnet mich! Der kann höchstens mal bei mir vorbeikommen, dieser kleine Münzenzähler. Wenn der wirklich so gut Geld anlegen kann, wie er meint, dann braucht er doch diesen öden Job hier nicht mehr zu machen, sagte sich der MPI -Finanzberater, während er auf der Sparkassen-Toilette an dem gerade ausgehändigten Bündel 500-Euro-Scheine schnuffelte. Riecht gar nicht so schlecht! Wie sagt Carlo immer: Geld stinkt nicht! Und wo er Recht hat, hat er Recht!
»Sie müssen Herr Geiger von Midas-Power-Investments sein«, empfing ihn eine hübsch dekorierte, miniberockte Dame, die sich als Porsche-Hostess Jennifer vorstellte und ihn zum Büro des Niederlassungsleiters führte. Auf dem Weg dorthin fragte sie ihn, ob er einen Wunsch habe. Da er sein Spontanbedürfnis natürlich nicht kundtun konnte, entschied er sich stattdessen für ein Glas Champagner.
»Aha, der Herr von MPI . Freut mich, Sie kennen zu lernen. Ihr Chef, übrigens ein langjähriger Golfpartner von mir, hat Sie mir ja schon angekündigt. Gehen wir doch gleich mal nach hinten. Ich habe ein paar Wagen für Sie bereitstellen lassen. Da ist bestimmt auch der richtige für Sie dabei.«
Geiger konnte sein Glück kaum fassen. Wie oft schon hatte er sich früher an den stets blitzblank geputzten Scheiben des großflächigen Ausstellungsraums die Nase plattgedrückt, sich aber nie getraut, diesen unter den Kaiserslauterer Autofans so ehrfürchtig bestaunten Luxustempel zu betreten.
Und nun wurden ihm hier drinnen sogar vom Chef des noblen Autohauses höchstpersönlich die tollsten Sportwagen präsentiert. Dann auch noch diese atemberaubende Jennifer, die sich liebevoll um sein Wohlergehen kümmerte.
Ich hätte nie gedacht, dass man so schnell 62.000 Euro loswerden kann. Für ein Auto! Aber es ist ganz einfach. Man muss nichts anderes tun, als „ja” zu sagen. Alles andere erledigt sich wie von selbst, stellte Geiger beeindruckt fest, als er mit fahrigen Händen den Kaufvertrag unterschrieb.
Während ein Mitarbeiter des Autohauses sich um die Zulassung seiner gerade erworbenen pechschwarzen Nobelkarosse kümmerte, plauderte er ungezwungen mit dem Leiter der Porsche-Niederlassung in dessen Büro.
»Herr Geiger, ich habe Ihnen den Carrera zu einem absoluten Schnäppchenpreis verkauft. Der steht nämlich bei Schwacke mit über 70.000 in der Liste. Und das Auto ist topgepflegt. Das war wirklich ein Traumangebot. Aber man hilft sich ja gerne gegenseitig. Schließlich verbindet uns mit MPI eine ausgesprochen gute und langjährige Geschäftsbeziehung. Apropos Geschäft: Herr Geiger, ich hätte da ein kleines Problem. Also vielmehr mein Schwiegervater. Der hat nämlich 200.000 Euro im Schließfach – Schwarzgeld versteht sich. Eigentlich ist er ja nur ein kleiner Handwerker. Aber, wie heißt es so schön? Handwerk hat goldenen Boden! Wahrscheinlich müsste man heutzutage besser sagen: Handwerk hat steuerfreies Schwarzgeldkonto in Luxemburg.« Der Besitzer des Porsche-Centers hielt sich vor Lachen den aufgeblähten Bauch; und als er sich wieder ein wenig beruhigt hatte, ergänzte er: »Hätten Sie da eine Idee?«
Geigers Puls begann zu rasen.
Schwarzgeld! Ich bin doch Polizist, hämmerte es in seinem Kopf. Ich kann dem doch nicht raten, wo er Schwarzgeld verschwinden lassen kann.
Plötzlich hatte er eine Eingebung: »Da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen. Mit dieser Angelegenheit müssten Sie
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