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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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wir uns auch nicht länger mit überflüssigen Spekulationen aufhalten, sondern uns besser mit dem beschäftigen, was die Spurensicherung als am wahrscheinlichsten erachtet. Und deshalb, lieber Karl, sagst du mir jetzt endlich mal, wieso ihr ein gewaltsames Eindringen ausschließt!«
    »Ganz einfach, Kollege Tannenberg«, wiederholte der Kriminaltechniker die von ihm selbst vorhin gegenüber Schauß verwendete arrogante Anredeform, »weil die Glasstücke nicht im Inneren des Gebäudes lagen, sondern draußen im Freien. Also wurde die Scheibe von innen eingeschlagen. Außerdem wäre bei einem gewaltsamen Eindringen die Alarmanlage ausgelöst worden. Klar, Herr Hauptkommissar?«
    »Also, jetzt mal langsam!«
    Zur Veranschaulichung seiner Denkvorgänge entschloss sich Tannenberg spontan zu einer pantomimischen Einlage.
    »Das hier ist die Tür«, begann er und stellte mit eindeutigen Handbewegungen eine imaginäre Tür in den Raum. »Die Frau sperrt mit ihrem Schlüssel auf. Dann geht sie hinein und wartet, bis der Faulenzer – oder wie heißt das Ding, Karl?«
    »Egal, wir wissen, was du meinst«, antwortete der altgediente Kriminaltechniker gönnerhaft.
    »Die Frau wartet also, bis dieses Ding die Tür wieder ins Schloss gezogen hat. Bingo, Kollege Mertel. Und genau ab diesem Zeitpunkt ist die Tür verschlossen und die Alarmanlage deaktiviert. Und somit könnte man von außen eindringen, ohne dass Alarm ausgelöst wird.«
    »Also Wolf, du hast heute wirklich nicht deinen besten Tag erwischt. Ich erklär dir das jetzt mal ganz langsam: Dieser sensible Gebäudekomplex mit der Entwicklungsabteilung, den Büros der Firmenleitung usw. ist – wie übrigens viele Sicherheitsbereiche – so abgesichert, dass jedes Mal, wenn sich die Außentür geschlossen hat, die Alarmanlage wieder automatisch aktiviert wird. Und die zweite Innentür kann man nur dann öffnen, wenn die Außentür sich wieder verriegelt hat. Klar, Herr Hauptkommissar?«
    »Einigermaßen …«
    »Auf was ich allerdings in diesem Zusammenhang noch hinweisen muss, ist die Möglichkeit, die Alarmanlage direkt unten an den beiden Türen zu deaktivieren. Und zwar dadurch, dass man eine nach der anderen hinten an der Wand arretiert. Damit wird eine elektronische Blockade der Alarmvorrichtung ausgelöst. Das ist für solche Fälle vorgesehen, wenn man zum Beispiel irgendwelche Sachen hinaus- oder hineintransportieren möchte. Da müsste man ja sonst immer in der Zentrale …«
    »Wisst ihr was, ich geh jetzt nach Hause«, warf Kommissar Schauß plötzlich ein und erhob sich von seinem Stuhl.
    Seine beiden Kollegen schauten sich mit offenem Mund an.
    »Mir ist das echt zu blöd! Wir haben einen komplizierten Mordfall zu klären und ihr streitet euch über völlig irrsinnige Sachen.«
    Tannenberg ignorierte den forschen Einwurf seines jungen Mitarbeiters. Zum einen, weil er sich sehr wohl bewusst war, dass Schauß mit seiner Kritik nicht ganz Unrecht hatte; und zum zweiten, weil genau in diesem Augenblick sein empfindlicher Magen damit begonnen hatte, sich heftig gegen das überhastet eingenommene Mittagessen zur Wehr zu setzen.
    ›Bäuerchen‹ – was für ein saublöder Begriff! Genauso blöd wie ›Ich geh mal für kleine Mädchen‹, dieser doofe Spruch, den Frauen immer benutzen, wenn sie aufs Klo gehen, meldete sich Tannenbergs innere Stimme ungefragt zu Wort. Entgegen sonstiger Gewohnheit verstummte allerdings der aufdringliche Quälgeist gleich wieder.
    Nachdem der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission sich hinter vorgehaltener Hand mit Hilfe eines maskierten Räusperns Erleichterung verschafft hatte, formulierte er eine Zwischenbilanz: »Resümee: Der Täter ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem Schlüssel ins Gebäude gelangt. Gut. Und wie ging die Sache deiner Meinung nach weiter, Karl?«
    Mertel fuhr zunächst mit dem hellen, roten Laserpunkt das Treppenhaus ab und bohrte ihn dann in einen mit blauem Edding stilisierten Schreibtisch, der sich in einem Raum im ersten Obergeschoss befand. »Kurzfassung: Der Täter ist dann die Treppe hoch in dieses Büro. Dort hat er die Frau auf brutalste Weise umgebracht und …«
    »Wo ist denn eigentlich der Doc?«, fragte Kommissar Schauß plötzlich dazwischen.
    »Genau, wo ist der Doc?«, stimmte Tannenberg zu. »Der sollte doch schließlich auch um 15 Uhr zur Dienstbesprechung erscheinen.«
    »Ach Gott, Wolf, du kennst doch deinen Freund mit seinen vielen Marotten am besten. Dem ist garantiert mal wieder

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