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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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was dazwischen gekommen.« Mertel schickte erneut seinen Laserpointer auf die Reise. »Also weiter: Nachdem der Täter die Frau erschlagen hat, ist er über das Treppenhaus runter und hat das Feuer entzündet. Dann hat er das Gebäude verlassen und ist verschwunden. – Ihre Fragen bitte, meine Herren«, forderte der Spurenexperte seine Kollegen grinsend auf.
    »Wo hat er das Zeug für das Feuer her?«
    »Du meinst bestimmt den sogenannten Brandbeschleuniger. Ja, Wolf?«
    »Klar! Wenn ich dich nicht hätte!«, antwortete der Leiter des K1 angesäuert.
    »Also: Das Feuer wurde durch die vorsätzliche Entzündung eines flüssigen Brandbeschleunigers ausgelöst. Der Experte von der Feuerwehr geht bei diesem Stoff von Benzin aus.«
    »Normal oder Super?«, versuchte Kommissar Schauß einen Kalauer zu landen.
    »Für den Brand hat er aber doch bestimmt einige Liter von dem Zeug gebraucht, oder?«, fragte Tannenberg den Kriminaltechniker, ohne sich von der vermeintlich witzigen Bemerkung seines jungen Mitarbeiters irritieren zu lassen.
    »Ja. Der Brandsachverständige schätzt, dass etwa 15 bis 20 Liter Benzin nötig waren, um ein Feuer dieses Ausmaßes zu entfachen.«
    »Und wo hatte der das Benzin her?«
    »Da gibt es ja zwei Möglichkeiten, Wolf: Entweder das Benzin war irgendwo im Gebäude vorhanden und der Täter wusste genau, wo es sich befindet; oder aber er hat es von draußen hereingebracht.«
    »Komm, Mertel, fass dich kurz. Sag uns einfach, was nach deiner Meinung am wahrscheinlichsten ist.«
    »Okay. Also ich denke, der Täter wusste, dass sich im Keller ein kleines Treibstofflager befand. Dort unten standen nämlich laut Hausmeister vier oder fünf gefüllte Kanister für Rasenmäher, Motorsense, usw. herum. Übrigens illegal! Dein Freund Schäffner hat vielleicht getobt, kann ich dir sagen.«
    Mertel registrierte zwar sehr wohl das demonstrative Augenrollen Tannenbergs, sah aber großzügig darüber hinweg, schließlich hatte er weder Zeit noch Lust zu irgendwelchen überflüssigen Scharmützeln. Dazu war er viel zu sehr in sein Element eingetaucht, frönte einer Leidenschaft, die ihn trotz der vielen Berufsjahre immer noch unglaublich faszinierte: der Versuch einer Tatrekonstruktion anhand der von der Spurensicherung ermittelten Indizien.
    »Mit den 5-Liter-Kanistern ist der Täter wieder hoch in das Büro dieser Frau und hat dort das Benzin überall verteilt. – Bevor du gleich wieder deine altklugen Fragen stellst, Wolf: Natürlich musste er noch ein oder zwei Mal zurück in den Keller, um die restlichen Kanister zu holen; schließlich konnte er sie ja nicht auf einmal nach oben befördern.«
    »Außer es wären mehrere Täter gewesen!«, warf Michael Schauß kritisch ein.
    »Ich weiß nicht … Ich denke eher, dass wir es hier mit einem Einzeltäter zu tun haben … Na ja, ist im Moment ja auch ziemlich egal. Jedenfalls hat er anschließend eine Benzinspur bis unten an die Außentür gelegt und sie dort angezündet.«
    »Und ist sofort abgehauen. Denn der hatte garantiert Angst, dass ihm das Haus gleich um die Ohren fliegt«, bemerkte Tannenberg trocken.
    »Ja, wahrscheinlich. Über aufschlussreiche Täterspuren außerhalb des Gebäudes kann ich aber noch nichts sagen. Wir müssen erst noch alles auswerten. Und das braucht eben seine Zeit.«
    »Gut. Aber ich hab da einfach noch ein Verständnisproblem.«
    Tannenberg ließ nie locker, wenn er etwas logisch nicht nachvollziehen konnte. Dann legte er eine unglaubliche Penetranz an den Tag, bis er alles wusste, was er wissen wollte – und vor allem, bis er alles verstanden hatte. Da konnte er so aufdringlich sein, wie ein Kleinkind, das mit den berühmten Warum-Fragen seine Eltern zum blanken Wahnsinn treiben konnte.
    »Welches?«, fragte Mertel.
    »Warum hat der Kerl die Scheibe eingetreten? Und dann auch noch von innen. Das macht doch überhaupt keinen Sinn! Der musste doch mit dem Alarm rechnen.«
    »Es sei denn …«
    »Es sei denn, was?«
    »Es sei denn, man deaktiviert die gesamte Alarmanlage unten in der Schaltzentrale oder man arretiert die beiden Türen hinten an der Wand. Aber das hab ich euch ja vorhin schon erklärt!« Nach einem kurzen tadelnden Blick in Richtung des jungen Kommissars wandte sich der Kriminaltechniker wieder dem Gebäudeplan zu. »Eines der beiden Dinge muss der Täter getan haben, sonst hätte die Alarmanlage reagiert. Und der Brand wäre natürlich auch viel früher entdeckt worden. Was der Täter ja sicherlich vermeiden

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