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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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köstlichen Spektakels nach und nach einige der Fenster des Polizeigebäudes geöffnet.
    Plötzlich begann einer der Kripobeamten aus einem zweiflügeligen Fenster im dritten Obergeschoss zu applaudieren. Dann applaudierten alle. Selbst Tannenberg konnte nicht anders, als sich dieser spontanen Performance anzuschließen.
    »Danke, meine Herrschaften. Danke für diesen wunderbaren Applaus!«, sagte der Gerichtsmediziner und verbeugte sich mehrmals vor seinem erlesenen Publikum.
    Als sich alle wieder beruhigt hatten, ergriff Kommissar Schauß das Wort: »Doc, ich kann mir ja jetzt ziemlich genau vorstellen, wie der Täter ausgeflippt ist, als er immer und immer wieder auf den Kopf der armen Frau eingeschlagen hat. Aber wie ist sie denn überhaupt in diese Lage gekommen? Ich mein, freiwillig wird sie sich ja wohl kaum dort neben den Schreibtisch auf den Rücken gelegt haben.«
    »Ein nicht unwesentlicher Gesichtspunkt, Herr Kollege, fürwahr!« Dr. Schönthaler kniff kurz die Augenbrauen zusammen. »Ich gehe natürlich davon aus, dass das Opfer bewusstlos war, als der Mörder sich auf diese brutale Art und Weise über sie hergemacht hat. Vielleicht hat er die Frau bis zur Besinnungslosigkeit gewürgt – oder er hat ihr einen festen Schlag auf den Kopf versetzt. Aber da von ihrem Schädel außer dem unversehrten Unterkiefer nur Bruchstücke übrig geblieben sind, kann uns diese wichtige Frage wahrscheinlich nur der Mörder selbst beantworten. Ich fürchte nämlich, dass ich zur Klärung dieser Angelegenheit diesmal leider nichts Produktives beitragen kann.«
    »Rainer, was glaubst du: Warum hat der Kerl sich hinter sie gesetzt und nicht auf sie drauf, z.B. um ihr die Arme einzuklemmen?«, fragte Tannenberg nachdenklich.
    »Na ja, Herr Hauptkommissar, wenn sie bewusstlos war, musste er ihr ja wohl auch nicht mehr die Arme festhalten.«
    » Wenn sie bewusstlos war!«, brummte Tannenberg zurück.
    »Genau weiß ich das natürlich auch nicht. Ich war ja schließlich nicht dabei! … Vielleicht, weil er ihr nicht ins Gesicht sehen wollte … Weiß nicht. – Eigentlich wollte ich euch mit meiner eindrucksvollen Darbietung ja auch nur darauf aufmerksam machen, dass der Mörder nach der Tat mit Blut und Gehirnmasse total besudelt gewesen sein muss.«
    »Dann gibt es aber doch sicher auch eine Menge Spuren«, meinte Schauß.
    »Und es gibt leider mal wieder viel zu viele Fragen«, ergänzte Tannenberg.
    »Genau! Und deshalb geh ich jetzt auch gleich wieder an meine Arbeit«, entgegnete der Kriminaltechniker und verabschiedete sich in sein Labor.
    Da Kommissar Schauß ebenfalls noch einige dienstliche Angelegenheiten abklären wollte, blieben der Leiter des K1 und sein alter Freund alleine im Innenhof des Polizeigebäudes zurück.
    »Manchmal, Rainer, denk ich wirklich, du bist verrückt«, bemerkte Tannenberg amüsiert, nachdem seine Augen erneut die gelbe Honigmelone und das 5-Kilo-Gewicht auf dem Boden erspäht hatten.
    »Das denk ich manchmal auch. Aber weißt du, das Schöne daran ist, dass man dann Dinge tun kann, die andere, die sich als ›normal‹ bezeichnen, nicht tun können.« Er blickte gedankenversunken an die triste Hausfassade. »Ist es nicht langweilig, wenn die Menschen immer das tun, von dem die anderen schon wissen, dass sie es tun werden? Weil ihr Verhalten stets vorhersehbar ist.«
    »Da hast du Recht, alter Recke. Ich bin ja eigentlich auch ganz zufrieden mit dir, so wie du bist«, entgegnete Tannenberg und gab Dr. Schönthaler als Zeichen der tiefen Verbundenheit einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.
    Der Gerichtsmediziner entfernte gemächlich seinen Blick von der Gebäudewand und richtete ihn direkt auf das milde lächelnde Gesicht Tannenbergs. »Das freut mich aber, alter Zechkumpan. Dann wirst du ja wohl auch nichts dagegen einzuwenden haben, wenn wir zwei jetzt eine spontane Zugfahrt unternehmen.«
    »Was? … Eine Zugfahrt? … Jetzt?«
    »Klar! Wir beide werden uns nun an den Kaiserslauterer Hauptbahnhof begeben und gemeinsam zum Umtrunk nach Landau fahren. Zum alljährlich dort stattfindenden Fest des Federweißen.«
    »Dazu hab ich aber absolut keine Lust, Rainer«, sagte Tannenberg mit einem angewiderten Gesichtsausdruck.
    »Stell dich nicht so an, du alter Mann! Ich hab auch noch einige interessante Sachen für dich, die mir bei der Autopsie aufgefallen sind. Und außerdem kannst du mich ja später in Klingenmünster bei der Landespsychiatrie abgeben. Das ist doch wirklich ein

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