Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
wird!«
    Tannenberg antwortete nicht.
    Seine Stimmung war auf dem Tiefpunkt angelangt.
    Was hast du Idiot denn eigentlich erwartet, legte seine innere Stimme ungefragt los. Vielleicht Leas Wiedergeburt in Gestalt dieser Frau? Hast du denn tatsächlich geglaubt, dass diese Ellen jetzt ihre Familie sitzen lässt, nur um mit dir ein neues Leben zu beginnen? Du spinnst doch!
    Mit einer schnellen Bewegung schob Tannenberg trotzig die Beerdigungsfotos unter einen Aktenstapel – und vergaß dabei für einen kurzen Augenblick seinen lädierten rechten Arm, der sich sogleich mit einer heftigen Schmerzattacke bemerkbar machte.
    »Verdammter Mist«, rief er gerade aus, als sich die Tür seines Dienstzimmers öffnete und Oberstaatsanwalt Dr. Hollerbach den Raum betrat; gefolgt von Fouquet, Geiger, Sabrina und Petra Flockerzie.
    »So kennen wir ihn, unseren lieben Herrn Hauptkommissar: immer guter Laune und stets ein nettes Wort auf den Lippen«, sagte er, sich prächtiger Laune erfreuend. »Tannenberg, meine scharfen Ohren haben von der Anwesenheit der Frau Doktor gehört.«
    »Welcher Frau Doktor?«, knurrte der Angesprochene wie ein aggressiver Hofhund zurück.
    »Die Frau Dr. Eva Glück-Mankowski natürlich, wer denn sonst?«
    »Ach so die … Von der soll ich Ihnen übrigens viele liebe Grüße bestellen. Sie hat gemeint, Sie sollen sich doch mal bei ihr melden.«
    »Richtig, das könnte ich eigentlich mal machen. Gute Idee. – Aber deswegen bin ich ja nicht hier.« Der Oberstaatsanwalt wurde plötzlich dienstlich: »Da Sie ja nicht ins Konferenzzimmer kommen wollten oder konnten, kommen wir eben zu Ihnen! Tannenberg, wie sieht’s denn mit dem Mord an diesem Obdachlosen aus? Haben Sie da schon eine konkrete Ermittlungsstrategie?«
    »Ermittlungsstrategie? … Ja, klar: Die besteht darin, dass sich die Kollegen Schauß und Geiger mit diesem Fall befassen werden. Ich hab schließlich immer noch die verkohlte Leiche vom PRE-Park am Bein.«
    »Wie: Schauß und Geiger? Wo ist denn eigentlich der Schauß?«
    »Auf Fortbildung. Aber morgen früh ist er wieder da«, antwortete dessen junge Ehefrau.
    »Tannenberg, warum wollen Sie diesen Fall an Ihre Mitarbeiter abschieben? So geht das aber nicht, Herr Hauptkommissar. Da sind Sie selbstverständlich auch zuständig, schließlich sind Sie der Leiter der Mordkommission! Und wenn Sie schon nicht bereit sind, sich krankschreiben zu lassen, dann kümmern Sie sich gefälligst um alle Mordfälle und nicht nur um die, die Ihnen gefallen! Das wäre ja noch schöner! Wo kämen wir denn da hin?«
    »Jawohl, Her Oberstaatsanwalt«, rief Tannenberg von seinem Schreibtisch aus und schlug im Sitzen die Hacken zusammen, während er zeitgleich mit seiner unverletzten Hand einen militärischen Gruß in Richtung seines alten Busenfreundes schickte.« Wieso eigentlich Mordfall? Wir wissen ja noch nicht mal, ob’s überhaupt ein Mord …«
    »Wieso? Steht das etwa noch nicht fest?«, unterbrach Dr. Hollerbach.
    »Also ich hab jedenfalls noch keine dahingehende Mitteilung aus der Gerichtsmedizin erhalten. – Habt ihr was gehört?« Tannenberg blickte sich in der Runde seiner Mitarbeiter um, und da von diesen außer Schulterzucken keine Reaktion kam, fuhr er fort: »Schließlich kann der Mann ja wohl auch erfroren sein; oder hat’n Herzinfarkt gekriegt oder hat sich tot gesoffen. Soll ja bei diesen Pennern öfter vorkommen.«
    »Obdachlose, Tannenberg! Obdachlose! Solche diskriminierenden Begriffe, wie den, den Sie eben gebraucht haben, will ich hier in meinem Einflussbereich nicht mehr hören. Was meinen Sie wohl, was die Presse mit uns veranstaltet, wenn die solche verbalen Entgleisungen mitbekommen! Reißen Sie sich endlich mal zusammen, Mann!«
    »Jawohl, Herr Oberstaatsanwalt!« Zwar unterließ Wolfram Tannenberg diesmal weitere mimische Provokationen; aber völlig unkommentiert wollte er diese Aussagen nun auch nicht im Raum stehen lassen. »Werde mich gehorsamst zu einem Grundkurs ›Politisch korrekte Sprache im Polizeidienst‹ anmelden. Allerdings sollten Sie mit dem Gebrauch des Begriffs ›Obdachloser‹ vorsichtig sein, schließlich ist der sehr ideologieverdächtig, meint jedenfalls mein Bruder – und der muss es ja wissen, der ist ja schließlich Deutschlehrer.«
    »Warum?«, fragte Dr. Hollerbach verunsichert.
    »Das weiß ich nicht mehr so genau. Mein Bruder hat mir mal erzählt, dass das Institut für Deutsche Sprache diesen Begriff in einer Stellungnahme gebrandmarkt hätte.

Weitere Kostenlose Bücher