Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
Wasser, bis schließlich zwei dicke Tränen die Wangen hinunterkullerten. Da zeitgleich die Nase zu laufen begonnen hatte, putzte er sie schnell, wohl wissend, dass diese Aktion eigentlich überflüssig war, erschien doch bereits am Horizont des alten Zelluloidstreifens gleich die nächste unerträgliche emotionale Belastungsprobe – und zwar in Form des an Sissi gerichteten Heiratsantrags.
    Außer Lea wusste niemand auf der ganzen Welt von seinem Geheimnis, das sich im übrigen nicht nur auf Sissi I bezog, sondern auch auf Winnetou I, wobei er es bei diesem Film noch nicht einmal schaffte, bis zum Ende durchzuhalten, denn die Szene, in der Winnetous bildhübsche Schwester Ntscho-Tschi von Santer ermordet wird, verkraftete er einfach nicht. Genauso wenig wie er es ertrug, leibhaftig miterleben zu müssen, wie im zweiten Teil der Sissi-Trilogie die naturverbundene, fröhliche junge Kaiserin immer mehr am Spanischen Hofzeremoniell und ihrer herrischen und gefühlskalten Schwiegermutter zerbricht .
     
     

8
    »Einen schönen guten Morgen! Hauptkommissar Tannenberg, Mordkommission Kaiserslautern. Das ist meine Mitarbeiterin Sabrina Schauß«, stellte der Leiter des K1 sich und seine junge Begleiterin vor, nachdem die Vorzimmerdame die beiden in das Büro von Ellen Herdecke geführt hatte.
    »Einen ebenso schönen guten Morgen wünsche ich Ihnen zurück. Mordkommission? – Ach, so … Entschuldigen Sie, natürlich! Sie kommen wegen dem schrecklichen Tod von Susanne.«
    »Das ist richtig, Frau Herdecke«, bestätigte Sabrina.
    »Tannenberg? Ein seltener Familienname, wenn mich nicht alles täuscht.«
    »Ja, das stimmt. Ein sehr seltener sogar, Frau Herdecke. Mein Vater betreibt ein wenig Ahnenforschung und ist der Meinung, dass es in Deutschland nur ein paar Leute mit unserem Namen gibt. Aber in den USA scheint es noch mehr von unserer Sorte zu geben.«
    »Tannenberg? … Gibt’s da nicht eine Stadt, die so heißt? … Oder gab’s da nicht mal eine Schlacht?«
    »Beides: Es gibt eine Stadt im Erzgebirge, die so heißt. Aber ich weiß nicht, ob unsere Familie dort ihre Wurzeln hat. Und es gab eine ›Schlacht bei Tannenberg‹ zu Beginn des ersten Weltkrieges.«
    »Bitte nehmen Sie doch Platz!«, entgegnete der COO der Firma FIT.net und geleitete die beiden Ermittler zu einer modernen Designercouch.
    »Ist das ein echter Kandinsky?«, platzte es aus Tannenberg heraus, als er das Gemälde erkannte, das mit seinen aufdringlichen Blautönen so gar nicht zu dem lachsroten Sitzmobiliar zu passen schien.
    »Respekt‚ Herr Hauptkommissar. Sie sind ja ein richtiger Kunstexperte!«, lobte die attraktive Enddreißigerin anerkennend. »›Murnau avec l’église‹ – als Original? Das wäre sicherlich eine schöne Sache. Aber nein, das ist leider nur eine gute Reproduktion. Was haben Sie denn eigentlich angestellt? Ein Sportunfall?«
    »Bitte? – Ach so, mein Arm? Sportunfall? Ja, könnte man so sagen. So was passiert ganz schnell, wenn man nicht aufpasst.«
    Sabrina räusperte sich plötzlich. Ob es aus Absicht geschah, oder ob es Zufall war, wusste Tannenberg nicht, allerdings sah er sich spontan dazu veranlasst, das Thema zu wechseln.
    »Aber wir sind ja nicht hier, um uns mit Ihnen über Familiennamen oder moderne Kunst zu unterhalten, sondern über den Mord an Ihrer Kollegin Susanne Niebergall«, sagte er und ließ sich vorsichtig auf dem zartroten Lederpolster nieder.
    »Ja sicher, Sie haben vollkommen Recht. Entschuldigen Sie, Herr Hauptkommissar, ich habe Sie und Ihre Kollegin noch gar nicht gefragt, ob ich Ihnen etwas anbieten darf.«
    Sabrina schüttelte leicht ihren Kopf und wollte anscheinend gerade dankend ablehnen; aber sie kam nicht dazu, dies auch zu artikulieren, weil sie von ihrem Chef blitzschnell überstimmt wurde.
    »Kaffee wäre jetzt nicht schlecht. Sehr freundlich von Ihnen, Frau Herdecke.«
    »Einen schönen starken Espresso vielleicht?«
    »Ja, das wäre jetzt genau das Richtige!«
    Ellen Herdeckes Miene verfinsterte sich.
    »Das war auch Susannes Lieblingsgetränk«, sagte sie mit trauriger Stimme.
    Plötzlich vibrierte es in der Innentasche seines Sakkos. Tannenberg zuckte leicht zusammen. »Entschuldigen Sie bitte. Jedes Mal erschrecke ich, wenn dieses blöde Handy losgeht.«
    Er schraubte sich mühsam von seinem ziemlich tiefen Sitzplatz nach oben, ging ein paar Meter in Richtung des futuristisch anmutenden Schreibtischs und drückte anschließend die grüne Taste seines Siemens-Handys.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher