Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
setzte den eingeschlagenen Weg unbeirrt fort.
»Chef, ich komm doch aus Pirmasens. Ich weiß doch nicht, wie die einzelnen Ami-Kasernen hier bei euch heißen. Die …«
»Deswegen sag ich dir’s ja. Fahr jetzt endlich rüber!«, befahl der Hauptkommissar mit deutlich lauterer Stimme.
Aber der junge Kommissar ließ sich einfach nicht beirren. »Chef, die Ortsangaben für meinen Bericht hat ein Kollege von der Streife geliefert. Und ich bin natürlich davon ausgegangen, dass das stimmt. Das war wahrscheinlich etwas naiv – zugegeben. Tut mir Leid. Nächstes Mal prüf ich so was selbst nach.«
»Kein Problem!«, bemerkte Tannenberg in väterlichem Ton. »Bleib jetzt mal stehen!«
»Hier?«
»Nein, hier natürlich nicht – mitten auf der Straße. Fahr mal da rüber auf den Parkplatz vor der kleinen Kirche!«
Adalbert Fouquet befolgte die Anweisung und stellte den Dienstwagen auf einem der zahlreichen Parkplätze direkt vor der außerhalb des eigentlichen Kasernengeländes gelegenen amerikanischen Soldatenkapelle ab, in der Tannenberg früher gemeinsam mit seiner Frau ab und an ein Gospelkonzert besucht hatte.
»Ihr habt doch bestimmt da vorne den breiten Weg genommen, der rechts um die Kaserne rumführt, oder?«
»Stimmt!«
»Gut, dann gehen wir bei diesem herrlichen Winterwetter jetzt den Fußweg hoch. Und merk dir mal, der Wald hinter der Panzerkaserne gehört zum Rummelberg und auf dem steht auch die Burgruine Beilstein.«
»Jawohl, Chef!«
»Und wie heißt dieser Berg, an dessen Fuß die Daennerkaserne errichtet wurde?«
»Keine Ahnung, Chef.«
Der Leiter des K1 verließ den silbernen Dienst-Mercedes und baute sich in voller Größe an der Beifahrertür auf.
»Kahlenberg, lieber Fouquet, Kahlenberg«, löste er das von ihm gestellte Rätsel selbst auf.
»Den Namen hab ich doch schon irgendwo mal gehört«, bemerkte der junge Kommissar nachdenklich.
»Na, das ist ja schon mal was, Herr Kollege!«
»Aber ich weiß nicht mehr, in welchem Zusammenhang.«
Tannenberg ging um das Auto herum und stellte sich direkt vor seinen Mitarbeiter. Er hatte noch eine weitere didaktische Frage auf Lager, mit deren Hilfe er versuchen wollte, das Erinnerungsvermögen seines Assistenten auf Trab zu bringen und ihm dadurch die Chance zu ermöglichen, selbst die überaus interessante Lösung dieses kleinen Ratespiels zu entdecken: »Und was befindet sich von hier aus gesehen auf der anderen Seite des Kahlenbergs?«
Fouquet grübelte einen Augenblick kopfschüttelnd über die gestellte Frage nach, dann zog er frustriert die Schulterblätter nach oben. »Keine Ahnung, Chef.«
»Du wiederholst dich!«
»Aber wenn ich doch wirklich keinen blassen Schimmer hab.«
»Mensch, Fouquet: so jung und schon solch ein schlechtes Gedächtnis! Das PRE-Park-Gelände natürlich und …«
»Und damit auch die Firma FIT.net !«, ergänzte der junge Kommissar erleichtert, weil ihm allmählich zu dämmern begann, worauf sein oberlehrerhafter Begleiter die ganze Zeit über hinausgewollt hatte. »Jetzt weiß ich auch wieder, wo ich den Namen schon mal gelesen hab: in der Spurenakte. Und zwar an der Stelle, wo Mertel geschrieben hat, dass irgendwer mit Armani-Schuhen in Richtung des Kahlenbergs eine Böschung hinaufgeklettert sei.«
»Respekt, Herr Kollege! Es hat zwar etwas länger gedauert, als ich erwartet habe. Aber, wie sagt man so schön: besser spät als nie!«
Tannenberg ging zurück zum Mercedes und schleuderte mit Effet die Beifahrertür in die Autokarosserie. Anschließend begaben sich die beiden Kriminalbeamten auf einen schneebedeckten Pfad, der auf der einen Seite von dem recht hohen, auf der Spitze mit Stacheldrahtrollen versehenen Zaun der amerikanischen Militärkaserne und auf der anderen von einem zum Waldfriedhof gehörenden, etwas niedrigeren, grünen Maschendrahtzaun begrenzt wurde.
Weil einige, wegen des enormen Gewichts des auf ihnen lastenden Neuschnees tief in den schmalen Weg hineinhängende Himbeerranken den Pfad versperrten, bremste der Leiter des K1 nach der ersten Wegbiegung plötzlich seinen zügigen Wanderschritt ab und drehte sich zu seinem Kollegen um.
»Ich bin unheimlich gespannt, wo sich das Erdloch befindet, in dem ihr den toten Penner gefunden habt«, sagte er und wandte sich gleich wieder um.
»Hoffentlich find ich das überhaupt noch, bei diesen Witterungsverhältnissen«, entgegnete Kommissar Fouquet skeptisch.
»Dann streng dich aber mal an!«, forderte Tannenberg und überwand mit
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