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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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gestresst wie ein Topmanager, zu seinen Kollegen an den Mittagstisch.
    »Sag mal, woher hast du denn eigentlich deine angeblichen Top-Informationen?«, fragte Adalbert Fouquet ungläubig.
    »Vom SMS-Mitarbeiter-Dienst meiner Firma. Da gibt’s für uns immer ganz aktuelle Insiderinfos! An der Quelle spielt der Knabe!« Geiger lachte herzhaft und schlug dem neben ihm sitzenden Schauß kumpelhaft auf die Schulter.
    Obwohl Tannenberg wirklich sehr hungrig war, stocherte er, nachdem er die ersten Bissen fast ohne zu kauen gierig hinuntergeschlungen hatte, nur noch mehr als lustlos in dem sehr fade schmeckenden, angeblichen ›Schlemmermenü‹ herum, dessen Zentralbestandteil – ein fettes, sehniges Schnitzel – den Anschein erweckte, vorher schon mehrmals aufgewärmt worden zu sein.
    Er blickte zu Geiger, dem kleine Schweißperlen auf der glänzenden Stirnglatze standen. »Sag mal, ich hab den Eindruck, du bist völlig verändert. Kann das sein?«
    »Wieso, Chef?«
    »Na, weil ich dich noch nie so engagiert erlebt habe. Wenn du das nur mal so bei deiner Arbeit machen würdest!«, sagte Tannenberg zu ihm und schob seinen Teller angewidert zur Seite.
    »Aber, Chef, ich bin doch nicht blöd und reiß mir für das bisschen Gehalt den Arsch auf. Schauen Sie sich hier doch mal um: Das ist die Welt, wo die Musik spielt, wo das große Geld gemacht wird. Da lohnt sich auch der persönliche Einsatz. Nicht wie bei uns im Öffentlichen Dienst, wo es davon abhängt, welchen Schulabschluss man hat und in welche Laufbahn man eingeordnet wird. Und wo man machen kann, was man will, und trotzdem viel weniger Geld verdient, bloß weil man nicht, so wie Sie zum Beispiel, im Höheren Dienst ist! Wie hat die Marylin Monroe immer gesungen?«, gab er heute Mittag, nach dem Zitat mit dem Knaben und der Quelle, nun schon bereits den zweiten Lieblingsspruch seines MPI -Mentors Carlo Weinhold zum Besten: »Money makes the world go round!«
    »Mensch Geiger, seit wann bist du denn der englischen Sprache mächtig?«, warf Kommissar Fouquet ketzerisch ein.
    »Was willst du denn eigentlich von mir, mein liebes Adalbertchen? Dir passt ja nur nicht, dass auch andere jetzt einen Porsche fahren können, nicht nur die verwöhnten, reichen Fabrikantensöhnchen!«
    »Geiger, mal was anderes«, entgegnete der Provozierte direkt: »Weißt du eigentlich den Grund dafür, dass Aktienkurse entweder steigen oder fallen?«
    »Natürlich, lieber Kollege Fouquet, weiß ich das. Wahrscheinlich sogar besser als du, obwohl der feine Herr ja Abitur hat: Weil es zum Glück in unserem Land immer mehr wagemutige Menschen gibt, die ihr Geld in zukunftsträchtige, innovative Anlageformen stecken. Es ist nämlich ein neues Zeitalter angebrochen. Nur du hast es anscheinend noch nicht gemerkt!«
    »Interessant! Soll ich dir mal sagen, was mein Vater für eine Erklärung dafür hat?«
    »Wofür?«
    »Na, für das Auf und Ab der Aktienkurse!«
    »Du wirst es uns bestimmt gleich sagen«, wagte Armin Geiger einen mutigen Blick in die Zukunft und schob sich ein soßetriefendes Fleischstück in den Mund.
    »Mein Vater behauptet, dass sich die Börse ganz einfach erklären lässt: Aktienkurse steigen immer dann, wenn mehr Idioten als Aktien auf dem Markt vorhanden sind – und sie fallen, wenn es mehr Aktien als Idioten gibt.«
    Tannenbergs Leidensfähigkeit wurde in den folgenden Minuten durch den hitzigen Diskurs seiner beiden Mitarbeiter so sehr auf die Probe gestellt, dass er irgendwann resignierte und sich wegen angeblichem spontanem Unwohlsein nach Hause verabschiedete.
     
    Als er nach einem belebenden Spaziergang durch die kalte, klare Winterluft sich zu einem Kaffee in der elterlichen Küche einfand, fiel ihm gleich die angespannte, frostige Atmosphäre auf, die wie eine gewaltige Gewitterstörung im Raum hing. Seine Mutter umsorgte ihn zwar wie immer, wenn er in ihrem Reich erschien, wie einen kleinen Kronprinzen, aber irgendwie machte sie dabei einen recht deprimierten Eindruck.
    Ihr Mann saß noch mürrischer und abweisender als sonst am Küchentisch, wie so oft um diese Zeit, in die Rheinpfalz vertieft. Sein Blick hatte sich auf einer Seite des Lokalsports festgefressen. Tannenberg konnte sich zunächst auf diese merkwürdige Situation keinen Reim machen, hatten sich seine Eltern doch im Laufe der langen gemeinsam verbrachten Jahre so optimal aufeinander eingespielt, dass es eigentlich nur ganz selten zu Streitereien zwischen ihnen kam.
    Dann hatte er plötzlich eine

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