Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
neun Ergebnisse präsentierte.
Wie von seinem Vater prognostiziert, konnte der Kripobeamte mit den aufgelisteten Meldungen nichts anfangen. Jacob klickte daraufhin eine der angezeigten Suchergebnisse an, worauf eine Seite erschien, die oben am Rand mit ›Gerichtsurteilen‹ betitelt war.
»Schau dir das an! Das Interessante dabei ist, dass es nur auf diesen wenigen Seiten eine Verbindung zwischen den beiden Firmen gibt.«
»Warum soll es denn da auch eine Verbindung geben? Das eine Unternehmen entwickelt Software, das andere verwaltet Geld.«
»Es gibt aber eine Querverbindung«, entgegnete Jacob und blätterte auf der Seite nach unten. »Schau mal, was da steht: ›Prozessbevollmächtigter der Firma FIT.net : Dr. Frederik Croissant.‹«
»Ja, und? Das ist der Justiziar der Firma!«
»Und das hier?« Der Senior blätterte weiter nach unten. »Was steht da?«
Tannenberg las murmelnd vor: »Wie der Anwalt der Firma Midas-Power-Investments , Dr. Frederik Croissant, in der Verhandlung erklärte, entbehrten die haltlosen Vorwürfe jeglicher Grundlage.«
»Das ist ja’n Ding! Da hängen diese beiden Firmen doch tatsächlich miteinander zusammen! Über diesen feinen Herrn Anwalt! Und um was ging es bei diesen Gerichtsverfahren?«
»Kleinigkeiten: Beschwerden von Kunden, Klagen von entlassenen Mitarbeitern und ähnliches Zeug.«
»Vater, das ist wirklich sehr interessant!«, bedankte sich Tannenberg und verspürte einen kräftigen Energieschub, der seine Abgespanntheit von der einen auf die andere Sekunde verflüchtigen ließ.
»Das hab ich mir doch gleich gedacht, dass dir meine Informationen gefallen!«, bemerkte der Senior stolz und rief seinem Sohn, der bereits hektisch zur Wohnzimmertür eilte. »Aber ich hab noch was für dich. Komm noch mal her.”
Jacob wartete einen Moment, bis sich sein Sohn wieder neben ihn gesetzt hatte. »Weißt du, was ›Com-mu-ni-ties‹ sind?« Wieder sprach er den Begriff zerstückelt und in seiner Muttersprache aus.
»Nein, keine Ahnung.«
»Das ist so was wie’s Tchibo …«
»Wie’s Tchibo?«
»Ja, nur im Internet. Da treffen sich auch Leute und unterhalten sich – über alles Mögliche. Zum Beispiel auch über Firmen. Und da …«
»Vater, komm bitte auf den Punkt! Ich muss ins Kommissariat«, drängte Tannenberg.
»Also gut: Es gibt Gerüchte, dass diese Firma FIT.net kurz vor dem Konkurs steht. Die sprechen auch von ›Liquiditätsproblemen‹, oder wie das heißt.«
»Was? Das gibt’s doch nicht!«
»Vielleicht sind’s ja nur Gerüchte. Das, was im Tchibo erzählt wird, stimmt ja manchmal auch nicht.«
Tannenberg hatte den letzten Satz seines computerbegeisterten Vaters nur noch bruchstückhaft vernommen, denn fluchtartig hatte er die elterliche Wohnung verlassen. Mit überhöhter Geschwindigkeit fuhr er zum Pfaffplatz und stürmte die Treppe hinauf ins zweite Obergeschoss, wo sich die Diensträume des für Wirtschaftskriminalität zuständigen K4 befanden.
Der Leiter dieser Abteilung der Kaiserslauterer Kriminalpolizei, Gregor Kirsch, wegen seiner roten Haare auch ›Cherry‹ genannt, saß in seinem Büro am Schreibtisch und stöberte gerade in irgendwelchen Akten, als er seinen Kollegen aus dem K1 erblickte.
»Oh, welch seltener Glanz in meiner bescheidenen Hütte! Der Herr Hauptkommissar! Was verschafft mir die Ehre Ihres hohen Besuchs?«
Tannenberg war völlig außer Atem.
»Komm setz dich erst mal hin. Du bist ja ganz fertig! Was ist denn los?«
»Ich brauch … dringend ein paar … Informationen von dir!«
»Gut, Tanne, kriegst du ja auch! Aber jetzt beruhig dich doch erst einmal. In deinem Alter muss man sich allmählich daran gewöhnen, ein bisschen langsamer an die Dinge heranzugehen.«
»Halt hier keine philosophischen Vorträge! … Außerdem bist du doch genau mein Jahrgang …, wenn ich mich nicht irre.«
»Stimmt! Aber ich seh eben bedeutend besser und vor allem viel jünger aus als du!«
»Ha ha! Cherry, du musst mir helfen! Was habt ihr hier bei euch über die Firma FIT.net und die Firma Midas-Power-Investments – kurz: MPI ?«
»Wie meinst du das?«
»Wie wohl? Ermittelt ihr gegen eine von ihnen, oder gar gegen beide?«
»Nein. Warum auch?«
»Weißt du etwas über eine Querverbindung zwischen diesen beiden Firmen?«
»Keine Ahnung, Tanne. So lange es da nichts zu ermitteln gibt, interessiert uns das auch nicht. Weiß nicht, ob das stimmt. Wir ermitteln ja nicht so einfach mal ins Blaue hinein, weil’s uns langweilig ist
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