Goldschatz
früher abreisen können als geplant. So wie die Dinge standen, fürchtete sie, nach drei Tagen dieses Zirkus reif für die Klapsmühle zu sein.
Roy rief immer noch nach ihr, aber erst, als sie vorsichtig über das alte faulige Deck ging, bemerkte sie die einzige weitere Person, die sich außer ihnen an Bord befand. Eric war schätzungsweise Anfang dreißig, untersetzt und unscheinbar. Auch als sie ihn direkt ansah, wäre sie nicht in der Lage gewesen, ihn zu beschreiben.
»Hallo«, sagte Fiona und schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. Dank horrender Zahnarztrechnungen, die ihr Vater bezahlt hatte, war ihr Gebiss makellos.
Eric blickte von dort auf, wo er gerade ein Seil an einem glänzenden Metallhaken festmachte. Er sah so verwundert aus, als wollte er fragen: Sprechen Sie etwa mit mir? Fiona hatte keine Zeit für Small Talk. »Arbeiten Sie schon lange für Roy?«
»Lange genug«, entgegnete er kurz angebunden.
Was ist denn mit dem los?, fragte sich Fiona und holte tief Luft. »Ich versuche herauszufinden, weshalb Roy will, dass ich ihn auf dieser Fahrt begleite.«
Der Mann zog die Leine fester. »Das werden Sie ihn schon selbst fragen müssen. Ich mache hier nur die Arbeit; mir erzählt er nichts.«
»Aber Sie fahren seinen Wagen und jetzt sind Sie mit ihm an Bord. Sie müssen doch irgendetwas wissen.«
Er schenkte ihr ein leises Lächeln und musterte sie von Kopf bis Fuß. Sein Blick sagte nur zu deutlich, dass er nicht nein sagen würde, wenn sie ihn in seiner Kabine besuchte, dass er aber nicht gedachte, mit ihr zu reden.
Zum zweiten - oder dritten? - Mal an diesem Tag hob Fiona resigniert die Hände und ging weiter. »Und da heißt es, die New Yorker wären verrückt«, brummte sie. »Ich muss mir einen alten Mann vom Leib halten, der Typ, der das Deck schrubbt, verfolgt mich mit lüsternen Blicken und dieser Vogelfanatiker erklärt mich für ein Neutrum. Wenn das so weitergeht, springe ich von Bord, und die Alligatoren sollen es nur wagen, sich mit mir anzulegen!«
»Ja, ja, Roy, ich komme schon!«, rief sie und zog eine Grimasse. Und mit gesenkter Stimme fügte sie hinzu: »Und bitte, behalte dein Hemd an.«
»Fiona, Schätzchen, von dem, was Sie essen, würde ja nicht mal ein Vogel satt«, sagte Roy und fand offenbar, dass das der komischste Witz war, den er je gehört hatte. »Ein -Vogel-, und Ace hier ist Vogelexperte, verstehen Sie?«, sagte er und brach dann in selbstzufriedenes Gelächter aus ob seiner eigenen geistreichen Bemerkung.
»Ich sage euch, manchmal könnte ich mich fast totlachen.«
Sie saßen am Tisch im Inneren des Bootes. Man konnte den Raum nicht wirklich als Kabine bezeichnen, aber in einem Land mit Temperaturen, die von heiß über heißer bis höllisch rangierten, war eine Rückwand doch überflüssig, oder? Roy saß am Kopfende des Tisches und Fiona und Ace saßen einander an den beiden Breitseiten gegenüber. Himmel, dieser Ace lachte tatsächlich über Roys dämliche Witze.
»Roy!«, sagte Fiona schließlich laut, dass er es über sein selbstzufriedenes Gekicher hinweg hören musste. »Weshalb haben Sie meine Anwesenheit hier verlangt? Wenn Sie mit jemandem von meiner Firma fischen gehen wollen, wäre jemand anders sicher geeigneter. Nein danke«, sagte sie laut und deutlich zu Ace, der sich gerade Wein aus dem Krug nachgeschenkt hatte, ohne ihr welchen anzubieten.
Nach dieser Bemerkung fing Roy schon wieder an zu kichern. »Wollen Sie beiden Hübschen mir nicht verraten, wie Sie sich kennen gelernt haben?«, fragte er neugierig.
»Nein!«, entgegneten Fiona und Ace wie aus einem Mund und vermieden es dabei, einander anzusehen.
»Roy«, sagte Fiona entschieden. »Ich möchte wissen, weshalb Sie ausgerechnet nach mir verlangt haben.«
»Schätzchen«, sagte Roy und langte nach ihrer Hand, aber Fiona kam ihm zuvor, griff hastig nach ihrem Weinglas und trank einen Schluck von dem grauenhaften Roten.
»Darf ich Ihnen nachschenken?«, fragte Ace, als er sah, wie sie das Gesicht verzog. »Ein guter Jahrgang, mindestens drei Monate alt.«
»Donnerwetter!«, rief Roy aus und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich möchte wirklich wissen, was zwischen Ihnen beiden vorgefallen ist.«
»Sie haben was übrig für gute Geschichten, nicht wahr, Roy?«, fragte Fiona, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatte zu ergründen, was hier eigentlich los war.
»Immerhin sind Sie doch der geistige Vater von Raphael .«
»Ah«, seufzte Roy sofort ernüchtert. »Ich
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