Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Goldschatz

Titel: Goldschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Nasses.
    »Kann man hier nicht mal in Ruhe schlafen?«, beschwerte sich eine Stimme, die sie in den vergangenen zwei Tagen viel zu oft gehört hatte. Im nächsten Moment tauchte eine Deckenlampe den Raum in grelles Licht und sie blickte über Roys massigen Körper hinweg in Ace’ anziehendes Gesicht, ein Gesicht, auf dem jetzt ein Ausdruck von Schock und Entsetzen lag.
    Im ersten Moment verstand Fiona überhaupt nichts mehr, aber dann folgte sie Ace’ Blick und sah, dass das, was sie in der Hand hielt, ein Messer war. Und als sie an sich herabsah, stellte sie fest, dass sie selbst und ihr Bett blutbesudelt waren.
    Sie schrie nicht. Sie gab keinen Laut von sich, hielt nur das Messer fest und starrte auf die blutige Klinge. Wie durch einen Schleier nahm sie einige Bewegungen um sich herum wahr. Da nur vier Personen an Bord waren -genauer drei lebendige und eine tote —, wusste sie, dass es sich bei den Gestalten, die sie schemenhaft wahrnahm, um Eric und Ace handeln musste.
    Kurz danach wurde Roys schwerer Leib von ihr gerollt, aber Fiona rührte sich immer noch nicht. In der kühlen Nachtluft fühlte sich das Blut, das ihre Kleider durchtränkt hatte, kalt an. Aber auch das nahm sie nur wie aus weiter Ferne wahr. Es war fast so, als habe ihre Seele ihren Körper verlassen und als blicke sie von irgendwo an der Decke auf sich selbst herab. Sie hörte eine Männerstimme sagen: >>... hat einen Schock ...«, brachte die Worte jedoch nicht mit sich in Verbindung.
    Sie hörte eine tiefere Stimme befehlen, den Motor anzuwerfen und das Boot zurück zum Hafen zu fahren. Dann glaubte sie, Wasser laufen zu hören, so als würde ein Teekessel gefüllt. Gut, eine Teeparty.
    Erst als sie die Vibrationen des Motors spürte, die so heftig waren, dass ihre Zähne aufeinander schlugen, warf jemand eine Decke über sie und versuchte, ihr aus der Koje zu helfen. Aber ihre Beine trugen sie nicht und so hob der Mann sie auf seine Arme. -Trainer hat Unrecht«, murmelte sie. »Oberschenkelmuskulatur mangelhaft.«
    Unmittelbar nachdem er sie auf einen Stuhl am Tisch gesetzt hatte, reichte er ihr eine Tasse mit einer heißen Flüssigkeit.
    »Hören Sie mir zu«, sagte er und beugte sich zu ihr herab. »Können Sie mich hören?«
    »Natürlich. Was ist das? Darjeeling? Oder vielleicht Earl Grey?«
    »Ich möchte, dass Sie mir erzählen, was passiert ist. Warum haben Sie ihn getötet? Hatte er etwas gegen Sie in der Hand? Oder hat er einfach versucht, Sie zu vergewaltigen, und dafür haben Sie ihn abgestochen?“
    Fiona musterte ihn über ihre Tasse mit dem heißen Irgendwas hinweg verständnislos. »Was?«
    »Was hat er Ihnen getan? Ich bin ein guter Zuhörer und wir müssen uns darauf einigen, was wir der Polizei sagen sollen.«
    Fionas Kopf klärte sich langsam so weit, dass der eine oder andere Gedanke den Nebel durchdrang. Nach und nach begann sie zu begreifen, was passiert war. Sie hatte im Bett gelegen mit...
    Sie blickte zu Ace auf, in dessen Gesicht aufrichtiges Mitgefühl lag. Er sah aus wie ein Schauspieler in der Rolle eines Therapeuten für Vergewaltigungsopfer.
    Sie stellte die Tasse ab. »Sie glauben, ich hätte jemanden umgebracht «, brachte sie mühsam hervor. »Ermordet?«
    Ace lehnte sich in seinem Stuhl zurück und seine Züge verhärteten sich. »Hören Sie, ich versuche nur zu helfen, aber vielleicht sollten Sie sich Ihre Geschichte für die Polizei aufsparen.“ Bei diesen Worten stand er auf und ging nach hinten, dorthin, wo die Leiche lag.
    Fiona war nicht gewillt, ihm durchgehen zu lassen, was er eben gesagt hatte. Sie sprang auf und dabei glitt ihr die Decke, in die sie gewickelt war, von den Schultern. Sie schaute an sich herab und stellte fest, dass sie vom Hals bis zu den Knien blutverschmiert war. Als sie wieder aufblickte, sah sie, wie Ace sich über den blutigen Leichnam des Mannes beugte, mit dem sie erst wenige Stunden zuvor zu Abend gegessen hatte.
    Fiona war sich gar nicht bewusst gewesen, dass sie einen Laut von sich gegeben hatte, aber in der nächsten Sekunde packte Ace sie und hielt ihren Kopf über die Reling, während sie würgte und würgte, bis ihr Magen völlig leer war.
    Sanft half Ace ihr auf einen Holzsitz, der seitlich am Bootsrand befestigt war.
    »Besser?«
    Sie zitterte derart, dass ihre Zähne klapperten. Ace verschwand einen Augenblick und kehrte gleich darauf mit einem halb vollen Whisky-Glas zurück.
    »Trinken Sie das«, sagte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.

Weitere Kostenlose Bücher