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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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helfen?!«
    »Das wollen wir auch«, sagte Rath.
    »Die Polizei, dein Freund und Helfer, wa: Pass uff, mein Freund, dir wer ’ck helfen!« Der Mann lachte kurz und abgehackt. »Na, meinen Segen hamse. Nehmense Alex ruhig hart ran! Wennse det Gör denn kriegen!«
    Rath spürte, wie schwer es Charly fiel, beherrscht zu bleiben.
    »Wir wollen sie nicht rannehmen, wir wollen ihr tatsächlich helfen«, sagte sie, »auch wenn Sie das nicht zu verstehen scheinen. Alexandra wird des Einbruchs in ein Kaufhaus verdächtigt und ...«
    »Machense, was Sie wollen, aber lassense mich damit in Frieden.«
    Jetzt war es mit Charlys Beherrschung endgültig vorbei. »Sie sollten mal lernen, anderen zuzuhören, guter Mann! Haben Sie Ihren Sohn auch so behandelt? Der Ihnen helfen wollte, aus dieser windschiefen Bruchbude hier wieder rauszukommen? Dann wundert mich gar nichts mehr! Weder Ihre schlechte Laune, noch, dass Ihre Familie mit Ihnen nichts mehr zu tun haben will.«
    »Uns Proleten muss niemand helfen, schon gar keine Sozis, wir helfen uns selbst!«
    »Sie sind zu stolz, die Hilfe Ihres Sohnes anzunehmen, nur weil er Sozialdemokrat ist?«
    »Ein Sozialfaschist! Einer, der dem Kapital hilft, uns Proleten auszubeuten!« Emil Reinhold redete sich in Rage, sein Kopf war rot angelaufen. »Aber es dauert nicht mehr lange, dann schlägt unsere Stunde. Dann wird das Proletariat aufstehen und sich wehren!«
    Rath begann langsam zu ahnen, warum die Familie Reinhold auseinandergebrochen war. Er verdrehte die Augen.
    »Ich denke, unsere Stunde hat jetzt schon geschlagen«, sagte er, »vielen Dank für Ihre Auskünfte, Herr Reinhold. – Komm, wir gehen!«
    Er hakte Charly ein und zog sie von der Hütte weg. Emil Reinhold schloss die Tür, kaum hatten sie ihm den Rücken zugewandt.
    »Warum hast du das gemacht?«, zischte Charly und riss sich los, »ich hätte noch ein paar Fragen gehabt!«
    »Die der Mann genauso wenig beantwortet hätte wie alles andere.« Rath seufzte. »Du hast doch gehört, was für einen Schwachsinn der verzapft!«
    »Vielleicht hätte er ja doch noch was gesagt.«
    »Vielleicht, wenn du ein bisschen freundlicher zu ihm gewesen wärst. Und außerdem ...« Rath zeigte nach oben. »Schau dir den Himmel an: Es wird langsam dunkel, und ich weiß nicht, wie alt die Batterien in meiner Taschenlampe sind. Wir sollten sehen,dass wir zum Auto zurückkommen. Der Weg war im Hellen schon schwer genug zu finden.«
    Charly sagte nichts, aber Rath sah ihr an, dass sie sauer war. Schweigend erreichten sie den Dorfplatz, wo Stalins Herrchen gerade dabei war, das Lagerfeuer zu entfachen.
    »Na, will die Sozi-Abordnung unser kleines Arbeiterparadies schon verlassen?«, fragte er. Sein Hund lag brav neben dem aufflammenden Feuer, das schon zu knistern begann. Kirie fing wieder an zu knurren, ganz leise und vorsichtig, sodass niemand es hörte, vor allem nicht der fremde Hund.
    »Ich weiß gar nicht, was hier alle gegen die SPD haben«, meinte Rath.
    »Na, schauen Sie sich doch um hier: Allet Arbeitslose. Wohnungslose. Leute mit kaum was zu fressen. Dank der Politik, die die Sozis machen. Auf dem Rücken der Arbeiter!«
    »Sieht doch eigentlich ganz idyllisch aus.« Rath zeigte auf das aufflammende Lagerfeuer, das die ersten Menschen aus der Kolonie anlockte. »Fast wie ein Zigeunerlager. Fehlt nur noch die Gitarre.«
    »Kommense noch mal im Februar her, wenn der See zugefroren ist und Sie kaum noch an Wasser kommen und die Kälte sämtliche Wärme aus Ihrem Körper gezogen hat. Dann sehense, dass das mit Zigeunerromantik nischt zu tun hat. Das hier ist keine Operette, das ist das Leben.«
    Sie verließen die Zeltstadt und gingen zurück in den Wald, wo die Dämmerung schon viel weiter war als am Seeufer. Mit jedem Schritt schien man noch ein bisschen weniger zu sehen. Rath holte die Taschenlampe aus dem Mantel und schaltete sie an. Der Lichtkegel huschte an Baumstämmen entlang, und alles, was er nicht erreichte, schien mit einem Mal noch dunkler geworden zu sein. Hier im Wald brachte die Lampe keine Orientierung. Den Trampelpfad, über den sie gekommen waren, fanden sie jedenfalls nicht.
    »Vielleicht sollten wir Kirie vorausgehen lassen«, meinte Charly. »Die verlässt sich mehr auf ihre Nase als auf die Augen.«
    Rath nickte und ließ den Hund am Autoschlüssel schnuppern, etwas Sinnvolleres fiel ihm nicht ein. Aber es schien zu funktionieren: Kirie richtete ihre Hundenase auf den Waldboden und begann,Witterung aufzunehmen; Rath ließ

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