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Goldstein

Goldstein

Titel: Goldstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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studiert zu haben.
    »Der neue Kommissaranwärterlehrgang hat gerade begonnen.«
    »Doktor Weiß hat uns die Kollegen vorgestellt.«
    »Haben Sie noch gar nicht mit dem Gedanken gespielt, sich auch einmal zu bewerben?«
    »Nun, Herr Kriminalrat, mit Verlaub, das erschien mir nach noch nicht einmal zwei Jahren in der Burg äh ... in Berlin noch zu früh.«
    Lange merkte, wie er nach seinem Versprecher wieder rot wurde, und ärgerte sich. Doch Gennat schien das gar nicht bemerkt zu haben. Weder den Versprecher noch das Rotwerden.
    »Sie haben Ihre Sache in den schwierigen KaDeWe-Ermittlungen bislang sehr gut gemacht. Die Kollegen Nebe und Böhm sind voll des Lobes über die Zusammenarbeit mit Ihnen.« Gennat machte eine Pause, um ein Stück Stachelbeertorte in den Mund zu schieben, bekanntermaßen sein Lieblingskuchen. »Gleichzeitig waren Sie diszipliniert genug, den beiden nichts von unserem Mordverdacht zu verraten.«
    »Nun, ich dachte, Herr Kriminalrat ...«
    »Sie haben richtig gedacht.« Gennat beugte sich nach vorne. »Sie wissen: Ohne Zeugenaussage können Sie dem Staatsanwalt nichts anbieten.«
    »Ja, leider. Ich weiß noch nicht, wie ich an diese Zeugin herankommen soll, da bin ich wohl auf den Erfolg der Fahndung angewiesen.«
    Gennat nickte. »Ich möchte, dass Sie den Fall Kallweit von Böhm übernehmen. Sie haben doch ohnehin schon zusammengearbeitet in dieser Angelegenheit.«
    »So etwas Ähnliches hat der Oberkommissar bereits angedeutet. Heißt das, ich soll die KaDeWe-Akte schließen?«
    »Um Gottes willen!« Gennat schüttelte den Kopf. »Nicht so voreilig! Sie müssen die Sache am Köcheln halten. Warten Sie weiter auf diese Zeugin.«
    »Aber der Polizeipräsident drängt auf schnelle Klärung.«
    »Das tut er immer in solchen Fällen. Lassen Sie sich nicht kirre machen. Bevor Sie diese Zeugin nicht gehört haben, können Sie die Akte nicht schließen.«
    Lange nickte.
    »Und dieser tote Hehler«, fuhr Gennat fort, »da gibt es doch genügend Zusammenhänge mit dem KaDeWe-Fall. Vielleicht springt noch die ein oder andere Erkenntnis dabei heraus, meinen Sie nicht?«
    »Könnte sein, Herr Kriminalrat«, sagte Lange. »Wollen nur hoffen, dass die KaDeWe-Zeugin nicht den Hehler auf dem Gewissen hat. Das wäre ein Zusammenhang, der mir nicht gefiele.«
    »Sie bekommen Unterstützung durch den Kollegen Mertens. Aber ... was unseren gemeinsamen Verdacht angeht: weiterhin kein Wort! Zu niemandem!«
    Lange nickte. Und nahm noch einen Bissen Mohnstrudel.
    »Und«, fuhr Gennat fort, während der Kriminalassistent kaute, »was den nächsten Kommissaranwärterlehrgang angeht – da möchte ich Ihre Bewerbung auf dem Tisch sehen. Sonst bekommen Sie Ärger mit mir.«
    44
    S ie waren spät dran, es dämmerte bereits. Kirie zog kräftig an der Leine, irgendwelche Gerüche hier draußen schienen den Hund zu locken; Rath hatte Mühe, ihn zu halten.
    »Bei Fuß«, schimpfte er zum wiederholten Male. Und zum wiederholten Male vergeblich. Der Hund zerrte weiter an der Leine, als werde er dafür bezahlt. Rath hätte Kirie verfluchen können; seine Stimmung war ohnehin nicht die beste. Nach einer nervtötenden Heimfahrt mit dem Hanomag hatte er sich auf einen ruhigen Feierabend gefreut. Stattdessen latschte er nun hier am Ufer des Müggelsees herum.
    »Verdammt, Kirie! Fuß!« Rath blieb stehen und zerrte wütend an der Leine. Der Hund jaulte kurz auf und schaute überrascht zurück. Aber wenigstens blieb er endlich einmal stehen. Charly auch.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte sie und schaute ihn entgeistert an. »Reiß dich mal zusammen!«
    »Wir hätten den Hund zuhause lassen sollen.«
    »Damit er das ganze Haus zusammenjault? Du weißt doch, dass er nicht gern allein ist.«
    »Dann wären wir besser alle drei zuhause geblieben.«
    »Wenn es dir zu viel ist, mir ein bisschen zu helfen, dann hättest du das sagen sollen.«
    »Schon gut. Ich hatte nur einen beschissenen Tag, das ist alles. Entschuldige.«
    Rath ärgerte sich darüber, dass er sich hatte breitschlagen lassen. Er konnte sich weiß Gott schönere Dinge vorstellen, vor allem mit Charly, als am Müggelsee nach einem Obdachlosenlager zu suchen. Wenn er alles richtig zusammenbrachte, dann hatte sich die Sache mit Charlys entlaufener Herumtreiberin zugespitzt. Dann hatte Alex Reinhold nicht nur in der U-Bahn randaliert, sondern war an einem der spektakulärsten Einbrüche der letzten Zeit beteiligt, dem Einstieg ins KaDeWe, und überdies womöglich in zwei

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