Goldstein
feuchte Zunge.
Charly schlug die Augen auf, nur einen kleinen Spalt zunächst, dann schreckgeweitet, als sie in das Gesicht des lächelnden schwarzen Hundes sah.
Sie setzte sich auf und erkannte erst Kirie, dann auch Rath, der neben dem Hund stand. Sie lächelte selig und umarmte seine Beine, drohte dabei gleich wieder einzuschlafen.
»Ich habe eine Fahrkarte«, nuschelte sie.
»Nicht nötig, wir fahren mit dem Auto.« Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Du musst nur ein paar Meter gehen«, sagte er.
Das stellte sich als schwieriger heraus als gedacht. Rath stützte sie, und Charly gab sich auch alle Mühe, doch ihr Kreislauf war derart strapaziert, dass sie immer wieder pausieren musste. Vor allem die Treppe hoch.
»Nun komm«, sagte Rath, »oben steht der Wagen, du hast es gleich geschafft. Vom Wald bis hierhin hast du es doch auch geschafft!«
»Eben war das auch noch einfacher«, sagte sie, »bevor ich eingeschlafen bin. Schlafen macht müde.«
Rath überlegte nur kurz, ob er ihr im Café oben auf der anderen Straßenseite einen starken Mokka spendieren sollte, entschied dann aber anders: ab ins Auto, so schnell wie möglich. Als er sie endlich auf den Sitz verfrachtet hatte, dauerte es nur Sekunden, und sie war wieder eingeschlafen. Noch ehe er den Motor gestartet hatte.
In der Spenerstraße musste er sie wie eine Braut über die Schwelle tragen, oder er hätte sie im Wagen weiterschlafen lassen müssen. Charly lag federleicht und weich in seinen Armen, als er sie die Treppe hinauftrug. Das Schwierigste war es, den Schlüssel in der Wohnungstür zu drehen, aber auch das bekam er hin. Mit einem Fußtritt schloss er die Tür wieder und brachte Charly ins Schlafzimmer, legte sie aufs Bett und zog sie aus, so gut es ging. Er hatte sie gerade zugedeckt, da klingelte es. Er schaute auf die Uhr. Kurz vor elf mittlerweile; wer mochte das sein?
Er ließ Kirie bei Charly und ging hinaus in die Diele. Er zog die Walther aus dem Schulterholster an der Garderobe und luddie Waffe einmal durch. Leise schlich er zur Tür, die Pistole im Anschlag, hielt sich dicht an der Wand, um kein Ziel abzugeben, falls es dem da draußen in den Sinn kommen sollte, einfach durch die Tür zu ballern. Langsam legte er die Hand auf die Klinke, und dann, mit einem Ruck, riss er die Tür auf und zielte gleichzeitig auf den Störenfried.
Draußen stand ein kleiner Mann, der den Eindruck machte, als stünde er kurz davor, vor Todesangst zu kollabieren. Rath nahm die Waffe wieder runter.
Das Männlein atmete heftig. Es brauchte eine Weile, um sich wieder zu beruhigen.
»Maltritz«, sagte er schließlich, und es klang wie eine Entschuldigung, »ich bin nur der Hausverwalter hier.«
»Entschuldigen Sie diesen Empfang, Herr Maltritz«, sagte Rath. »Aber ich dachte ...«
»Was dachten Sie?«
»Hier ist eingebrochen worden vor ein paar Tagen, deswegen passe ich ein wenig auf. Ich bin ein ... Bekannter von Fräulein Ritter«, sagte er. »Und Polizist.«
Er zeigte seinen Dienstausweis, doch der schien das Männlein überhaupt nicht zu beeindrucken.
»Wo ist denn Fräulein Ritter?«
»Äh ... Sie ist nicht zuhause«, sagte Rath, »was ich verstehen kann, nach allem, was passiert ist. Den Einbruch, meine ich.«
»Ist sie wirklich nicht zuhause? Ich habe eben Schritte gehört im Treppenhaus.«
Der Hausverwalter lugte misstrauisch in die Wohnung.
»Die Schritte? Das muss ich gewesen sein.«
»Sie allein?«
»Ich und mein Hund«, sagte Rath. »Aber was geht Sie das überhaupt an, wenn ich fragen darf?«
»Eine ganze Menge. Fräulein Ritter ist mit der Miete im Rückstand. Sie wollte bis gestern Abend das Geld besorgt haben. Nur war sie gestern Abend nicht zuhause.«
Rath erinnerte sich. Charly hatte ihn angepumpt, und er hatte vergessen, das Geld zu besorgen. Kein Wunder, nach allem, was passiert war. Die 150 Mark von Alex hätten sie jetzt gut gebrauchen können.
»Sie bekommen das Geld, Herr Maltritz. Fräulein Ritter hat ... äh ... mich damit beauftragt, die Miete zu begleichen.«
»Gut«, sagte Maltritz und schaute erwartungsvoll.
»Was denn?«
»Ich warte auf das Geld.«
»Das habe ich doch jetzt noch nicht.«
»Hören Sie, erzählen Sie Ihre Räuberpistolen irgendwelchen kleinen Kindern, vielleicht glauben die ja daran!« Die Stimme des kleinen Mannes war lauter, als man vermuten sollte. »Ich jedenfalls lasse mich nicht an der Nase herumführen. Wo immer Fräulein Ritter sich auch versteckt, ob hier in der
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